Jäger der Nacht in Gefahr - Einige Fledermausarten schwinden | Weather.com

Jäger der Nacht in Gefahr - Einige Fledermausarten schwinden

ARCHIV - 31.03.2003, Hessen, Kassel: Eine Fledermaus der Art "Grosses Mausohr" hat das Maul weit aufgerissen und die Ohren aufgestellt. Anhand von 47 Indikatoren hat das Umweltministerium Rheinland-Pfalz eine erste Bilanz zur Biodiversit‰tsstrategie gezogen. Bei 25 Indikatoren wird eine positive Entwicklung festgestellt, insgesamt aber ist der Trend negativ. (Zu dpa "Licht und Schatten bei Bem¸hungen um Artenvielfalt") Foto: Holger Hollemann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zur Internationalen Fledermausnacht vom 26. auf den 27. August werden in ganz Deutschland zahlreiche Veranstaltungen in allen Bundesländern angeboten. Es gibt Führungen, Vorträge und Ausstellungen - das Angebot reicht von einer Fledermaussafari in Hohwacht an der Ostsee in Schleswig-Holstein bis zur Fledermausführung im bayerischen Benediktbeuern.
(Holger Hollemann/dpa)

Der Gesamtbestand der Fledermäuse in Sachsen ist gefährdet - unter anderem durch Veränderungen an Gebäuden und Infrastruktur, intensive Landwirtschaft und durch Windräder. Dank Schutzmaßnahmen in der Vergangenheit gibt es zwar partiell positive Trends.

Aber bei den Arten, die Spalten an Fassaden oder Dächern von Gebäuden nutzen, schätzen die Experten im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) die Situation deutlich negativ ein. Das betreffe das Graue und Braune Langohr, die Kleine Bart- sowie Breitflügel- und Zwergfledermaus.

"Batnight" am letzten Wochenende im August

Nicht mal die Hälfte der fast zwei Dutzend Fledermausarten im Freistaat gelten laut Roter Liste als ungefährdet. Am letzten August-Wochenende informiert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) alljährlich über die Tiere, auch diesmal ist "Batnight". Eine internationale Veranstaltung.

2​2 Arten vom Aussterben bedroht

Konkrete Zahlen zum aktuellen Gesamtbestand gibt es nicht, sagte ein LfULG-Sprecher. "Fledermausquartiere werden hauptsächlich von ehrenamtlichen Fledermausschützern betreut." Laut einer Analyse von 2020 waren zwei der 22 in Sachsen lebenden Arten vom Aussterben bedroht, sieben teils stark gefährdet und nur neun gar nicht. Bei 20 Arten der "Jäger der Nacht" sei die Fortpflanzung nachgewiesen.

Aufbauendes Rettungs-Beispiel: die Kleine Hufeisennase

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Zu den Ausreißern gehört die Kleine Hufeisennase. Sie ist laut LfULG zwar sehr selten im Freistaat, aber dank intensiver Bemühungen erholt sich der Bestand im Raum Dresden. Die auch durch das umstrittene Projekt Waldschlösschenbrücke prominent gewordene Fledermausart breitet sich wieder aus, es gebe 20 Wochenstuben mit insgesamt 2700 erwachsenen Tieren. Beim Wegfall intensiver Schutzbemühungen könne das in wenigen Sommerquartieren konzentrierte Vorkommen aus Sicht der Experten erlöschen, so das Landesamt.

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Alle Maßnahmen zum Schutz der Tiere kompensieren die Verluste von Quartieren durch Gebäudesanierung und -abriss den Angaben nach aber nur bedingt. Immer häufiger würden zudem die Lebensräume der Fledermäuse zerschnitten, vor allem in stark landwirtschaftlich genutzten Gebieten oder durch Bau und Unterhaltung von Straßen. "Und die Sterberate an Windkraftanlagen wächst." Das treffe vor allem Abendsegler, Rauhaut-, Zwerg- und Zweifarbfledermaus.

Schlecht für die Tiere: Wärmedämmung, Photovoltaik, Dachsanierung

Problematisch sind laut LfULG auch die Wärmedämmung von Fassaden, Dachsanierung und -ausbau oder Abrisse von Gebäuden. Auch unter Folgen von Dürre, Baumpflege und -fällungen im Wald oder dem Verschluss von Hohlräumen wie Kellern leiden die Tiere. Ein enges Spektrum der Fruchtarten, Insektizide und großflächige Bewirtschaftung beschnitten das Nahrungsangebot der Fledermäuse, ebenso wie die Anlage von Gewerbe- und Wohnparks oder Photovoltaik.

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