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Nächste Gefahr im Anmarsch: die Asiatische Tigermücke | The Weather Channel
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Tiere

Nächste Gefahr im Anmarsch: die Asiatische Tigermücke

ARCHIV - 01.01.2002, USA, ---: ACHTUNG: DIESER BEITRAG DARF NICHT VOR DER SPERRFRIST, 14. APRIL 00.01 UHR, VER÷FFENTLICHT WERDEN! Eine weibliche Asiatische Tigerm¸cke (Aedes albopicts). (Zu dpa ´Klimawandel lockt M¸cken in den Norden - Mediziner alarmiertª) Foto: James Gathany/CDC/Centers for Disease Control and Prevention/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollst‰ndiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Überträgt gefährliche Tropenkranhkeiten wie das Dengue-Fieber, gegen das es keine Medikamente gibt.
(dpa)

Eine offene Regentonne, mehrere vollgelaufene Topfuntersetzer und ein Sammelsurium von Gießkannen - keine Frage, auf dem Grundstück der Familie Theobald in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) würden sich Asiatische Tigermücken wohl fühlen und ihre Eier ablegen.

Tigermücke brüten in künstlichen Wasserbehältnissen

Im Gegensatz zur Rheinschnake, die im Wesentlichen in Überschwemmungsgebieten vorkommt, bevorzugt die Tigermücke künstliche Wasserbehältnisse als Brutstätte. Vor einem Jahr will die Tochter des Hausbesitzers Hermann Theobald dort ein Exemplar des aus Südostasien stammenden Insekts gesehen haben.

Das hat Mückenjägerin Gabriele Stadler von der Icybac, einer Tochter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs), auf den Plan gerufen. Für ihre Bestandsaufnahme muss sie über die Aussagen der Hausbewohner hinaus ein Foto oder die nach ihrer schwarz-weißen Musterung benannte Tigermücke selbst in die Hand bekommen. Bei den Theobalds findet sie wie im vergangenen Jahr keine Spur von dem Blutsauger. Sie verlässt den idyllischen Garten aber erst, nachdem sie ihn "tigermückenfest" gemacht hat.  

Mithilfe der Bevölkerung nötig

Das von ihr und ihrem Team betreute Gebiet in der Weinheimer Weststadt hat sich von 20 Hektar (2019) in diesem Jahr mehr als verdreifacht. "Von Plage wie in Südbaden kann man aber hier noch nicht sprechen, die einzelnen Funde sind noch weit gestreut", erläutert Stadler. Ihr Motto: "Wehret den Anfängen." In erster Linie geht es im Kampf gegen die Mücken um das Vermeiden unnötiger Wasseransammlungen. "Hier ist die Mithilfe der Bevölkerung notwendig", sagt Norbert Becker von der Gesellschaft zur Förderung der Stechmückenbekämpfung in Speyer, einer weiteren Tochter der Kabs.

Tagaktive Tigermücke überträgt auch Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Virus

Die auch tagsüber stechlustige Tigermücke ist nicht nur ein Plagegeist. Sie ist auch ein potenzieller Überträger von Krankheitserregern, etwa des Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Virus. Die Infektion mit dem Zika-Virus wird für eine von geistigen Einschränkungen begleitete Schädel-Deformation von Föten und Neugeborenen verantwortlich gemacht. Vor allem aus Brasilien sind Fälle bekannt.

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Eine Ansteckung über die Tigermücke hierzulande hängt aber von vielen Bedingungen ab, wie Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut erläutert. Erst müsste ein Reisender den Erreger mitbringen und von einem Blutsauger gestochen werden. In diesem müsste sich dann der Erreger bei hohen Temperatur vermehren, so dass er beim Stich eines anderen Menschen übertragen wird. "Das ist nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich", meint Glasmacher. In Südfrankreich habe es schon einzelne Fälle von Dengue-Fieber gegeben. Auch mit Blick auf die Klimaerwärmung sei die Bekämpfung wichtig. "Man muss vermeiden, dass sich ein neuer Überträger in Deutschland etablieren kann."   

Klimaextreme begünstigen Entwicklung der Tigermücke

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Auch das pfälzische Ludwigshafen verstärkt den Kampf gegen das Insekt. "Corona-Viren werden von Stechmücken nicht übertragen. Allerdings wird die Entwicklung der Mücke durch die Klimaextreme begünstigt - zum Beispiel durch hohe Temperaturen", teilt die Stadt mit. So können über der Wasseroberfläche abgelegte Eier auch den Winter überstehen. Die Stadt und das Gesundheitsamt bitten die Bürger um Unterstützung vor allem im Neubaugebiet Melm. Die dortigen Haushalte werden mit einem Faltblatt und einer Packung sogenannter Bti-Tabletten zur Behandlung möglicher Brutstätten versorgt.

Gefährlich: Wasser im Schaft des Sonnenschirms

Icybac-Projektleiterin Stadler nimmt die Grundstücke lieber selbst in Augenschein. Sie checkt etwa, ob im Schaft des Sonnenschirms Wasser steht, sein wasserbefüllter Fuß Risse hat oder ob sich in hohlen Zaunpfosten Feuchtigkeit angesammelt hat. In diesen Fällen kommt der biologische Wirkstoff Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) in einer Sprayflasche mit Wasser gelöst zum Einsatz. «Dieses Eiweißkristall ist unbedenklich für Hund, Katze, Maus und Menschen, für die Mückenlarven aber tödlich», sagt die Geografin mit Schwerpunkt Biologie. Behandeltes Wasser kann weiter verwendet werden. Auch Insektenfallen hat sie dabei, dunkle, mit Wasser befüllte Plastiktöpfe zum Anbringen in Gebüschen und Bäumen. Ein Holzstab lädt die Weibchen zur Ablage der Eier ein. Das erleichtert Stadler, diese zu entfernen.

Verbreitung bereits in Italien, Frankreich und der Schweiz

Wie gelangen die Exoten nun nach Süddeutschland? Im weltweiten Maßstab durch die Importe von «Happy Bamboos», erzählt Stadler. Die dekorativen Pflanzen sehen dem Bambus ähnlich, gehören aber zu den Drachenbäumen und brauchen für den Transport Wasser. Auch der weltweite Handel mit alten Autoreifen, in denen Wasser abgelagert ist, hat Stadler zufolge den Tigermücken den Weg nach Europa geebnet. Verbreitet sind sie bereits in Italien, Frankreich und der Schweiz. Von Italien kommen sie als blinde Passagiere in Fahrzeugen, insbesondere auf der Autobahn 5, nach Deutschland.

Gauner geben sich als Mückenbekämpfer aus

Nicht überall sind Stadler und ihre Kollegen so willkommen wie im Haushalt der Theobalds. Es tauchen auch Gauner als Trittbrettfahrer auf, die für den eigentlich kostenlosen Service Geld verlangen. Deshalb hat die 48-Jährige immer ein Nachweis der Stadt dabei. Gartenbesitzer Theobald jedenfalls ist dankbar für den Einsatz der Mückenjäger: "Wenn derartige Insekten hier auftauchen, ist es ja schön, wenn man etwas dagegen tun kann."

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