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Ski-Tour für Weicheier: Wenn die Haute Route zu krass ist | Weather.com
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Reisen - Wintersport

Ski-Tour für Weicheier: Wenn die Haute Route zu krass ist

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Jeder Skitourengeher träumt von der Haute Route, die als eine der prestigeträchtigsten Skidurchquerungen gilt. Doch nicht jeder ist so fit, diese Hammertour zu machen. Im Sellrain bei Innsbruck gibt es eine mehrtägige Tour, die ähnlich spektakulär ist.

Skitourengehen gehört zu den Trendsportarten der vergangenen Jahre. Immer mehr Pistenfahrer wechseln auf die anstrengendere Variante des Skisports und gehen mit Fellen auf den Skiern auf die Berge hinauf, um die Langsamkeit, die Einfachheit und die Ruhe und Stille in der verschneiten Natur zu erleben und zu genießen. Mehrtägige Touren von Hütte zu Hütte boomen und wer sich dafür interessiert, hört unweigerlich von der Königsdisziplin, der „Haute Route“.

Die Prestigetour für Extremsportler

Die berühmteste Skidurchquerung der Alpen führt in sechs Tagesetappen von Chamonix in Frankreich bis nach Zermatt in der Schweiz. Seit der Ski-Erstbegehung im Jahr 1903 gilt sie aufgrund der Gletscher, der hochalpinen Pässe mit Abseilstellen und der spektakulären Ausblicke auf die Gipfelriesen Mont Blanc, Matterhorn und Monterosa als das große Ziel eines jeden Skibergsteigers.

Allerdings stellt die hochalpine Skidurchquerung in den Westalpen extreme Anforderungen an Kondition, Skifahrkönnen, Mut, Durchhaltevermögen, Hochgebirgserfahrung und Schwindelfreiheit: Acht Stunden am Tag über vergletschertes Gelände mit Harscheisen, bis zu 2000 Höhenmeter aufsteigen und wieder abfahren in allen Schneearten sind ganz normal.

Zum Glück sind die Lawinen schon lange vorher abgegangen: Lawinenkegel vor dem Winnebachjoch in den Sellrainer Bergen
(Michaela Strassmair)

Die Königstour für Normalsportler

Die Haute Route bleibt somit für viele Skitourenfans ein unerfüllbarer Traum. Gut, dass es Sellrain bei Innsbruck gibt. Damit existiert in den Ostalpen eine Route, die es locker mit der Haute Route aufnehmen kann. Nur ist sie deutlich weniger anstrengend und herausfordernd und hat dafür aber viele Vorteile:

  • Die schnelle Erreichbarkeit des Ausgangspunktes in Praxmar auf 1700 Metern Höhe, nur 20 Minuten von der Tiroler Landeshauptstadt entfernt.
  • Eine große Dichte an bewirtschafteten Hütten zum bequemen Übernachten in der Höhe.
  • Relativ risikoarme Touren.
  • Etliche Dreitausender, die auf dem Weg erklommen werden.
  • Spektakuläre Ausblicke auf die 3768 Meter hohe Wildspitze, den zweithöchsten Berg Österreichs, auf das Ötztal, das Stubaital und bis hinüber Großvenediger, dem dritthöchsten Berg des Landes.
Beeindruckender Blick in die Welt der Dreitausender an der Zischgeles-Scharte
(Michaela Strassmair)

Vier Tage dauert die Sellraindurchquerung, die auf der ersten Etappe über die Lampsenspitze zur Pforzheimer Hütte führt. „Wollt ihr fahren oder runtergehen?“ fragt der Bergführer nach einem Abstieg über Felsen. Natürlich runterfahren! Doch als der Harsch auf dem 40 Grad steilen Hang unter den Skiern rattert und sich ein mulmiges Gefühl breitmacht, übernimmt zum Glück das Mantra „Bloß nicht stürzen“ die Regie.

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800 Höhenmeter und einen Dreitausender bringt der nächste Tag. In der Hochebene unterhalb des Zischgeles-Ferners ist niemand zu sehen, nur Spuren von Schneehasen und einem Fuchs. Einsamkeit, Weite, Freiheit, das Glitzern des Schnees und das typische Schleifgeräusch der Skifelle.

Unbearbeitet, ohne Filter, alles echt und Natur pur: Leuchtfarben am Himmel beim Sonnenuntergang in den Stubaitaler Alpen
(Michaela Strassmair)
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Plötzlich hallt ein Jubelschrei durch die Luft und auf einem felsigen Gipfel unterhalb der Zischgeles-Scharte erscheinen vier Jungs mit Skiern am Rucksack. Sie ziehen ihren Flachmann mit Zirbenschnaps heraus und prosten den Gletschern zu, bevor es in einer schmalen Rinne hinab zum nächsten Hüttenstopp - dem Westfalenhaus - geht.

Der Breite Grieskogel, mit seinen 3287 Metern einer der höchsten Gipfel im Sellrain, ist das Ziel des anstrengenden dritten Tages. Über alte Lawinenkegel geht es bis zur Gletscherflanke, die nur mit Steigeisen zu bewältigen ist. Hier fragt sich der Skidurchquerungsneuling wie man wohl die Haute Route überleben kann. Doch bei der Abfahrt zur luxuriösen Schweinfurter Hütte ist endlich Tiefschnee, der alle Strapazen vergessen lässt.

Die kleinen Freuden der Skitourengeherin: Ein bisschen Luxus auf der Schweinfurter Hütte auf 2034 Metern Höhe.
(Michaela Strassmair)

Der Flow ist da, pünktlich zur letzten Etappe. Über die mächtige Kraspesspitze mit ihren 2954 Metern und den Finstertaler Stausee, der von oben wie eine Landschaft an den Polkappen aussieht, geht es ins Tal nach Haggen im Kühtai und per Skitaxi zurück zum Auto. Es war wunderschön, beeindruckend, voller neuer Erfahrungen, Einsichten, Ansichten und Aussichten, aber auch anstrengend - wie die Haute Route, nur viel angenehmer, weniger populär und auch für ein selbsternanntes Weichei zu machen.

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