Was ist eine tropische Nacht und wie wird sie erträglicher? | Weather.com

Tropische Nächte: So werden sie erträglicher

Tropische Nächte kommen häufiger vor und werden auch gefährlicher: Was gegen die nächtliche Hitze hilft.

Play

Was ist eine tropische Nacht?

Wenn die Temperaturen nachts nicht unter einen bestimmten Wert fallen, nennt man das eine tropische Nacht. Für die Menschen sind sie nicht nur anstrengend, sondern unter Umständen sogar lebensgefährlich.

Eine sogenannte Tropennacht ist genau definiert: „Sie ist ein meteorologischer Kenntag, bei dem die Lufttemperatur nachts nichts unter 20 Grad fällt“, erklärt Nathalie Nidens, promovierte Ärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit – kurz KLUG. Gemessen wird die Temperatur wie üblich in zwei Meter Höhe über dem Boden und zwischen 18 und 6 Uhr. Laut Nidens treten die Tropennächte in der Regel im Zusammenhang mit heißen Tagen auf – an denen das Temperaturmaximum über 30 Grad liegt.

Wie viele tropische Nächte gibt es in Deutschland pro Jahr?

Aktuell gibt es in Deutschland im Schnitt eine tropische Nacht pro Jahr, im Südwesten liegt der Schnitt bei zwei jährlich. Allzu viel sagt dieser Schnitt allerdings nicht aus. Denn laut Nidens kann die Anzahl der Nächte stark variieren: Je nach Bebauungsdichte und auch Temperaturanomalien, können auch deutlich mehr Tropennächte auftreten. „Beim Jahrhundertsommer 2003 gab es Städte mit bis zu zehn Tropennächten“, sagt sie.

Klimawandel treibt die Zahl der tropischen Nächte nach oben

Der Klimawandel wird die Zahl der Tropennächte weiter nach oben treiben: „Aufgrund der Erhöhung der Jahresmittellufttemperatur sowie dem vermehrten Auftreten von Wetterextremen werden die Tropennächte häufiger, heißer und länger“, sagt sie.

Sollten in den kommenden Jahren keine Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt und Business-as-usual betrieben werden, gehen Wissenschaftler in Prognosen davon aus, dass es bereits Mitte dieses Jahrhunderts im Schnitt in den deutschen Großstädten zehn bis 20 tropische Nächte pro Jahr geben wird. Bis Ende des Jahrhunderts sollen es dann auch im gesamten Bundesdurchschnitt - also auch abseits der aufgeheizten Großstädte – zehn bis 15 tropische Nächte jährlich werden.

Warum ist das Schlaganfallrisiko in heißen Nächten deutlich erhöht?

Für viele Menschen sind diese Nächte nicht nur unangenehm, sondern auch ein gesundheitliches Problem. „Da die Tropennächte ja oft nach heißen Temperaturen tagsüber auftreten, kann man sich nicht erholen, die Schlafdauer und die Schlafqualität sinken und die Menschen sind müde und gereizt, da der Körper im Dauerstress bleibt“, erklärt Ärztin Nidens.

Advertisement

„Eine Studie der Uni Augsburg hat sogar herausgefunden, dass die nächtliche Hitze das Schlaganfallrisiko deutlich erhöht.“ Für die Studie wurden 11.000 Schlaganfälle aus 15 Jahren untersucht. Die Auswertung zeigt, dass extreme Hitze in der Nacht das Schlaganfallrisiko um sieben Prozent erhöht.

Was lässt sich gegen die Hitze in der Nacht tun?

Um die Nächte ein wenig erträglicher zu machen, gibt es laut Nidens eine Reihe von Vorkehrungen und Maßnahmen. „Mit am wichtigsten ist es, die Innenräume so kühl wie möglich zu halten“, sagt sie. „Dazu sollten sie tagsüber so gut wie möglich verschattet werden und erst abends – wenn es draußen kühler ist als drinnen – quergelüftet werden.“ Zum Schlafen rät Nidens zur Nutzung von atmungsaktiver Bett- und Nachtwäsche und die Kuscheldecke mal wegzulassen.

Außerdem kann man sich vor dem Schlafengehen aktiv abkühlen und etwa kühl, beziehungsweise lauwarm duschen. „Auf körperlich anstrengende Aktivtäten sollte abends verzichtet werden, da der Kreislauf sonst nicht mehr gut runterfahren kann“, sagt die Ärztin.

Ventilator nicht direkt aufs Gesicht richten

Grundsätzlich sollte an den heißen Tagen und Nächten viel getrunken werden. „Manche legen vor dem Schlafen die Klamotten ins Gefrierfach“, sagt Nidens. „Auch das kann zumindest kurzfristig Abkühlung verschaffen. Ebenso eine Thermoskanne mit kaltem Wasser neben dem Bett.“ Von Klimaanlagen hält die Wissenschaftlerin eher weniger: „Die meisten werden nicht mit erneuerbarer Energie versorgt, belasten die Stromnetze und erwärmen durch die warme Abluft die Städte noch mehr“, sagt sie. „In sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern sind sie natürlich notwendig, aber im Privatgebrauch raten wir davon ab.“

Besser seien da Ventilatoren und Verdunster, die zwar keine Räume kühlen aber durch die bewegte Luft die Verdunstung auf der Haut beschleunigen und diese so abkühlen. Allerdings rät Nidens beim Schlafen die Zugluft nicht direkt auf das Gesicht zu richten und zu beachten, dass die Verdunstung den Körper auch austrocknet und noch verstärkter auf viel Trinken geachtet werden soll.

Was kann die Politik tun?

Für Nidens sind die Tipps zwar hilfreich, gehen aber nicht weit genug: „Wer eine ungünstige Wohnsituation - etwa unterm Dach - hat, der hat auch nur begrenzte Möglichkeiten“, sagt sie. „Hier ist die Politik gefragt, die Städte grundsätzlich abzukühlen, beispielsweise durch mehr Verschattung oder durch städtebauliche Maßnahmen wie Entsiegelung und grüne Infrastruktur. Denn wenn die Hitze einmal in den Räumen ist, ist sie schwer wieder rauszukriegen.“

Advertisement