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Russland: Ölpest hängt mit Erderwärmung zusammen – Putin rügt Konzern | Weather.com
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Umwelt

Russland: Ölpest hängt mit Erderwärmung zusammen – Putin rügt Konzern

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Schmelzender Permafrost hat dazu geführt, dass ein Öl-Tank nahe der Stadt Norilsk barst und auslaufender Dieselkraftstoff einen Fluss verseuchte, teilten russische Beamte nach Angaben von "ScienceAlert.com" am Freitag mit. Damit bestätigten sie Aussagen des Konzerns Nornickel, dessen Tochterfirma die Anlage mit dem defekten Tank gehört. Der Rohstoffgigant hatte zuvor bereits vermutet, dass das Auftauen des Permafrostbodens, auf dem das Kraftwerk steht, zum Absinken eines Stützpfeilers des Tanklagers geführt habe.

Strafrechtliche Ermittlungen

Gleichzeitig wird Versäumnissen der Verantwortlichen in der Firma nachgegangen: Die russische Generalstaatsanwaltschaft leitete drei strafrechtliche Ermittlungen ein und ordnete eine umfangreiche Überprüfung der Infrastruktur in gefährdeten Gebieten an.

Kontrollbehörden sagten der Nachrichtenagentur TASS, dass der Zustand des 35 Jahre alten Tanks seit 2016 nicht mehr überprüft worden sei, da das Unternehmen angegeben hatte, er werde repariert.

Zu spät Hilfe geholt

Zudem hatte der Metallriese zwei Tage lang versucht, den Schaden selbst einzudämmen, bevor Spezialisten aus ganz Russland hinzugezogen werden mussten. Erst diesen Experten gelang es, das weitere Ausfließen zu stoppen. Nach jetzigem Stand gelangten 21.000 Liter Kraftstoff in den Fluss Ambarnaja.

Putin sauer

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte nach dem Unfall am vergangenen Freitag den Notstand ausgerufen. Bei einer Telefonkonferenz mit Regierungsvertretern und Umweltexperten sagte er am Freitag zu Wladimir Potanin, dem Eigentümer von Nornickel: "Es hätte keinen Schaden an der Umwelt gegeben, wenn Sie ihn (den Tank) rechtzeitig ersetzt hätten."

Potanin ist mit einem geschätzten Vermögen von umgerechnet 22,5 Milliarden Euro der reichste Mann Russlands. Nornickel betreibt in der ökologisch empfindlichen Region seit Jahrzehnten riesige Anlagen, die die Großstadt Norilsk zu einem der am meisten mit Schadstoffen belasteten Gebiete auf der Erde gemacht haben.

"Beispielloser" Unfall

Putin sagte weiter zu Potanin, er erwarte vom Konzern Ausgleichsmaßnahmen zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Umwelt. Firmenchef Potanin schätzte, dass entsprechende Operationen zusätzlich zu Geldbußen etwa 10 Milliarden Rubel (146 Millionen US-Dollar) kosten werden.

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Die amtliche Umweltkontrolleurin Svetlana Radionova nannte den Unfall "beispiellos" und versprach, dass der Schaden untersucht werde.

Auch Boden verseucht

Nach Angaben von Greenpeace Russland breitete sich das Öl (Stand Donnerstag) in dem Fluss bereits über eine Länge von 20 Kilometern aus. Die rötlich schimmernde Verunreinigung ist sogar aus dem Weltall zu sehen.

Die russische Fischereibehörde sowie Umweltschützer erklärten, dass die errichteten schwimmenden Barrieren den größten Teil der Verschmutzung nicht stoppen könnten. Regionale Staatsanwälte teilten zudem mit, dass das Öl zuvor 180.000 Quadratmeter Land verschmutzte, bevor es den Fluss erreichte.

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Der Ambarnaya-Fluss mündet in den Pyasino-See, ein wichtiges Gewässer und die Quelle des Pyasina-Flusses, der für die gesamte Taimyr-Halbinsel von Bedeutung ist.

Nach Angaben des WWF-Mitarbeiters Alexei Knizhnikov haben Anwohner wegen jahrzehntelanger Verschmutzungen längst aufgehört, im Fluss zu fischen. Nach seiner Einschätzung hätte die Katastrophe trotz der Permafrostschmelze vermieden werden können, wenn das Unternehmen den Regeln entsprechend vorgesorgt hätte.

Warnung vor giftigen Abfällen, die im (noch) gefrorenen Boden liegen

Die Panne macht einmal mehr die Gefahr des Klimawandels für Russland deutlich. Das Land ist zu 65 Prozent von Permafrost bedeckt. Trotzdem erwärmt es sich schneller als der Weltdurchschnitt. Das Umweltministerium warnte bereits vor zwei Jahren, dass durch die Schmelze Rohre beschädigt und vergrabene giftige Abfälle in die Wasserstraßen gelangen könnten. Zudem wird befürchtet, dass gewaltige Mengen des Treibhausgases Methan, die im Permafrost bislang gespeichert werden, freigesetzt werden – zu Wasser wie auch zu Land.

Passend zum Thema: Permafrostboden in Sibirien taut immer rasanter: "Enorme Treibhausgas-Emissionen" drohen

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