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Gefahr für Tiere: Zu welcher Zeit Tourengeher nicht auf den Berg sollten | Weather.com
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Reisen - Wintersport

Gefahr für Tiere: Zu welcher Zeit Tourengeher nicht auf den Berg sollten

Menschen werden zur Gefahr für die Tiere und die Umwelt - das ist vielen nicht bewusst
Was vielen Wintersportbegeisterten nicht bewusst ist: Sie werden zunehmend zur Gefahr für die Natur.
(GettyImages)

Immer mehr Sportbegeisterte entdecken die Langsamkeit für sich. Anstelle von auf Geschwindigkeit ausgelegten Alpinskiern schnallen sie sich Tourenski oder Schneeschuhe unter die Füße, um den besonderen Zauber der Bergwelt auf die entschleunigte Art zu genießen.

Gerade abseits der präparierten Pisten sollte man sich als Ski- und Schneeschuhtourengeher jedoch immer dessen bewusst sein, dass die Landschaft nicht nur Linie Sportgebiet ist, sondern in erster Linie empfindlicher Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Wie Tourengeher oder Schneeschuhwanderer sich möglichst naturverträglich verhalten können, zeigt unser Überblick.

Empfindliche Naturräume als Besuchermagnet

Schroffe Gesteinsformationen, üppig bewaldete Hänge und abgeschiedene Wildnis – auf viele Menschen übt die natürliche Vielfalt alpiner Landschaften eine unwiderstehliche Anziehung aus. Besonders gut lässt sich die unberührte Winterlandschaft auf Tourenskiern oder Schneeschuhen erkunden.

Auch Routen, die bergan oder querfeldein führen sind mit dieser Ausrüstung kein Problem. Beim Wintersportpublikum triff das einen Nerv: Das Tourengehen wird immer beliebter. Einer Mitgliederumfrage des Deutschen Alpenvereins (DAV) in München zufolge hat sich die Anzahl der Skitourengeher in den vergangenen zehn Jahren von 250.000 auf eine halbe Million verdoppelt. Dazu kommen zahlreiche Schneeschuhwanderer.

Im Unterschied zu klassischen Wintersportarten sind Ski- und Schneeschuhtouren nicht auf eigens präparierte Pistengebiete beschränkt, sondern führen meist ins offene Gelände. Das geht allerdings mit einer großen Flächenwirkung einher und gerade ihre Unberührtheit wird sensiblen Naturräumen damit potenziell zum Verhängnis. Denn wo Menschen gedankenlos und ohne Rücksicht unterwegs sind, leiden die natürlichen Rückzugs- und Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

"Bei der Flucht verbrauchen die Tiere viel Energie"

Nur ganz bestimmte Stellen in den Alpen bieten Wildtieren Schutz zum Überwintern. Werden sie an diesen Rückzugsorten durch Menschen gestört und aufgescheucht, kann das für sie lebensbedrohlich sein. "Bei der Flucht verbrauchen die Tiere viel Energie, die sie bei den winterlichen Bedingungen nur schwer wieder zurückführen können", erklärt Manfred Scheuermann, DAV-Experte für naturverträglichen Wintersport.

Der Grund: Die Vegetation verschwindet unter der Schneedecke und Sträucher oder Büsche sind als Nahrungsquelle nur schwer oder gar nicht zugänglich.

Bedrohte Tierarten reagieren empfindlich

Obwohl sie an die rauen Bedingungen des Winters angepasst sind, können die Tiere keine Energiereserven bilden. Besonders betroffen ist die Familie der Raufußhühner, die kennzeichnend für den alpinen Lebensraum ist. Dazu gehören das Auerhuhn, das Birkhuhn und das Alpenschneehuhn. Alle drei stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten in Deutschland.

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Sie reagieren äußerst empfindlich auf Störungen durch den Menschen. Das gilt auch für einige in den Alpen heimische Säugetierarten, unter anderem den als bedroht geltenden Schneehasen und die dagegen eher häufig vorkommenden Arten Rothirsch und Gämse.

Was man beachten sollte

Auf der sicheren Seite ist man, wenn man sich an offizielle Routenempfehlungen, Markierungen und Hinweise hält. So hat beispielsweise der DAV im Rahmen seiner Kampagne "Natürlich auf Tour" im Gesamtgebiet der bayerischen Alpen etwa 260 Wald- und Wild-Schongebiete ausgewiesen, die Tourengeher auf freiwilliger Basis meiden sollten. Gleichzeitig empfiehlt der DAV zahlreiche Routen, auf denen Tourengeher ideale Bedingungen für ihre Aktivitäten vorfinden und gleichzeitig naturverträglich unterwegs sind.

Generell gilt: Lebensräume und Futterstellen von Wildtieren sollte man erkennen, respektieren und jeglichen Lärm dort vermeiden. Gebiete mit sensibler Vegetation, wie etwa Aufforstungen und Jungwälder, sollten ebenfalls umgangen werden.

Tieren droht schlimmstenfalls der Hungertod

Darüber hinaus gibt es auch einen zeitlichen Aspekt: Im Hochwinter verlassen viele Tierarten ihren Unterschlupf zum Fressen nur am frühen Morgen und am späten Nachmittag, weil dann die Gefahr beispielsweise durch Greifvögel geringer ist. "Sind jedoch in diesen Fresszeiten Menschen auch nur präsent, dann tauchen die Tiere gar nicht erst auf", sagt DAV-Experte Scheuermann. "Wenn das häufiger passiert, dann verhungern sie."

Das Problem ist vielen Menschen allerdings kaum bewusst, weil es nicht sichtbar ist. Morgens zwischen der Dämmerung und 10 Uhr sowie nachmittags ab 16 Uhr sollte man auf Touren in empfindlichen Gebieten insbesondere im Hochwinter daher verzichten. Wer seinen Sport in der Dunkelheit ausüben möchte, tut das am besten in einem der vielen Skigebiete, die nach Ende des Skibetriebes für Tourengeher öffnen.

Sicherheit geht vor

Übrigens: Auch die eigene Sicherheit sollten Ski- oder Schneeschuhtourengeher nicht vernachlässigen. Vor jeder Tour sollte man sich über die örtlichen Schnee- und Wetterbedingungen informieren, beispielsweise um das Lawinenrisiko zu senken. Darüber hinaus sollte man sich nie ohne angemessene Sicherheitsausrüstung auf den Weg machen. In jedem Fall sollte eine erfahrene und ortskundige Person zur Gruppe gehören.

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