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Bauernregeln im Mai: Mehr als nur Aberglaube? | Weather.com
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Wetterlexikon

Bauernregeln: Mehr als nur Aberglaube?

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"Kräht der Hahn auf dem Mist, bleibt’s Wetter wechselhaft, wie’s ist", lautet eine Bauernregel.
(dpa)

Einen Wetterbericht, wie wir ihn heute kennen, gab es früher noch nicht. Wie konnten die Bauern damals also wissen, ob es in den nächsten Tagen und Wochen regnen oder die Sonne scheinen würde, ob Stürme oder Frost drohten? Überlebenswichtige Fragen, denn der Ausfall einer Ernte konnte Existenzen vernichten.

Doch die Bauern besaßen etwas, an dem sie sich orientieren konnten: Erfahrungswissen, das sie und ihre Vorfahren über viele Generationen hinweg erworben hatten. Abgefasst war es oft in kurzen, gereimten Sprüchen, die sich jeder leicht merken konnte.

Wettervorhersagen meist genauer als Bauernregeln

Vielfach versuchten diese Bauernregeln Wetterereignisse und Witterung vorherzusagen. Durch die Beobachtung von Tieren und Pflanzen zum Beispiel. Oder indem sie von den Wetterverhältnissen an bestimmten Zeitpunkten im Jahr – den sogenannten Lostagen – auf die Witterung der darauffolgenden Tage, Wochen oder gar Monate schlossen.

Wie treffsicher waren diese Prognosen allerdings? Und sind sie noch heute zu gebrauchen? „Manche Bauernregeln stimmen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit, bei anderen ist sie geringer“, urteilt Meteorologe Jurik Müller. „Doch mit den modernen Wettervorhersagen, die auf Unmengen von Datenmaterial und jeder Menge Rechnerpower beruhen, können sie in der Regel nicht mithalten.“

Durcheinander nach Kalenderreform von 1582

Zumal die Gregorianische Kalenderreform so manchem Regelspruch, der auf ein bestimmtes Datum Bezug nahm, die Grundlage entzog. Strich sie doch im Jahr 1582 zehn Tage aus dem Kalender, so dass auf den 4. Oktober gleich der 15. Oktober folgte. Deshalb müsste man bei vielen Bauernregeln eigentlich wissen, ob sie vor oder nach der Kalenderreform entstanden sind. Und ob sie, wenn sie aus der Zeit davor stammen, später umdatiert wurden. Das ist in den meisten Fällen nicht bekannt.

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Es gibt noch einen weiteren wichtigen Faktor, der die Zuverlässigkeit von Bauernregeln beeinträchtigen kann. Nicht wenige von ihnen sind ortsgebunden – das heißt, man sollte Kenntnis davon haben, in welcher Gegend sie entstanden sind. Schließlich braucht das, was etwa im Alpenraum gilt, keineswegs an Nord- oder Ostsee zuzutreffen.

Trotz dieser Unsicherheiten ist der Meteorologe Jurik Müller, der selbst mehrere Bücher zum Thema „Bauernregeln“ verfasst hat, überzeugt: „Hinter vielen Bauernregeln steckt eine tiefe Weisheit, die sich auf eine genaue Naturbeobachtung und lange Erfahrung gründet.“

Hier einige Beispiele für Wetterprognosen:

  • „Kräht der Hahn auf dem Mist, bleibt’s Wetter wechselhaft, wie’s ist; doch kräht er auf dem Hühnerhaus, hält’s schöne Wetter noch ein Weilchen aus.“ - Erklärung: Bei unbeständigem, feuchtem Wetter bleiben Insekten an der Oberfläche des Misthaufens – weshalb sich Hühner und Hahn gerne dort aufhalten. Kommt jedoch trockene Festlandsluft aus dem Osten, ziehen sich die Insekten in tiefere Schichten zurück. Dann sucht sich der Hahn lieber einen anderen Platz, wie zum Beispiel das Hühnerhaus.
  • „Wie es die sieben Brüder treiben, soll es noch sieben Wochen lang bleiben.“ - Erklärung: Der Siebenbrüdertag ist der 10. Juli, benannt nach den sieben Söhnen der heiligen Felicitas, die gemeinsam mit ihrer Mutter angeblich um das Jahr 160 den Märtyrertod gestorben sind. Zu diesem Zeitpunkt hat sich der Jetstream – ein Starkwindband in den höheren Atmosphärenschichten – auf seine endgültige mittlere sommerliche Lage eingependelt. Ist es um den 10. Juli herum also regnerisch, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das auch eine Weile so bleibt. Laut Jurik Müller liegt sie bei 70 bis 80 Prozent.
  • „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, ist es aber klar und hell, kommt der Lenz noch nicht so schnell.“ - Erklärung: Mariä Lichtmess ist der 2. Februar. Stürmt und schneit es um diese Zeit, dominiert in Mitteleuropa ein kräftiges Tief – herangezogen vom Atlantik mit viel feuchter Luft. Ein nachfolgender Kaltlufteinbruch aus dem Osten ist dadurch eher unwahrscheinlich und der Frühling kann kommen. Ist es jedoch „klar“ und „hell“, herrscht ein stabiles Hoch, das kalte Festlandsluft mit sich führt. Und das kann bis zu mehrere Wochen andauern. Übrigens: In den USA wird an diesem Datum der „Murmeltiertag“ gefeiert. Wenn es sonnig ist und das Murmeltier seinen Schatten sieht, so heißt es, soll der Winter noch mindestens sechs Wochen bleiben.

Andere Bauernregeln geben Anweisungen, wann was zu tun ist:

  • „An Lichtmess fängt der Bauersmann neu mit des Jahres Arbeit an.“ Um den 2. Februar beginnt also wieder nach dem Winter die Feldarbeit.
  • „Zu Ursula muss das Kraut herein, sonst wird’s noch lange draußen sein.“ Zum Tag der heiligen Ursula, dem 21. Oktober, soll die gesamte Ernte eingebracht sein. Sonst könnte sie durch den nahenden Winter Schaden nehmen.

Oder sie stellen einfach fest:

  • „Regnet’s an Peter und Paul, wird des Winzers Ernte faul.“ Mit „Peter und Paul“ ist der 29. Juni gemeint.
  •  „Regen am Sankt Ulrich Tag macht die Birnen stichig mad.“ Der Tag des heiligen Ulrich ist der 4. Juli.

Bauernregeln für Januar

Woman enjoying a winter day on mountains
Ein sonniger Neujahrstag sorgt laut Bauernregel für ein ertragreiches Erntejahr.
(GettyImages)
  • Am Neujahrstage Sonnenschein lässt das Jahr uns fruchtbar sein.
  • War bis zu Dreikönig kein rechter Winter, dann kommt auch keiner mehr dahinter.
  • Auf kalten trocknen Januar folgt oft viel Schnee im Februar.
  • Gibt's im Januar viel Regen, bringt's den Früchten keinen Segen.
  • Wirft der Maulwurf seine Hügel neu, währt der Winter bis zum Mai.
  • Je frostiger der Januar, desto freundlicher das Jahr.
  • Wächst das Gras im Januar, so wächst es schlecht im ganzen Jahr.

Bauernregeln für Februar

River Loisach flows into the Kochelsee, winter with rime and snow on the trees
Stürmt und schneit es Anfang Februar, so kommt der Frühling bald, besagt eine Bauernregel.
(GettyImages)
  • Wenn's zu Lichtmess (2. Februar) stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.
  • Hat der Valentin (14.Februar) Regenwasser, wird der Frühling noch viel nasser.
  • Heftiger Nordwind im Februar meldet an ein fruchtbar Jahr.
  • Im Februar zu viel Sonn' am Baum, lässt dem Obst im Herbst kein Raum.
  • Wenn's im Hornung (Februar) nicht schneit, kommt die Kält zur Osterzeit.
  • Wenn's im Februar regnerisch ist, hilft's so viel wie guter Mist.
  • Im Februar Schnee und Eis, macht den Sommer heiß.

Bauernregeln für März

Woman hand with umbrella in the rain in green nature background
Regnet es im März viel, so wird es wenig Ernte geben, besagt eine Bauernregel.
(GettyImages)
  • Gibt's im März zu vielen Regen, bringt die Ernte wenig Segen.
  • Märzen-Schnee tut den Saaten weh.
  • Mariä Verkündung (25. März) hell und klar, ist ein Segen fürs ganze Jahr.
  • Ist zu Rupert (27. März) der Himmel rein, wird er's auch im Juli sein. 
  • Märzgewitter zeigen an, daß große Winde zieh'n heran.
  • Trockener März, nasser April, kühler Mai, schreit der Bauer Juchei.

Bauernregeln für April

bavarian spring meadow with a blooming apple tree
Viele Bauernregeln sind ortsgebunden - das was im Süden gilt, verhält sich im Norden vielleicht ganz anders.
(GettyImages)
  • April macht das, was er will.
  • Wenn der April bläst ins Horn, steht es gut um Heu und Korn.
  • War's an Ambrosius (4. April) schön und rein, wird's an Florian (4. Mai) um so wilder sein.
  • Hat der April mehr Regen als Sonnenschein, so wird's im Juni trocken sein.
  • Im April ein tiefer Schnee - keinem Dinge tut er weh.
  • Wenn der April Spektakel macht, gibt's Heu und Korn in voller Pracht.

Bauernregeln für Mai

natural background with three funny plump birds sparrows sit on a branch of an Apple tree with pink flowers on a Sunny spring day
Der Mai bringe zwar Blumen, aber keinerlei Obst und Gemüse auf den Teller, so die Bauernregel.
(GettyImages)
  • Mairegen bringt Segen.
  • Abendtau im Mai gibt das rechte Heu.
  • Lässt Pankratius (12. Mai) mit Frösten grüßen, muss dies die Apfelblüte büßen.
  • Der Mai bringt Blumen dem Gesichte, aber dem Magen keine Früchte.
  • Grünen die Eichen vor dem Mai, zeigt's, daß der Sommer fruchtbar sei.
  • Ist's im Mai recht kalt und naß, haben die Maikäfer wenig Spaß.

Bauernregeln für Juni

Powerful hailstone storm coming from Julian Alps toward Nova Gorica (Slovenia) and above Gorizia (Italy) destroying cars in it's path.
Das Juni-Wetter sei genauso wechselhaft wie der Mensch selbst, besagt eine Bauernregel.
(GettyImages)
  • Menschensinn und Juniwind ändern sich oft sehr geschwind.
  • Gibt's im Juni Donnerwetter, wird g'wiss das Getreide fetter.
  • An St. Medardus (8. Juni) wird ausgemacht, ob 40 Tage die Sonne lacht.
  • Hat Margret (10. Juni) keinen Sonnenschein, dann kommt das Heu nie trocken rein.
  • Wenn St. Barnabas (11. Juni) bringt Regen, dann gibt's reichen Traubensegen.
  • Im Juni viel Donner, bringt einen trüben Sommer.
  • Soll gedeihen Korn und Wein, muß im Juni Regen sein.

Bauernregeln für Juli

Young man and heat stroke.
Ein heißer Juli bringt einer Bauernregel zufolge eine reichhaltige Ernte im Herbst.
(GettyImages)
  • Bringt der Juli heiße Glut, gerät auch der September gut.
  • Maria Heimsuch (2. Juli) wird’s bestellt, wie’s Wetter vierzig Tag sich hält.
  • Wie’s Wetter an St. Margaret (13. Juli), dasselbe noch vier Wochen steht. 
  • Im Juli warmer Sonnenschein, macht alle Früchte reif und fein.
  • Was der Juli verbricht, rettet der September nicht.

Bauernregeln für August

Bunch of black grapes on the vine
Der August-Regen trifft die Trauben besonders, besagt eine Bauernregel.
(GettyImages)
  • Augustregen wirkt wie Gift, wenn er die reifenden Trauben trifft.
  • Stellt im August sich Regen ein, so regnet's Honig und guten Wein.
  • Hitze an St. Dominikus (4. August) – ein strenger Winter kommen muss.
  • Wie das Wetter an Kassian (13. August), hält es viele Tage an.
  • Fängt der August mit Donnern an, er's bis zum End' nicht lassen kann.
  • Dem August sind Donner nicht Schande, sie nutzen der Luft und dem Lande.

Bauernregeln für September

A spider on a window in a web. Insect in the house.
Spinnen im September zu sichten verheißt einen kalten Winter. So besagt es zumindest die Bauernregel.
(GettyImages)
  • Am feinen Septemberregen ist dem Bauer gelegen.
  • Wenn im September die Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen.
  • Wie das Wetter am Magnustag (6. September), so es vier Wochen bleiben mag.
  • Maria Geburt (8. September) fliegen die Schwalben fort.
  • Matthäus (21. September), wenn er weint statt lacht, Essig aus dem Wein er macht.
  • Septemberwetter warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.
  • Bleiben die Schwalben lange, so sei vor dem Winter nicht bange.

Bauernregeln für Oktober

Autumn leaves falling to the ground in city park.
Je schneller das Laub im Oktober fällt, desto schneller steht der Winter vor der Tür, besagt die Bauernregel.
(GettyImages)
  • Viel Oktober-Regen ist für die Felder ein Segen.
  • Regnet's an Sankt Dionys (9. Oktober), wird der Winter nass gewiss.
  • Sankt Wolfgang (31. Oktober) Regen verspricht ein Jahr voller Segen. 
  • Oktober rauh, Januar flau.
  • Fällt im Oktober das Laub sehr schnell, ist der Winter bald zur Stell'.
  • Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter hinterdrein.

    Bauernregeln für November

    Rainy Day Outdoor silhouette
    Ein regnerischer November verdirbt die Saat, besagt eine Bauernregel.
    (GettyImages)
    • Je mehr Schnee im November fällt, desto fruchtbarer wird das Feld.
    • Hat der November einen weißen Bart, wird der Winter lang und hart.
    • Bringt Allerheiligen (01. November) einen Winter, so bringt Martini (11. November) einen Sommer.
    • Ist es um Martini (11.November) trüb, wird der Winter lind und lieb. 
    • Bringt November Morgenrot, der Aussaat dann viel Schaden droht.
    • Wenn der November regnet und frostet, dies der Saat ihr Leben kostet.

Bauernregeln für Dezember

Winter Sunset at Feldberg
Kaltes Dezember-Wetter sorgt für eine gute Ernte und reichlich Klee im nächsten Jahr.
(GettyImages)
  • Auf kalten Dezember mit tüchtigem Schnee folgt fruchtbar Jahr mit reichlich Klee.
  • Dezember mild, mit vielem Regen, ist für die Saat kein großer Segen.
  • Fließt im Dezember noch der Birkensaft, dann kriegt der Winter keine Kraft.
  • Aufs Wetter gib wohl acht von Christtag bis Dreikönigsnacht (6.1.), es zeigt dir, was das Jahr dann wacht.
  • Weihnacht im Schnee – Ostern im Klee.
  • Herrscht im Advent recht strenge Kält, sie volle achtzehn Wochen anhält.

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