Schottergärten boomen: Erste Städte gehen jetzt dagegen vor | The Weather Channel
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Schottergärten boomen: Erste Städte gehen jetzt dagegen vor

29.03.2019, Bremen: Pflanzen ragen aus einem Vorgarten mit grauen und schwarzen Kieselsteinen. Bremen sagt jetzt den Schottergärten den Kampf an und will große Steinflächen verbieten. Foto: Carmen Jaspersen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Soll das schön sein? Unstrittig ist, dass Schotterwüsten im Vorgarten ökologisch völlig unsinnig sind.
(Carmen Jaspersen/dpa )

In einem Schotter-Vorgarten steht ein rosa Plastik-Flamingo, in einem anderen sind zwischen Unmengen von Steinen vereinzelte gelbliche Grasbüschel und dunkle Kiefernbüsche zu sehen. Auf der satirischen Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ werden beinahe täglich skurrile Fotos deutscher Gärten hochgeladen.

Immer mehr private Grundstücke verwandeln sich in öde Kies- und Steinwüsten - sei es aus Bequemlichkeit oder Zeitnot der Eigentümer. Möglicherweise finden einige Hausbesitzer die Außengestaltung mit Beton-Blöcken und Gabionen - das sind mit Steinen gefüllte Drahtkörbe - auch schöner als blühende Blumen.

Bremen geht gegen große Steinbeete vor

Förderprogramme zur Bepflanzung von Dächern, Fassaden und Hinterhöfen gibt es in so gut wie allen deutschen Metropolen von München bis Hamburg. Die Stadt Bremen will mit einem „Ortsgesetz über die Begrünung von Freiflächen und Flachdachflächen“ noch einen Schritt weiter gehen.

Der Gesetzentwurf des rot-grünen Senats soll in der zweiten Maiwoche in der Bremischen Bürgerschaft verabschiedet werden. Er sieht vor, dass Außenflächen „zu begrünen oder zu bepflanzen sind“, sollte dies nicht einer anderen zulässigen Verwendung entgegenstehen. Im Klartext: Hütten, Terrassen oder gepflasterte Fahrrad-Stellplätze sind erlaubt, große Steinbeete nicht.

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Es geht um die Verbesserung des Klimas

„Es ist das Bestreben, der schleichenden Verschotterung der Vorgärten einen Riegel vorzuschieben und dort eine Bepflanzung sicherzustellen“, sagt Bremens Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne).

Vor allem gehe es um die Verbesserung des kleinräumigen Stadtklimas angesichts künftiger Hitzesommer und Starkregen-Ereignisse. Das neue Gesetz, das nicht für Bremerhaven gilt, entstand auf Initiative der Grünen. Eine Liste insektenfreundlicher Pflanzen soll den Grundstücksbesitzern an die Hand gegeben werden. Bestehende Gärten und Bauanträge sind von der neuen Regelung, die noch im Mai in Kraft treten soll, nicht betroffen. „Es gibt keine Eingriffe in Besitzstände von Menschen“, betont Lohse.

Naturschützer sehen Kommunen stärker in der Pflicht

Der Naturschutzbund (Nabu) sieht dagegen die Kommunen stärker in der Pflicht. Einige Städte seien schon sehr aktiv, sagt Nabu-Gartenexpertin Marja Rottleb. So gebe es in Heilbronn ein Stein- und Schottergartenverbot für Neubaugebiete. Vielerorts wird in Kommunalparlamenten heftig diskutiert, wie weit Behörden in die Privatsphäre eingreifen und Bürgern die Gartengestaltung vorschreiben dürfen.

Die Steine stammten meist nicht aus dem heimischen Steinbruch, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit überwiegend aus China oder Indien, kritisiert der Nabu.

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Andreas Meinberg, Inhaber des Betriebs SteinGitterWand in Storkow bei Berlin, betont, seine Steine stammten aus Deutschland und Europa. Er plädiert für mehr Gelassenheit in der Diskussion. Seinen älteren Kunden gehe es um weniger Arbeit auf dem Grundstück. „Sie müssen nicht mehr den Zaun streichen oder die Hecke schneiden.“

Viele Kritikpunkte: Ökologisch wertlos bis schädlich

Die größte Kritik an diesen Gärten ist ohnehin eine andere: Die zugeschotterten oder -gepflasterten Flächen rauben Pflanzen und Tieren den Lebensraum. Aus ökologischer Sicht sind sie komplett wertlos. Das ist tatsächlich angesichts von zunehmender Versiegelung und Verdichtung in den Städten ein Problem.

Mehr noch: Unter dem Steinen werden ein Vlies oder Teichfolie verlegt, häufig wasserundurchlässig, was schlecht für das Erdreich darunter ist und bei Starkregen die Kanalisation zusätzlich belastet.

Dazu kommt eine schlechte Klimabilanz: Steine speichern die Hitze.

Wer sein Grundstück mit Schottermauern umgibt, versperrt außerdem kleinen, wildlebenden Tieren den Weg. Außerdem verringert er die Brutmöglichkeiten von Vögeln, die in grünen Hecken Nester bauen können.

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