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Wiederkehrende Tragödie: Warum Wale massenhaft an Stränden sterben

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Wiederkehrende Tragödie: Warum Wale immer wieder stranden

An Stränden auf der ganzen Welt kommt es immer wieder vor, dass eine große Anzahl von Walen an Land strandet. Welche Ursachen dahinter stecken, ist nicht genau bekannt.

Trauriger Höhepunkt: Australien erlebte Ende September 2020 die größte Massenstrandung in der Geschichte des Landes: An der Küste der südlich des Kontinents gelegenen Insel Tasmanien strandeten fast 500 Langflossen-Grindwale (Globicephala melas). Die mehrtägigen Rettungsanstrengungen gestalteten sich äußerst schwierig, rund 350 der Meeressäuger überlebten das Ereignis nicht.

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Wiederkehrende Tragödie

Lediglich 108 Tiere konnten laut Behördenangaben gerettet und in tiefere Gewässer gebracht werden. Das Phänomen ist nicht neu, Walstrandungen werden seit Jahrhunderten von Menschen dokumentiert. Die größte historisch belegte Massenstrandung ereignete sich 1918 mit rund 1000 Grindwalen auf den neuseeländischen Chatham-Inseln. Einige Tage nach dem aktuellen Vorfall in Tasmanien liefen insgesamt 15 Grindwale an der spanischen Nordküste auf Grund. Neun von ihnen verendeten.

Altbekanntes Phänomen

Die Frage, ob Walstrandungen in jüngerer Vergangenheit immer weiter zunehmen, ist jedoch schwer zu beantworten. Jörn Ehlers ist seit über 20 Jahren bei der Umweltschutzorganisation WWF tätig. Seinem subjektiven Eindruck nach haben Walstrandungen zugenommen. „Aber letztlich ist das Spekulation, da die Ursachen für die Strandungen vielfältig sind.“ So hätten Unterwasserlärm und die Verschmutzung der Meere einerseits zugenommen.

„Andererseits nimmt die Zahl der Meeressäuger tendenziell ab, folglich können auch weniger stranden“, sagt Ehlers. Ohnehin seien den spektakulären Nachrichtenbildern von Massenstrandungen zum Trotz Strandungen nicht die größte Bedrohung für Wale. Viel gravierender wirkt sich Jörn Ehlers zufolge die industrielle Fischerei aus: „Jahr für Jahr verenden rund 300.000 Wale und Delfine in Fischernetzen oder verheddern sich in über Bord gegangenen Geisternetzen.“

Vielfältige Ursachen möglich

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Die genauen Ursachen dafür, dass Wale stranden sind bisher unbekannt. Als ein möglicher Faktor gilt Unterwasserlärm, beispielsweise durch wirtschaftliche Aktivitäten wie Öl- und Gasbohrungen oder durch militärische Manöver. „Die zunehmende Plastikflut und die generelle Verschmutzung stellen die Tiere vor weitere Probleme und auch die Erderhitzung verändert die Meere immer rasanter“, ergänzt WWF-Experte Ehlers. Darüber hinaus gibt es aber auch natürliche Ursachen. Wale orientieren sich unter anderem am Magnetfeld der Erde – wird dieses durch Erdbeben oder Sonnenstürme gestört, können die Tiere einer Theorie zufolge die Orientierung verlieren.

In flachem Wasser, wo das Ortungssystem der Tiere nicht funktioniert, steigt die Wahrscheinlichkeit zu stranden darüber hinaus stark. „Bei Grindwalen kommt hinzu, dass die Tiere in großen Gruppen unterwegs sind und einem Piloten oder einer Pilotin folgen“, erläutert Ehlers. „Verirrt sich dieses Leittier, ist manchmal die ganze Gruppe verloren.“ Auch wenn sie bereits durch Rettungsaktionen befreit worden sind: Manche Tiere schwimmen trotzdem zu ihren nach wie vor gestrandeten Artgenossen zurück und bringen sich erneut in Gefahr.

Globale Hotspots

Weltweit kommt es in manchen Gegenden regelmäßig zu Walstrandungen. So sind sie etwa in Neuseeland und Australien – und dort besonders auf der südaustralischen Insel Tasmanien – ein verhältnismäßig häufiges Phänomen. „Die Rettung vieler Tiere im aktuellen Fall ist ja auch darauf zurückzuführen, dass freiwillige Rettungsteams schon darauf vorbereitet waren, die Wale wieder zu befreien”, sagt Jörn Ehlers vom WWF. Auch Cape Cod im nordostamerikanischen Bundesstaat Massachusetts, ist ein Hotspot für Walstrandungen. An den Küsten der südlich von Boston in den Atlantik ragenden Halbinsel stranden in einem durchschnittlichen Jahr über 200 Wale und Delfine.

Gegen konkrete Walstrandungen lässt sich nichts ausrichten. Doch viele mögliche Ursachen für das Phänomen wie etwa der Klimawandel oder die Verschmutzung der Meere durch Plastik oder andere Schadstoffe gehen auf menschliche Aktivitäten zurück. „So gesehen sind Walstrandungen nur Teil eines viel größeren Problems“, sagt Jörn Ehlers vom WWF. „Und das werden wir nur durch einen achtsameren nachhaltigen Lebensstil in den Griff bekommen können.“

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