Paradoxes Vorgehen: Hier werden Mücken mit noch mehr Mücken bekämpft | The Weather Channel

Paradoxes Vorgehen: Hier werden Mücken mit noch mehr Mücken bekämpft

09.06.2020, Rheinland-Pfalz, Ludwigshafen: Eine Mitarbeiterin der Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung (GFS) hält im Stadtteil Melm einen mit einem Netz abgedeckten Behälter mit sterilen männlichen Tigermücken in den Händen. Seit mindestens 2019 hat sich die Asiatische Tigermücke in Ludwigshafen-Melm ausgebreitet. Im vergangenen Jahr gab es lokal erhebliche Belästigungen durch diese aggressive tagaktive Mücke, weshalb die Stadt Bekämpfungsmaßnahmen angeordnet hat. Foto: Uwe Anspach/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Jede Woche werden etwa 34.000 sterilisierte Männchen ausgesetzt
(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke setzen die Jäger der Blutsauger in Rheinland-Pfalz jährlich Hunderttausende der kleinen Plagegeister selbst aus. Das klinge paradox, habe aber durchaus System, sagte Norbert Becker von der Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung in Speyer.

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Sterilisierte Männchen machen Weibchen unfruchtbar

Es handele sich nämlich um Männchen, die mit Hilfe von Gammastrahlen sterilisiert wurden und damit Weibchen unfruchtbar machten. „Das sind unsere ‚Helfer mit Flügeln‘ - die gehen dahin, wohin wir nicht kommen“, sagte Becker. Die Mückenjäger arbeiten derzeit intensiv beiderseits des Rheins, in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg.

Über 600.000 sterilisierte Männchen

„Jede Woche setzen wir etwa 34.000 sterilisierte Männchen aus, bei 15 bis 20 Freilassungen macht das über 600.000“, sagte Becker bei einem Ortstermin in Ludwigshafen. Die hohe Zahl sei nötig, weil sich die Tigermücke stark vermehre. „Wir brauchen ein bestimmtes Verhältnis zu den Wildmücken, sonst klappt es nicht.“ Das Verfahren ist aufwendig.

Das Projekt begann vor zwei Jahren

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Vor zwei Jahren hatten Experten um Becker die Eier der Tigermücke in der Gegend um Heidelberg gesammelt und nach Italien geschickt. „Dort, in der Nähe von Bologna, werden sie zunächst massenvermehrt, damit Larven schlüpfen.

Wenn diese zur Puppe wird, werden die Männlein aussortiert und mit Gammastrahlen sterilisiert“, erzählte Becker. Über Nacht bringt ein Kurierdienst die Tiere dann nach Speyer.

Nachkommen sind nicht lebensfähig

„Sie befruchten nach dem Aussetzen zwar Weibchen, aber die Nachkommen sind nicht lebensfähig“, sagte der Biologe. Das Weibchen lege dann lebenslang unfruchtbare Eier. Das Projekt wird Becker zufolge vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Folge des Klimawandels

Die Tigermücke wurde wohl aus Italien eingeschleppt und 2014 erstmals in Deutschland bei Freiburg entdeckt. Experten werten dies als Folge des Klimawandels. Der stechlustige Blutsauger ist nicht nur ein Plagegeist. Die Tigermücke ist auch ein potenzieller Überträger von Krankheitserregern, etwa des Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Virus.

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