Nach Stopp von US-Hilfe: Menschen in Tigray fürchten den stillen Tod | Weather.com
Advertisement
Advertisement

Umwelt

Nach Stopp von US-Hilfe: Menschen in Tigray fürchten den stillen Tod

Dringend benötigte Lebensmittellieferungen und die Unterstützung von Gewaltopfern des äthiopischen Bürgerkriegs sind wegen des abrupten Stopps der US-Zahlungen zum Erliegen gekommen. Organisationen kritisieren, dass der Schritt völlig unvorbereitet erfolgte.

Haile Tsege, 76, sits on a rock in the Sebacare internally displaced persons (IDPs) camp, on the outskirts of Mekele, Tigray region, Ethiopia, Wednesday, Feb. 12, 2025. (AP Photo/Alexander Mamo)
Haile Tsege, 76, sits on a rock in the Sebacare internally displaced persons (IDPs) camp, on the outskirts of Mekele, Tigray region, Ethiopia, Wednesday, Feb. 12, 2025.
(AP Photo/Alexander Mamo)

Als Vertriebenem in der äthiopischen Region Tigray ist dem 76-jährigen Haile Tsege Hunger nicht fremd. Bereits während des Krieges zwischen Truppen der Zentralregierung und Kämpfern aus Tigray, der die Region im Norden des Landes zwischen 2020 und 2022 verwüstete, ließen Beschränkungen der äthiopischen Regierung gegenüber der rebellischen Region Hilfslieferungen auf ein Rinnsal schrumpfen. Im Jahr 2023 wurde die Verteilung von Getreide durch die USA und die Vereinten Nationen wegen eines Korruptionsskandals monatelang gestoppt.

Trump löst Behörde für internationale Entwicklung (USAID) auf

Jetzt sind die Lebensmittellieferungen an ein Lager mit mehr als 20.000 Menschen außerhalb der Regionalhauptstadt von Tigray, Mekele, erneut zum Erliegen gekommen. Der Grund diesmal: US-Präsident Donald Trump hat die Behörde für internationale Entwicklung (USAID) aufgelöst.

"Wir werden einfach im Stillen sterben", sagt Tsege, einer von 2,4 Millionen Menschen in Tigray, die auf humanitäre Getreidelieferungen angewiesen sind. Das meiste davon kam aus den USA.

Äthiopien war größterEmpfänger von US-Hilfe

Äthiopien mit seinen mehr als 125 Millionen Einwohnern war in Afrika südlich der Sahara der größte Empfänger von US-Hilfe und erhielt im Haushaltsjahr 2023 insgesamt 1,8 Milliarden Dollar (rund 1,65 Milliarden Euro). Neben lebensrettenden Nahrungsmitteln wurden die Mittel für HIV-Medikamente, Impfstoffe, Alphabetisierungsprogramme und die Schaffung von Arbeitsplätzen ausgegeben, ebenso für Dienstleistungen für eine Million Flüchtlinge, die Äthiopien aufgenommen hat.

Morning Brief|

anonTitle

contentLegalNote

Die meisten dieser Programme wurden gestoppt. Die USAID-Mitarbeiter, die sie betreuten, wurden beurlaubt und dürfen nicht mehr arbeiten, weil sie mit ihrer Entlassung rechnen müssen. Auf Anfragen dazu reagiert die US-Botschaft nicht.

Informieren Sie sich übers aktuelle Wetter und laden sich hier die TWC-App herunter!

Noch am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit unterzeichnete Trump ein Dekret, mit dem die US-Auslandshilfe für zunächst 90 Tage ausgesetzt wurde, in denen sie einer Prüfung unterzogen werde sollte. Hintergrund waren Verschwendungsvorwürfe. Nahrungsmittel für den Notfall waren von dem Schritt ausgenommen.

Getreide in Lagerhäusern darf nicht verteilt werden

Hilfsorganisationen in Äthiopien mussten bei USAID Ausnahmegenehmigungen beantragen, um weiterhin US-Getreide verteilen zu können. Diese wurden erteilt, aber das Zahlungssystem von USAID funktioniert dennoch nicht. Infolgedessen musste ein Konsortium von Hilfsorganisationen in Tigray die Verteilung an die mehr als eine Million Menschen einstellen, die es mit von den USA bereitgestelltem Getreide versorgen sollte. Das Konsortium hat kein Geld, um Treibstoff, Lastwagen und Fahrer für die Verteilung der vorhandenen Nahrungsmittelvorräte zu bezahlen.

Advertisement

Dazu gehören 5.000 Tonnen Sorghum - genug, um 300.000 Menschen einen Monat lang zu ernähren. Sie stecken in einem Lager in Mekele fest und könnten verrotten, bevor sie die Bedürftigen erreichen. "Das ist nur ein Lagerhaus. Es gibt noch mehrere andere in der Region", sagt Teklewoini Assefa, Leiter des Tigray-Hilfswerks, das zum Konsortium gehört. "Das wird zu Unterernährung und Krankheiten führen. Wenn diese Situation anhält, was folgt dann? - Der Tod." Alles laufe auf das Zahlungssystem hinaus, fügt Teklewoini hinzu.

Aids-Hilfe kommt zum Erliegen

Die Folgen der Hilfskürzungen sind weitreichend, weil viele USAID-Verträge gekündigt wurden. Äthiopien war bereits gezwungen, 5.000 einheimische Beschäftigte des Gesundheitswesens zu entlassen, die am Kampf gegen Aids beteiligt waren.

Tigray war stark auf US-Gelder angewiesen. Mehr als zwei Jahre nach dem Krieg, der Hunderttausende Menschen das Leben gekostet hat, haben die Wiederaufbaubemühungen noch nicht in vollem Umfang begonnen. Das Gesundheitssystem der Region liegt in Trümmern, und Hunderte Schulen sind weiterhin geschlossen. Im Jahr 2024 lag die Unterernährung von Kindern in einigen Gebieten bei 21 Prozent, wie eine von der Nachrichtenagentur AP eingesehene Umfrage ergab - und damit weit über dem von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Schwellenwert von 15 Prozent, ab dem eine Situation als Notfall eingestuft wird.

Wasserversorgung in Vertriebenenlagern abgestellt

Jetzt seien viele Programme zur Verbesserung der Ernährungslage eingestellt worden, sagen Helfer. Projekte zur Lieferung von Medikamenten und Impfstoffen wurden gestoppt. In Dutzenden Lagern für Vertriebene wurde die Wasserversorgung abgestellt.

"Die Auswirkungen waren enorm", sagt Ashenafi Asmelash, Geschäftsführerin der Organisation Mamas für Mamas, bei der zwei von USAID finanzierte Programme beendet wurden. Eines davon trug dazu bei, die langfristige Widerstandsfähigkeit von Landwirten zu stärken. Das andere half, die Ernährung von Kindern und jungen Müttern zu verbessern. Management Sciences for Health, eine weitere Organisation in Tigray, habe ein Projekt zur Bekämpfung von Tuberkulose eingestellt und seinen Mitarbeitern mitgeteilt, dass sie im März mit Massenentlassungen rechnen müssten, sagt ein leitender Angestellter, der aus Angst vor Repressalien anonym bleiben wollte.

Keine Hilfe mehr für im Krieg vergewaltigte Frauen

Die Bemühungen, Tausenden während des Krieges vergewaltigten Frauen zu helfen, seien gescheitert, sagte Rigat Bishaw vom Ayder-Krankenhaus, der größten Gesundheitseinrichtung in Tigray. Dazu gehören auch Beratungs- und Physiotherapiesitzungen für Betroffene, die vom Zentrum für Folteropfer mit Sitz in den USA durchgeführt werden. Das Zentrum wurde im Februar von der Trump-Regierung mit einem Arbeitsstopp belegt und beurlaubte seine Mitarbeiter. Es stellte auch ein Programm ein, in dem medizinisches Personal darin geschult wird, Fälle von sexuellem Missbrauch zu erkennen und Betroffene an geeignete Gesundheitsdienste zu verweisen. "Diese plötzliche Unterbrechung hat enorme Auswirkungen auf die Heilung von traumatisierten Menschen", sagt Zentrumsmanager Yohannes Fisseha.

Wichtige Projekte zur Unterstützung von HIV-Infizierten, zur Verbesserung des Zugangs zu lebensrettenden Ernährungsdiensten und zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den vom Krieg betroffenen Gemeinschaften seien ebenfalls eingestellt worden, sagt Yirga Gebregziabher, Leiter der Tigray-Niederlassung der äthiopischen Organisation OSSHD. Diese half bei der Durchführung der Projekte.

Die Organisation war gezwungen, Dutzende Fachkräfte zu entlassen. "Unser Bild von Amerika war das eines Beschützers des Rechts, einer positiven Kraft in der Welt", sagt Yirga. "Dieses Bild ist jetzt zerbrochen. Wenn es einen Prozess gegeben hätte, wäre der Schock vielleicht weniger groß gewesen. Aber es gab keine Konsultation, keine Absprachen."

Advertisement
Hidden Weather Icon Masks
Hidden Weather Icon Symbols