Gekommen, um zu bleiben: Invasive Arten im Norden | Weather.com
Advertisement
Advertisement

Gekommen, um zu bleiben: Invasive Arten im Norden

ARCHIV - 13.06.2019, Brandenburg, Straupitz: Ein Nutria (Myocastor coypus) sitzt im flachen Wasser eines Fließes im Spreewald. Der Nutria ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa eingebürgerte Nagetierart. Im Spreewald sind diese kleinen Nager recht häufig anzutreffen. (zu dpa: «Streit um Jagdverordnung - Ministerpräsident erwartet Lösungsvorschlag») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die südamerikanischen Nutria schauen süß aus - aber bringen auch Probleme mit sich.
(Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa)

I​n Deutschland gibt es in zwischen unzählige Tier- und Pflanzenarten, die eingeschleppt wurden. Doch nur ein kleiner Teil verursacht tatsächlich Schaden.

Speziell im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein gibt es viele Eingewanderte. Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz gibt es in der Bundesrepublik 1015 etablierte, gebietsfremde Arten. Doch diese gebietsfremden Arten müssen keinen Schaden anrichten, als invasiv gelten davon gerade einmal etwa 10 Prozent (107 Arten).

Invasive Arten hingegen zeichnen sich laut Sonja Sporn vom Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein, Landesstelle Wasser, dadurch aus, dass sie ein ökologisches oder wirtschaftliches Schadpotenzial haben. Diese verdrängen etwa heimische Arten, sind gesundheitsschädlich, gefährlich oder kosten viel Geld, da deren Ausbreitung eingedämmt werden muss oder sie Schäden wie etwa an Deichen verursachen. Unter den invasiven Arten im nördlichsten Bundesland befinden sich beispielsweise die Nutrias, der Kamberkrebs oder das Falsche Weiße Stängelbecherchen.

N​utria befreiten sich aus Pelzfarmen

Die Nutria (Myocastor coypus) kommt laut Sporn ursprünglich aus Südamerika und sind wegen ihrer Pelze nach Deutschland gebracht worden. Jedoch konnten immer wieder Nager aus den Pelzfarmen entkommen oder wurden befreit. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Wasserpflanzen, aber auch von heimischen Muscheln.

Durch ihre Gefräßigkeit hätten sie ein Schadpotenzial auf manche Ökosysteme, betonte Sporn. Zudem graben sie etwa an Flussufern und Deichen Gänge und würden aus diesem Grund auch oft bejagt. Pro Jahr würden mehr als 1000 Nutrias in Schleswig-Holstein erlegt.

Kamberkrebs trägt Krankheit in sich

Der Kamberkrebs (Orconectes limosus) lebt in Flüssen und Seen und kommt nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch bundesweit vor, erklärte Sporn. Das aus Nordamerika stammende Tier sei mit dem Schiffsverkehr nach Deutschland gekommen und reproduziere sich rasant. Nach ein bis zwei Jahren ist der Kamberkrebs geschlechtsreif und lege dann mehrere hundert Eier, wodurch die Population stark steigt.

Das Problem an dem Kamberkrebs ist laut der Nabu-Expertin, dass er einen Krankheitserreger, die sogenannte Krebspest in sich trägt. Diese durch einen Pilz ausgelöste Infektionskrankheit töte dann die heimischen Edelkrebse innerhalb von zwei Wochen nach einer Infektion. Der Kamberkrebs selbst sei gegen die Pest immun.

Advertisement

Daher kommt es zur Verdrängung der heimischen Edelkrebse. Sie werden dann durch sogenannte Krebs-Sperren, also Dämmen, die nicht infizierte Flussabschnitte vom restlichen Fluss isolieren, vor dem Kontakt geschützt. Jedoch erschweren die Dämme im Flusssystem auch, dass andere Tiere, wie etwa Fische, den Fluss entlangwandern können.

Falsches Weißes Stängelbecherchen

Das Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) ist ein Pilz aus Ostasien, der vor etwa 30 Jahren nach Europa eingeschleppt wurde, wie Professorin Erfmeier sagte. Dieser Pilz befalle Eschen und lasse die Bäume erkranken und schließlich absterben. Dadurch fielen die Bäume nach und nach um und gingen den Wäldern verloren. Dies könne langfristig zu einem Verlust von Diversität in dem Ökosystem führen.

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, werden laut Erfmeier einzelne Bäume prophylaktisch aus dem Wald genommen, damit sich der Pilz nicht weiter verbreitet und das Holz gesunder Bäume verkauft werden kann. Eine Ausbreitung lasse sich so aber nicht wirksam verhindern.

B​ekämpfung von invasiven Arten gestaltet sich kompliziert

Viele invasive Arten wie etwa die Nutria sind in Deutschland etabliert und es lohnt sich nicht mehr, diese zu bekämpfen - wenn, dann ist laut Erfmeier nur noch an besonders schützenswerten Stellen gegebenenfalls eine lokale Eindämmung möglich, um das jeweilige Ökosystem zu schützen. Mit vielen der eingewanderten Arten müsse der Mensch vor Ort leben.

So zeigen die diese Arten, dass Ökosysteme nicht abgeschlossen sind, sondern stetigen Veränderungen unterliegen, betonte Nabu-Expertin Sporn. Daher sei es wichtig, gesunde und funktionierende Ökosysteme zu schaffen, die stabil auf gebietsfremde Arten reagieren könnten.

D​as könnte sie auch interessieren:

So bekämpft die EU invasive Pflanzenarten

Nutrias breiten sich in Baden-Württemberg rasant aus

Advertisement