Naturschutz: Warum Berggorillas in Uganda heute nicht mehr vom Aussterben bedroht sind | Weather.com

Naturschutz: Warum Berggorillas in Uganda heute nicht mehr vom Aussterben bedroht sind

Ihre Art stand kurz vor der Auslöschung. Seit einigen Jahren aber erholt sich die Population der Berggorillas. Der Grund: Die Tiere sind eine Touristen-Attraktion.

03.04.2021, Uganda, Kisoro: Ein einjähriges Berggorillababy hängt kopfüber an einem Ast im Regenwald des Bwindi Impenetrable Nationalparks im Südwesten des Landes. Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kopfüber im Regenwald: Ein einjähriges Berggorilla-Baby im Bwindi-Nationalpark lässt sich hängen.
(dpa)

Wenn im Bwindi-Nationalpark in Uganda ein Gorilla krank wird, ist die Sorge groß, nicht nur bei Rangern, sondern auch in den umliegenden Dörfern. „Alle wollen wissen: Warum? Woran leidet der Gorilla?“, berichtet Rangerin Joyleen Tugume. Dass die Menschenaffen Namen haben, erleichtert das Mitgefühl, das ihnen entgegengebracht wird. Hilfreich ist auch, dass sie für die Menschen vor Ort weit mehr sind als bloß wilde Tiere: Sie sichern Einkommen und Arbeitsplätze und damit das Überleben einer Region.

Die wirtschaftlichen Vorzüge des Tourismus haben Wilderer zu Umweltschützern gemacht, verheiratete Frauen zu Transporthelfern und Ranger zu eloquenten Fürsprechern der gefährdeten Berggorillas, die in dem Nationalpark zuhause sind, der seit 1994 zum Unesco-Weltnaturerbe gehört.

Wilderei ist laut Tugume im Bwindi Impenetrable National Park, so der offizielle Name, extrem selten, „weil wir tatsächlich alle gemeinsam daran arbeiten, dass der Artenschutz gelingt, weil wir alle profitieren“. Das wiederum hat dazu beigetragen, dass sich viele Gorillagruppen in dem Schutzgebiet im Südwesten Ugandas in der Anwesenheit von Menschen wohlfühlen.

ARCHIV - 08.12.2016, Kongo, Rumangabo: Ein Berggorilla sitzt im Gehege des «Senkwekwe»-Zentrum, des weltweit einzigen Waisenhauses für solche Menschenaffen im Virunga-Nationalpark in Rumangabo. Im ugandischen Gebiet der Virunga-Berge sind vier seltene Berggorillas offenbar einem Blitzschlag zum Opfer gefallen. Foto: Jürgen Bätz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Beobachtungsgebühr von 800 Dollar: Touristen bezahlen viel Geld, um Berggorillas in ihrer natürlichem Umgebung zu sehen.
(dpa)

Touristen geben viel Geld dafür aus, Gorillas in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Eine Genehmigung, das im Bwindi-Nationalpark zu tun, kostet ausländische Besucher 800 US-Dollar. Zehn Dollar davon fließen über die gewählten Gemeindevorsteher der lokalen Bevölkerung zu. Diese Einkünfte werden etwa für Projekte im Bereich der Wasserversorgung oder der Gesundheitsfürsorge eingesetzt. Lokale Gemeinden haben zudem Anspruch auf 20 Prozent der jährlichen Einnahmen aus Parkeintrittsgebühren.

Viele Einheimische, darunter frühere Wilderer, sagen, dass das auf diese Weise generierte Geld die Erholung der Gorillapopulation sichergestellt habe. Philemon Mujuni, der bis vor fünf Jahren illegal im Nationalpark jagte, hielt Gorillas einst für gefährliche Tiere, die man töten müsse, wenn man ihnen über den Weg laufe. Als kleiner Junge half er seinem Vater, die Antilopen aus dem Wald zu tragen, die sie mit Fallen fingen.

Ehemalige Wilderer unterstützen die Ranger

Im Jahr 2020 wurde ein beliebter Gorilla namens Rafiki von Wilderern erlegt. Mujuni gründete danach mit anderen ehemaligen Wilderern eine Organisation, die die Primaten über jedes andere Tier stellt. Die Männer übernehmen eine Wächterrolle, halten Ausschau nach Menschen, die Fallen im Wald aufstellen könnten, die auch Gorillas zum Verhängnis werden können. Damit unterstützen sie die Arbeit bewaffneter Ranger, die regelmäßig im Park patrouillieren.

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Peter Tumwesigye, einer von 128 früheren Wilderern, die sich in der Gruppe zusammengeschlossen haben, würde an Menschen, die zum Tod von Gorillas beitragen, am liebsten ein Exempel statuieren. Sie gehörten eingesperrt, sagt er: „Damit andere davon lernen können und es nie wieder tun.“

Im Bwindi-Nationalpark leben 27 Gorilla-Gruppen

Viele der verbliebenen Berggorillas leben im Virunga-Massiv, einer Gebirgsregion, die Teile des Kongos, Ugandas und Ruandas umfasst. Seit 2018 sind die Aussichten für die Primaten positiv. Damals wurden bei einer Zählung mehr als 1000 Gorillas erfasst. Es ist ein bemerkenswertes Comeback für eine Art, die im 20. Jahrhundert vor der Auslöschung stand. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Berggorillas inzwischen als „gefährdet“ ein, das ist eine Verbesserung gegenüber der früheren Einstufung als „vom Aussterben bedroht“. Etwa die Hälfte der Menschenaffen lebt in Uganda.

Neben Bwindi gibt es nur einen weiteren Ort in Uganda, an dem sich Gorillas in freier Wildbahn beobachten lassen. Doch während der Bwindi-Nationalpark es auf eine stolze Zahl von 27 Gruppen bringt, die Besucher nah an sich heranlassen, lebt im Mgahinga-Gorilla-Nationalpark nur eine einzige Familie.

Die Ranger verfolgen die Bewegungen der Primaten täglich. Tugume, die Rangerin im Bwindi-Nationalpark, arbeitet sogar an Weihnachten. Vor kurzem führte sie eine kleine Gruppe von Touristen in den Wald, räumte mit einer Sichel Hindernisse wie Zweige und Lianen aus dem Weg und erzählte von der Begeisterung, die sie für die Gorillas empfindet, die ihr ein Einkommen sichern.

Hoffen auf üppige Trinkgelder von Touristen

Man müsse kämpfen, um eine dominante Rolle in der Gruppe einzunehmen, erklärt sie beim Anblick eines jungen Männchens, das eines Tages den Silberrücken der Familie herausfordern könnte, um sich das Recht zur Fortpflanzung zu erstreiten. „Wenn man der Anführer ist, hat man jedes Recht, sich mit den Weibchen zu paaren. Wenn man nicht der Anführer ist, muss man sich nicht paaren, aber kann es heimlich tun. Und wenn der Silberrücken davon Wind bekommt, gibt es ein Tauziehen.“

An den Büros der ugandischen Wildtierbehörde in Buhoma, einer Stadt außerhalb des Nationalparks, versammelt sich jeden Morgen eine Gruppe von Ranger-Guides und Trägern in der Hoffnung auf üppige Trinkgelder von Touristen, denen sie die Orientierung im Wald erleichtern. Gruppen von Fährtenlesern werden Trägern zugeteilt, die manchmal nicht nur das Gepäck der Gäste schultern, sondern die Reisenden gleich mit, wenn sie körperlich nicht selbst in der Lage sind, sich ihren Weg durch das Unterholz und die Steigungen hinauf zu bahnen.

Die Einnahmen aus dem Gorilla-Geschäft seien entscheidend, sagt Gessa Simplicious von der ugandischen Tourismusbehörde. „Sie helfen dabei, Vertrauen aufzubauen, aber sie helfen auch, Bewusstsein für die Notwendigkeit des Schutzes zu schaffen.“

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