Darum ertrinken so viele Menschen beim Baden | Weather.com

Gefährliche Abkühlung: Darum ertrinken so viele Menschen beim Baden

Je wärmer der Sommer, desto mehr Menschen ertrinken beim Baden in heimischen Seen und Flüssen. Wir zeigen, warum und wo die meisten Badeunfälle passieren und wie sie vermieden werden können.  

Wer direkt ins Wasser springt, ohne sich vorher abzukühlen, riskiert einen Herzstillstand.
Wer direkt ins Wasser springt, ohne sich vorher abzukühlen, riskiert einen Herzstillstand.
(GettyImages)

Die Badesaison 2025 hat bereits mit einem traurigen Rekord begonnen. Vergangenes Wochenende (21. und 22. Juni) sind mindestens 15 Menschen ertrunken. Es war damit das tödlichste Bade-Wochenende des Jahres 2025 – und eines der tödlichsten der vergangenen zehn Jahre, wie Martin Holzhause, Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), betonte.

Vor allem an Seen und Flüssen ist die Gefahr groß. Wie Zahlen des DLRG zeigen, gab es im Jahr 2024 die meisten der 411 tödlichen Badeunfälle in Binnengewässern: In Flüssen starben 139 Menschen, in Seen waren es 132. Im Meer dagegen, das aufgrund von Wellengang und Strömungen von den meisten als gefährlich eingeschätzt wird, ertranken 30 Menschen.

Warum abkühlen so wichtig ist

Die Ursachen, warum es so häufig zu tödlichen Badeunfällen kommt, sind nach der Erfahrung des Schwimmexperten Achim Wiese immer die gleichen: „Leichtsinn, Übermut und Unkenntnis über Gefahren, die es in natürlichen Gewässern gibt.“

Mit Leichtsinn meint Wiese beispielsweise das allseits bekannte Thema Abkühlen. „Wer den ganzen Tag in der Sonne brutzelt und dann mit Anlauf ins Wasser springt, riskiert schlagartig bewusstlos zu werden - und das hat nichts mit dem Alter zu tun, das ist selbst für 20-Jährige lebensgefährlich“, sagt Wiese. Beim Sprung ins kalte Nass würden sich die Gefäße zusammenziehen und das blitzartig zum Herz gepumpte Blut überlaste das Organ, was zu Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und auch Herzversagen führen könne.

Temperaturunterschiede bis zu 20 Grad

Zu den unterschätzten Gefahren zählt er auch das sich von der Luftmatratze ins Wasser fallen lassen. „Da die Temperaturschichten in Baggerseen nach unten hin viel kälter werden, muss der Körper selbst bei diesem kleinen Fall ins Wasser mit Temperaturunterschieden von bis zu 20 Grad fertig werden.“

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Die Baderegel „Abkühlen“ gebe es schon seit mehr als 100 Jahren, aber die wenigsten Menschen würden sie beachten. „Dabei reicht es schon, sich nur ein bisschen mit kalten Wasser abzufrischen“, erklärt Achim Wiese.

Warum Flüsse selbst für Leistungsschwimmer gefährlich sind

Die DLRG will keine Spaßbremse sein, „im Gegenteil, wir wollen, dass die Menschen unsere schönen Gewässer genießen“. Dazu gehöre aber auch, sich mit den Gefahren vertraut zu machen.

Unsichtbare Risiken lauern laut Wiese nicht nur in Seen in Form von Schlingpflanzen und morastigen Böden oder abrutschende Uferzonen und Steilhänge an Baggerseen. Auch das Baden in großen Flüssen wie Rhein, Donau, Weser und Elbe will gut überlegt sein. Denn in Flüssen ertranken in den vergangenen beiden Jahren die meisten Menschen. „Das sind Bundesschifffahrtsstraßen“, warnt Wiese und vergleicht das Schwimmen in großen Flüssen mit einem Spaziergang auf der Autobahn.

Gefährliche Strudel und Strömungen

Der Rhein habe eine Fließgeschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde, das sei doppelt so schnell wie ein flotter Fußgänger. „Wir haben im Rhein Tests mit Leistungsschwimmern gemacht und waren entsetzt, dass es selbst diese Topschwimmer oft nicht schafften, aus Strömungen, Strudeln an Brückenpfeilern oder zwischen Buhnen herauszukommen“, so Wiese.

Auch die Bugwelle von vorbeifahrenden Schiffen könne zur tödlichen Gefahr werden - „da muss man auch auf seine Kinder am Ufer aufpassen, wenn das Schiff vorbei ist und die Welle dann erst kommt“.

10 Tipps für sicheres Baden in Binnengewässern:

  1. Nie alleine schwimmen
  2. Nur an beaufsichtigten Gewässerstellen baden
  3. Nie dort schwimmen, wo Schiffe und Boote fahren sowie Buhnen, Schleusen, Brückenpfeiler und Wehre sind
  4. Kinder nie unbeaufsichtigt lassen, kleine Kinder müssen immer in Reichweite sein
  5. Abkühlen vor dem Gang oder Sprung ins Wasser
  6. Nur dort ins Wasser springen, wo es tief genug ist
  7. Bewachsene und sumpfige Uferzonen meiden
  8. Bei Schlammberührung durch kräftige Schwimmbewegungen nur mit den Armen aus dem Morast lösen
  9. Wer in eine Strömung gerät: Nur in Strömungsrichtung fortbewegen, auch wenn dies der längere Weg zum Ufer ist
  10. Bei Gewitter sofort das Wasser verlassen

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