Gentechnik bald ohne Kennzeichnung erlaubt | Weather.com
Advertisement
Advertisement

EU lässt Gentechnik-Lebensmittel ohne Hinweis zu

Gentechnisch veränderte Lebensmittel sollen künftig ohne Kennzeichnung verkauft werden können. Verbraucherschützer schlagen Alarm.

Erdnüsse liegen auf einem Tisch (Symbolbild) (AP Photo/Patrick Sison, File)
Erdnüsse liegen auf einem Tisch (Symbolbild)
(AP Photo/Patrick Sison, File)

de-erdnuss-AP.jpeg

Gentechnik bald ohne Kennzeichnung im Supermarkt: Die EU will gentechnisch veränderte Lebensmittel in vielen Fällen nicht mehr kennzeichnungspflichtig machen. Eine entsprechende Einigung erzielten Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments. Künftig sollen Pflanzen, bei denen nur geringfügige genetische Veränderungen vorgenommen wurden, ohne Hinweis auf Gentechnik verkauft werden dürfen.

Was bedeutet das für Verbraucher?

Für Verbraucher heißt das: Sie können beim Einkaufen nicht mehr erkennen, ob ein Produkt mit neuer Gentechnik gezüchtet wurde. Die bisherige Kennzeichnungspflicht fällt für Pflanzen weg, die mit neuen Verfahren wie der Gen-Schere CRISPR verändert wurden – sofern keine artfremden Gene eingefügt wurden. Dazu gehören etwa Weizensorten mit Pilzresistenz, trockentoleranter Mais oder allergenreduzierte Erdnüsse. Diese Eingriffe gelten laut EU nicht als klassische Gentechnik und sollen deshalb ohne Hinweis verkauft werden dürfen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband nennt das eine „herbe Enttäuschung“. Foodwatch spricht von einem Geschenk an die Agrarindustrie.

Welche Produkte sind betroffen?

Nur Lebensmittel mit klassischer Gentechnik – etwa wenn artfremde Gene eingefügt werden – bleiben kennzeichnungspflichtig. Neue Züchtungstechniken wie die Gen-Schere CRISPR fallen künftig oft aus der Pflicht heraus, wenn sie laut Definition keine „transgenen“ Eingriffe vornehmen.

Wie kann man gentechnikfreie Produkte erkennen?

Wer Gentechnik vermeiden will, kann sich weiterhin auf das freiwillige Label „Ohne Gentechnik“ verlassen. Auch die Biolandwirtschaft bleibt offiziell gentechnikfrei – Ausnahmen gelten bei technisch unvermeidbaren Spuren. Eine Kennzeichnungspflicht für Saatgut soll gentechnikfreies Arbeiten weiterhin möglich machen.

Wie sicher sind die neuen Methoden?

Auch neue Züchtungen müssen eine Sortenprüfung durchlaufen, bevor sie auf den Markt kommen. Laut EU sollen damit Sicherheitsstandards gewährleistet bleiben. Kritiker warnen jedoch: Auch bei herkömmlicher Züchtung gab es in der Vergangenheit gefährliche Fehler – etwa bei der giftigen Lenape-Kartoffel.

Was bringt die Reform aus Sicht der Politik?

Advertisement

Befürworter wie der FDP-Europaabgeordnete Jan-Christoph Oetjen sagen: Für Verbraucher mache es keinen Unterschied, wie eine Pflanze gezüchtet wurde. Die Reform sei ein Fortschritt für Forschung, Landwirtschaft und den Klimaschutz.

Welche Chancen bietet die neue Gentechnik?

Neue Sorten könnten gegen Krankheiten resistent sein oder besser mit Dürre klarkommen. Forschende arbeiten auch an allergenfreien Erdnüssen oder pilzresistentem Weizen. Unterstützer hoffen zudem auf weniger Pestizideinsatz durch robuste Pflanzen.

Was kritisieren Umweltorganisationen?

Naturschützer warnen: Neue Gentechnik könnte sich unkontrolliert in der Natur ausbreiten. Die Ökologin Katja Tielbörger sieht Risiken für das ökologische Gleichgewicht. Auch besteht die Sorge, dass der Pestizideinsatz in manchen Fällen steigen könnte.

Wie viel Gentechnik steckt schon heute im Essen?

Produkte von Tieren, die mit gentechnisch verändertem Futter gefüttert wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden. Auch bestimmte Methoden wie Mutagenese sind bereits heute von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen.

Was wurde zu Patenten beschlossen?

Die Reform erlaubt künftig Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen. Ausgenommen sind Eigenschaften, die natürlich vorkommen oder biologisch gezüchtet wurden. Der Deutsche Bauernverband warnt: Patente könnten kleinen Züchtern den Zugang zu Saatgut erschweren.

Wie geht es weiter mit der Reform?

Die Einigung muss noch formal vom EU-Parlament und den Mitgliedstaaten bestätigt werden. Das gilt jedoch als Formsache. Mehrere Organisationen haben bereits rechtliche Schritte angekündigt, um die Neuregelung zu stoppen.

Advertisement