Vogelgrippe tötet massenweise Robben | Weather.com
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Vogelgrippe tötet massenweise Robben

Auch dieses Robbenbaby ist von der Vogelgrippe bedroht, die sich rasend schnell in der Tierwelt ausbreitet
(dpa)

Millionen tote Vögel – aber auch Zehntausende tote Robben: Die Vogelgrippe breitet sich in der Tierwelt aus, in verschiedenen Regionen rund um den Globus. Seehunde, Seelöwen und See-Elefanten scheinen besonders anfällig für den Virus zu sein.

20.000 tote Seelöwen in Chile und Peru

An so weit auseinanderliegenden Orten wie Chile und dem Norden der USA hat sich der Erreger in der Robbenpopulation verbreitet. In Neuengland gab es bereits einige Hundert Todesfälle. Weit schlimmer ist die Lage in Südamerika: Dort starben schon mehr als 20.000 Seelöwen in Chile und Peru und Tausende See-Elefanten in Argentinien.

V​irus in freier Natur nicht zu kontrollieren

Bei domestizierten Tieren lässt sich das Virus kontrollieren, nicht aber in der freien Natur. Für Meeressäugetiere, für die der Erreger völlig neu ist, habe das verheerende Folgen, erklärt Marcela Uhart von der University of California. "Wenn das Virus erst einmal in der Tierwelt ist, verbreitet es sich wie ein Lauffeuer, solange es anfällige Tiere und Arten gibt", sagt die Expertin. "Durch die Bewegung der Tiere wird das Virus auf neue Gebiete übertragen."

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Wie die Robben sich mit der Vogelgrippe angesteckt haben, untersuchen die Forscherinnen und Forscher noch. Höchstwahrscheinlich sei es im Kontakt mit infizierten Seevögeln passiert, sagt Uhart. Seit dem ersten Auftreten des Virus bei den südamerikanischen Meeressäugern Ende 2022 sei die Sterblichkeitsrate ungebrochen. In Peru und Chile seien seither zudem Hunderttausende Vögel der Krankheit erlegen. Im Februar wurde das Virus dann auch auf dem antarktischen Festland nachgewiesen.

F​ataler Kontakt mit Möwen

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Viele der betroffenen Arten, wie die südamerikanischen Seelöwen oder die südlichen See-Elefanten, haben einigermaßen stabile Populationen. Aber einerseits sind die Meeressäuger wichtige Player in den Ökosystemen, andererseits befürchten die Forscher eine Ausbreitung auf weitere Arten. So könnte das Virus auch für den Tod Hunderter Kaspischer Robben in Russland im vergangenen Jahr verantwortlich gewesen sein. Kaspische Robben gelten als gefährdete Art.

In Neuengland an der Ostküste der USA zogen sich die dort gestorbenen Robben laut Wissenschaftlern der Tufts University die Infektion vermutlich im Kontakt mit Möwen zu: entweder durch die Ausscheidungen infizierter Vögel oder weil kranke Möwen zur Beute wurden.
Meeressäugetiere hätten eine Art Sonderstellung, was die Ausbreitung der Vogelgrippe-Ausbrüche angehe, sagt Wendy Puryear, Mitautorin einer Studie der Tufts-Universität. "Eine Verbindung ist, dass eine Menge Viren bei Meeresvögeln zirkulieren. Für diese Wildvögel gibt es viele Möglichkeiten, das Virus aufzunehmen und an Meeressäuger weiterzugeben."

Zusammenhang mit Klimawandel

Auch ein Zusammenhang der Krankheitsausbrüche mit dem Klimawandel wird vermutet. Höhere Meerestemperaturen vor Nordchile führten zu einem Rückgang der Futterfisch-Populationen, was die Seelöwen schwäche und anfälliger für Krankheiten mache, erklärt Liesbeth van der Meer, Direktorin der Umweltorganisation Oceana in Chile. Wissenschaftler und Umweltschützer hofften jetzt darauf, dass eine Impfung von Geflügel gegen die Vogelgrippe die Ausbreitung der Krankheit innerhalb der Tierwelt eindämmen könne.

S​chutzmaßnahmen in Aquarien nötig

Derzeit sind selbst Robben in Aquarien nicht sicher. Deshalb hat beispielsweise das New England Aquarium in Boston strenge Hygienemaßnahmen ergriffen, um ein Einschleppen des Virus zu verhindern. So gebe es Anweisungen für Mitarbeitende, welche Geflügelprodukte diese mit an den Arbeitsplatz bringen dürfen, und eine Markise, die die Meeressäuger vor Vögeln schützt, erklärt Melissa Joblon, die Leiterin der Abteilung Tiergesundheit am Aquarium.

Mutationen machen E​rreger so gefährlich

Was die Infektionen und Todesfälle bei den Meeressäugern umso besorgniserregender macht: Der Erreger mutiert. Die Mutationen rechtfertigten weitere Untersuchungen und unterstrichen die dringende Notwendigkeit einer lokalen Überwachung, mahnten Wissenschaftler in einem Beitrag der Fachzeitschrift "Nature Communications" von vergangenem Herbst. Dies sei nötig, um Ausbrüche zu kontrollieren und ein Übergreifen auf andere Arten - oder auch auf Menschen - zu begrenzen.

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