Vibrionen-Gefahr im Meer: Infektionen nehmen bei Sommerhitze zu | Weather.com

Gefahr durch Vibrionen steigt – Ostsee besonders betroffen

Bei Sommerhitze breiten sich Vibrionen in Nord- und Ostsee aus – Infektionen nehmen zu

Mecklenburg-Vorpommern, Lubmin: Menschen am Strand des Seebads. Viele Ostseebäder machen derzeit mit Aushängen auf die Gefahr durch Vibrionen aufmerksam.
Viele Ostseebäder machen derzeit mit Aushängen auf die Gefahr durch Vibrionen aufmerksam.
(dpa)

Mit der Hitze kommen die Bakterien: Vibrionen können beim Baden schwere Infektionen auslösen. Wer betroffen ist - und wie man sich schützt.

Wo besteht die größte Gefahr durch Vibrionen?

Vibrionen kommen vor allem in salzhaltigen Küstengewässern wie Buchten, Flussmündungen und Brackwässern vor. Die Ostsee gilt durch ihren niedrigen Salzgehalt als besonders gefährdet. Doch auch leicht salzhaltige Binnengewässer in Deutschland können betroffen sein – zum Beispiel Naturbäder in Sachsen-Anhalt.

Was macht die Bakterien so gefährlich?

Nicht-Cholera-Vibrionen wie Vibrio vulnificus können zu schnell verlaufenden Wundinfektionen führen, die im schlimmsten Fall zu einer Sepsis mit tödlichem Verlauf führen. Schon wenige Bakterien reichen aus, um eine schwere Infektion auszulösen. Auch Ohrentzündungen oder Hautreaktionen sind möglich.

Wie häufig treten Infektionen auf?

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Seit 2020 besteht in Deutschland eine Meldepflicht für solche Infektionen. Im Jahr 2024 wurden laut Robert Koch-Institut 42 Fälle gemeldet, viele davon an der Ostseeküste. Bis Mitte Juli 2025 wurden bereits drei Infektionen registriert, bei denen ein Zusammenhang mit deutschen Gewässern wahrscheinlich ist.

Wie kann man sich schützen?

Menschen mit offenen Wunden, frischen Tattoos oder Vorerkrankungen sollten auf das Baden in Risikogewässern verzichten. Eine frühe antibiotische Behandlung ist im Fall einer Infektion entscheidend. In einigen Bundesländern, etwa Mecklenburg-Vorpommern, erfolgen stichprobenartige Untersuchungen – bei erhöhter Belastung gibt es amtliche Warnungen.

Hängt die Ausbreitung mit dem Klimawandel zusammen?

Ja. Steigende Wassertemperaturen und längere Wärmeperioden begünstigen das Wachstum der Vibrionen. Die Ostsee zählt zu den sich am schnellsten erwärmenden Meeresregionen weltweit. Auch die Verdunstung in flachen Gewässern kann den Salzgehalt erhöhen – ein zusätzlicher Wachstumsfaktor für Vibrionen. Expertinnen und Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen in den kommenden Jahren.

Sind Vibrionen grundsätzlich etwas Neues?

Nein. Vibrionen sind weltweit in Meer- und Süßwasser ein natürlicher Bestandteil. Nur ein kleiner Teil ist für den Menschen gefährlich. Der bekannteste Vertreter ist Vibrio cholerae, der Cholera-Erreger. In Deutschland spielt er fast keine Rolle, außer bei importierten Fällen – wie zuletzt bei mit verunreinigtem Wasser eingeführten Produkten.

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