Schweinepest bedroht Parmaschinken- und Salami-Produktion | Weather.com
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Schweinepest in Italien bedroht Parmaschinken- und Salami-Produktion

Nordiatlien wird derzeit von einer Schweinepest heimgesucht. Im September kam es erneut zu zwei Dutzend neuen Ausbrüchen. Vielen Landwirte drohen ihre Existenzgrundlage zu verlieren. (AP Photo/Luca Bruno)
Nordiatlien wird derzeit von einer Schweinepest heimgesucht. Im September kam es erneut zu zwei Dutzend Ausbrüchen. Viele Landwirte drohen ihre Existenzgrundlage zu verlieren.
(AP Photo/Luca Bruno)

„Es ist trostlos“, sagt Giovanni Airoli vor seinem Bauernhof in der norditalienischen Lombardei. Eine seiner Sauen ist Ende August positiv auf die Afrikanische Schweinepest getestet worden. Innerhalb einer Woche wurden daraufhin alle 6200 Sauen, Ferkel und Mastschweine in seinem Betrieb südlich von Mailand geschlachtet, um die Seuche zu stoppen, die Italiens 20 Milliarden Euro schwere Prosciutto-, Salami- und Schweinefleisch-Branche bedroht.

Airolis Hof war der Ausgangspunkt der Schweinepest-Epidemie. Außer den Angestellten, die strenge Hygienevorschriften wie das Tragen sauberer Schutzanzüge und Stiefel befolgen müssen, darf jetzt niemand den Betrieb betreten oder verlassen. „Das ist passiert, obwohl wir alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen haben“, sagt Airoli. „Offensichtlich gab es einen Fehler. Wir verstehen nicht, was es gewesen sein könnte.“

Zwei Dutzend neue Ausbrüche im September

Seit dem Auftreten der Schweinepest im Januar 2022 hat Italien fast 120.000 Schweine gekeult – drei Viertel davon allein in den vergangenen zwei Monaten, als sich der Notstand verschärfte.

Anfang September kam es zu 24 Ausbrüchen der Seuche, die meisten davon in der Lombardei. Besonders besorgniserregend ist die Lage in einem Gebiet von 4500 Quadratkilometern, das auch das benachbarte Piemont und die für ihren Parmaschinken bekannte Emilia Romagna einschließt. Hier wurde die Infektion auch bei Hausschweinen bestätigt.

Landwirte drohen Existenzgrundlage zu verlieren

Doch die Auswirkungen des Ausbruchs ziehen weitere Kreise: Die Landwirte in dem 23.000-Quadratkilometer großen Gebiet sind auch wegen infizierten Wildschweinen oder aufgrund einer Pufferzone mit Restriktionen konfrontiert.

Die Seuche, die bei Schweinen fast immer tödlich verläuft, infizierte zunächst Wildschweine und breitete sich dann schnell auf Hausschweine aus. Menschen sind von der Krankheit nicht betroffen. Die mächtige italienische Agrarlobby Coldiretti schätzt den bisherigen Schaden für die Branche auf 500 Millionen Euro, der zum Teil auf Einfuhrverbote zurückzuführen ist. Der Landwirtschaftsverband warnt, einige Landwirte könnten ihre Existenzgrundlage verlieren.

„Alarmierendes Ausmaß“

Nach eigenen Berechnungen erwirtschaftet der Sektor 20 Milliarden Euro in der gesamten Lieferkette, von den Schweinezuchtbetrieben bis zu den Unternehmen, die das Fleisch pökeln oder räuchern. „Die Ausbreitung der Schweinepest hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht und gefährdet nicht nur die Gesundheit der Tiere, sondern den gesamten Schweinefleischsektor“, warnte Ettore Prandini, Präsident des größten italienischen Arbeitgeberverbandes Confindustria, kürzlich in einem Brief an den Landwirtschaftsminister.

Die Regierung ernannte im Sommer Giovanni Filippini zum neuen Sonderbeauftragten für die Bekämpfung der Seuche. Dem Tierarzt und langjährigen Leiter der italienischen Behörde für Tiergesundheit war es zuvor gelungen, die Schweinepest auf der Insel Sardinien auszurotten.

Zwei seiner Vorgänger hatten vor allem die Armee zur Jagd auf Wildschweine angesetzt, was auf den Widerstand von Sportjägern und der Europäischen Union stieß. Letztere betonte, die Jagd berge das Risiko, infizierte Tiere in neue Gebiete zu treiben.

Länder verhängen Einfuhrverbot von Schweinefleisch-Delikatessen

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Filippini griff zu anderen Mitteln. Er beschränkte den Zugang zu landwirtschaftlichen Betrieben und den Transport von Tieren noch stärker und vergrößerte die Pufferzonen. Das Vorgehen scheint Wirkung zu zeigen: In der Lombardei wurde in der letzten Septemberwoche nur ein neuer Ausbruch gemeldet.

„Es ist ein positives Zeichen, aber noch kein Sieg“, betonte Giovanni Loris Alborali, Leiter des Instituts für Tiergesundheit für die Lombardei und Emilia Romagna. „Wir müssen die Hygiene auf hohem Niveau halten, was der Gesundheit der Tiere zugutekommt, den Landwirten bessere Wachstumsraten und den Verbrauchern in Zukunft weniger Antibiotika bescheren wird.“

Sobald die Schweinepest in Italien bestätigt war, verhängten China, Taiwan, Mexiko sowie neun weitere Länder ein sofortiges Einfuhrverbot für italienische Schweinefleisch-Delikatessen wie den luftgetrockneten Prosciutto, unabhängig davon, ob sie in einem Gebiet mit Schweinepest-Ausbruch hergestellt wurden oder nicht. Japan, Südkorea und vier weitere Länder schränkten die Einfuhren ein.

Italienische Fleischindustrie steht vor Millionenverlust

Nach Angaben des Verbandes der italienischen Fleischindustrie Assica führte dies zu einem unmittelbaren Verlust von 20 Millionen Euro monatlich bei den Exporten in einem Sektor, der im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro verzeichnete. Märkte wie die USA und Kanada stoppten Schweinefleischimporte nur aus Gebieten, die von der Schweinepest befallen sind.

Airoli rechnet wie viele andere Landwirte nicht damit, seinen Betrieb wieder aufnehmen zu können, solange die Schweinepest nicht unter Kontrolle ist. Mit der Aufzucht von rund 13.000 Schweinen produziert er sowohl Schinken für San Daniele als auch Parmaschinken.

„…Ausbruch kann eine Gelegenheit sein, … das Tierwohl zu verbessern“

Wann die Seuche eingedämmt ist, weiß niemand. Und das hat Auswirkungen auf die italienische Prosciutto-Produktion. „Die eingeschränkte Verfügbarkeit frischer Schweinekeulen führt zu starken Produktionseinschränkungen“, heißt es in einer Erklärung des Parma Prosciutto-Konsortiums, dessen Mitglieder den berühmten Rohschinken mit den traditionellen Methoden herstellen. Auch der Anstieg der Rohstoffpreise aufgrund des Notstands sei unhaltbar.

Landwirte außerhalb der gefährdeten Gebiete unternehmen jetzt zusätzliche Schritte zum Schutz ihrer Tiere. Sergio Visini leitet den antibiotikafreien Betrieb Piggly in der Lombardei und drängt auf die zweifache Desinfektion von Schweinetransportern bei der Einfahrt in die sterile Zone: „Wir führen eine weitere gründliche Sterilisation aller Räder und aller Teile des Lastwagens durch, die eine Kontamination verursachen könnten“, sagt Visini, der den Hof 2017 mit dem Ziel eröffnete, Schweine mit weniger Stress und mehr Platz aufzuziehen. Er hofft, dass mehr Landwirte seine Methoden übernehmen: „Dieser Ausbruch kann auch eine Gelegenheit sein, die Tiergesundheit und das Tierwohl zu verbessern“, sagt er.

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