Bauernregeln für den Winter: Verlässliche Prognosen oder Wahrsagerei? | Weather.com
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Wetterphänomene

Bauernregeln für den Winter: Verlässliche Prognosen oder Wahrsagerei?

Halo (Icebow or gloriole) around sun with winter landscape. A Halo is an optical phenomenon produced by ice crystals creating colored or white arcs and spots in the sky. The light penonmenon ocurs when ice crystals are in the air reflected the sunlight. This ring can be like  a rainbow. Erzgebirge, Ore Mountains, Fichtelberg, Saxony, Germany.
Die Nächte sind lang, die Tage kurz und oft sehr kalt: Dennoch ist einer Umfrage zufolge der Winter für sieben Prozent der Deutschen die schönste Jahreszeit.
(GettyImages)

Ein Blick in die Glaskugel, was uns im kommenden Winter erwartet – mehr seien Bauernregeln nicht, sagt Meteorologe Andreas Brömser. Wo dennoch ein Funken Wahrheit drin steckt.

Der Winter steht bevor und viele Menschen warten auf Prognosen darüber, was sie in den kommenden Monaten erwartet. Es gibt unzählige Bauernregeln, die darüber Aufschluss geben sollen. Drei bekannte Winter-Bauernweisheiten klingen etwa so:

  1. „Ein warmer Oktober bringt einen kalten Februar.“
  2. „Ist der November kalt und klar, wird trüb und mild der Januar.“
  3. „Ist bis Dreikönig (6. Januar) kein Winter, kommt auch keiner dahinter“

Wenn das der Wahrheit entspräche, müsste wegen des unüblich warmen Oktobers in diesem Jahr der kommende Februar Kälte, Eis und Schnee bringen. Aber ist das auch so? Andreas Brömser, Agrarmeteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) gibt Antworten.

The Weather Channel: Herr Brömser, wie verlässlich ist die Wettervorhersage mit Bauernweisheiten?

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Andreas Brömser: Mit Bauernregeln kann man nichts Genaues voraussagen. Statistische Untersuchungen haben allenfalls schwache Zusammenhänge feststellen können. Selbst eine 60- bis 70-prozentige Übereinstimmung von Bauernregeln und Wetterereignissen bedeutet keine verlässliche Wettervorhersage. Besonders der Versuch, Wetterprognosen anhand einzelner Tage zu erstellen, lässt nicht einmal Tendenzen erkennen.

The Weather Channel: Und was ist mit den bekannten Stichtagen wie dem Siebenschläfer?

Brömser: Es gibt zwei Stichtage im Jahr, die in der Tat eine Prognose für die kommenden Wochen liefern – aber nur dann, wenn man mehrere Tage vor und nach so einem Stichtag beobachtet. Das ist der Siebenschläfertag am 27. Juni. Hier können wir tatsächlich oft beobachten, dass das Wetter bis ungefähr Mitte August so aussieht wie rund um den Siebenschläfer. Das Pendant im Winter ist der Dreikönigstag am 6. Januar. Hier gibt es einen schwachen Zusammenhang zu dem weiteren Winterverlauf: Ist es von Anfang Dezember bis ins neue Jahr hinein sehr tiefdrucklastig und mild, blieb das in der Vergangenheit oft bis in den Februar so. Das gilt auch umgekehrt: War es im Frühwinter schon einmal richtig kalt, kann man deutschlandweit einen knackigeren Hochwinter erwarten. In der Bauernregel „Ist bis Dreikönig kein Winter, kommt auch keiner dahinter“ steckt also tatsächlich ein Funken Wahrheit.

The Weather Channel: Gibt es weitere wiederkehrende Wetter-Muster im Jahresverlauf?

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Brömser: Ja die gibt es. Wir Meteorologen sagen dazu Singularitäten. Dazu zählen die Schafskälte im Juni, der Altweibersommer im September und Oktober und auch das berühmt-berüchtigte Weihnachtstauwetter. Nach anfänglich kälteren Tagen im Dezember setzen sich hierbei oftmals von Westen milde Luftmassen durch, die über die Weihnachtstage deutschlandweit für viel Wind und Niederschlag sorgen.

The Weather Channel: Wie kommt es zu solchen Singularitäten?

Brömser: Warum das so ist, lässt sich schwer erklären, sondern bloß beobachten. Die Ursache für solche Großwetterlagen liegt oft räumlich weit entfernt, etwa bei der Temperaturverteilung von Kontinenten und Ozeanen. Hinzu kommen regionale Phänomene und lokale Ausprägungen. Hier die Zusammenhänge herzustellen, ist fast unmöglich. Man muss auch dazu sagen, dass diese Singularitäten eben häufig, aber nicht immer und auch nicht immer gleich auftreten.

The Weather Channel: Warum gibt es Bauernregeln, wenn sie so unzuverlässig sind?

Brömser: Bauernregeln haben häufig einen sehr regionalen Charakter und beschreiben lokalspezifische Wetterphänomene – so wie Bauern es eben früher beobachtet und weitergegeben haben. Obwohl die teils hunderte Jahre alten Weisheiten auf keiner naturwissenschaftlichen Grundlage fußen, waren sie vor allem für Landwirte dennoch enorm wichtig. Schließlich waren sie die einzige Möglichkeit, sich überhaupt vorausschauend auf das Wetter einzustellen, und diesem nicht gänzlich ausgeliefert zu sein.

The Weather Channel: Welche Bedeutung haben Bauernweisheiten heute noch?

Brömser: In der Landwirtschaft spielen Bauernweisheiten heutzutage keine Rolle mehr. Landwirte verlassen sich lieber auf die klassische Meteorologie. Aber das Wetter wird für alle Menschen immer von Interesse sein, da es direkte Auswirkungen auf ihre Freizeit oder Arbeit hat. Wettervorhersagen werden mit räumlich und zeitlich immer höher aufgelösten Vorhersagemodellen und genaueren Messdaten auch immer besser – und auf längere Sicht noch präziser und weiter in die Zukunft reichen.

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