Unwetter: Schnee und Waldbrände in der Türkei | Weather.com

Verrücktes Wetter: Schnee und Waldbrände in der Türkei

Während der Westen und Südosten der Türkei gegen Waldbrände kämpfen, erlebt der Nordosten des Landes einen Kälteeinbruch mit Schnee.

Extremer geht es kaum: Am Freitag erlebte die Türkei ein Temperaturgefälle von 30 Grad. Während Landesteile im äußersten Osten einen Kälteeinbruch mit Schnee erlebten, werden Teile von der Westküste von Hitze und Waldbränden geplagt.
Extremer geht es kaum: Am Freitag herrschte in der Türkei ein Temperaturunterschied von 30 Grad. Während Landesteile im Nordosten einen Kälteeinbruch mit Schnee erlebten, plagten Hitze und Waldbrände den Westen.

Verschneite Landschaften im Juli verbindet man nicht mit der Türkei. Doch genau diese Bilder waren im Nordosten des Landes zu sehen. Dort hat es am Freitag überraschend geschneit. Bilder in sozialen Netzwerken zeigen die schneebedeckten Felder in der Region um die Stadt Rize. Diese ungewöhnlichen Schneefälle erstreckten sich über eine Distanz von mindestens 100 Kilometern in der bergigen Gegend, die bekannt für ihre Viehhaltung ist.

"Es hat vier oder fünf Stunden lang geschneit", berichtet Journalist Gencaga Karafazlioglu der Nachrichtenagentur AFP. "Ich bin 65 Jahre alt, habe fast mein ganzes Leben in Rize gelebt und das ist das erste Mal, dass ich im Juli Schnee gesehen habe", fügte er hinzu.

Gut 1500 Kilometer weiter westlich kämpften die Feuerwehr in der bei Urlaubern beliebten Region Izmir gegen Waldbrände. In den kommenden Tagen werden dort Temperaturen von 40 Grad Celsius erwartet. Auch im Südosten des Landes ist am Freitag in der Provinz Hatay ein Feuer ausgebrochen. Der Kontrast zwischen den schneebedeckten Feldern im Nordosten und den brennenden Wäldern im Westen könnte kaum größer sein.

Waldbrände im Westen und Südosten

Mittlerweile sind die verheerenden Brände in der Provinz Izmir nach türkischen Regierungsangaben unter Kontrolle. Während die Einsatzkräfte in der Region nun mit Abkühlarbeiten beschäftigt sind, hält der Kampf gegen die Flammen in der Provinz Hatay im Südosten des Landes weiter an. Einsatzkräfte hätten die ganze Nacht versucht, das am Freitagnachmittag in einem Wald in Dörtyol ausgebrochene Feuer zu löschen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Der Brand breite sich mit starkem Wind in den trockenen Wäldern schnell aus.

dpatopbilder - 18.06.2024, Türkei, Kumköy: Feuerwehrleute arbeiten daran, ein Feuer in der Nähe von Kumköy auf der Halbinsel Gallipoli zu löschen. Foto: Sercan Ozkurnazli/DIA Photo/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In den vergangenen Tagen sind in der Türkei bereits Hunderte Brände ausgebrochen.
(Sercan Ozkurnazli/DIA Photo/AP/dpa)
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Seit dem Morgen seien auch Helikopter wieder im Einsatz. Hubschrauber und Löschflugzeuge operieren meist nur bei Tageslicht. Bisher wurden dem Gouverneur der Provinz Hatay zufolge 9 Almen und fast 2000 Menschen evakuiert. Ein Mädchenwohnheim sei zur Notunterkunft umfunktioniert worden. Wetterbedingungen und die Topographie der bergigen Gegend erschwerten die Löscharbeiten der mehr als 1.000 Einsatzkräfte.

Drei Tote in Izmir

In den vergangenen Tagen sind in der Türkei bereits Hunderte Brände ausgebrochen. Laut Forstminister Ibrahim Yumakli waren zehn davon große Waldbrände. Besonders hart traf es die Provinz Izmir. Am Donnerstag kamen dort zwei Menschen durch die Feuer ums Leben: ein 81-jähriger bettlägeriger Mann, der in seinem Haus verbrannte, und ein Forstarbeiter, der bei der Bekämpfung der Brände ums Leben kam. Am Samstag teilte der Forstminister dann via X mit, dass ein weiterer Forstarbeiter seinen Verletzungen im Krankenhaus erlegen sei.

Neben etlichen Hektar verbrannter Wälder und Büsche seien drei Dörfer niedergebrannt, sagte Izmirs Bürgermeister Cemil Tugay. Auch Tausende Tiere wurden in den Feuern getötet. Die Tierschutzorganisation Haytap behandelt in Zeltkliniken in Izmir etwa verletzte Hunde, Katzen oder Ziegen.

Feuer lösen Debatte um Zustand des Stromnetzes aus

Gleichzeitig ist eine Debatte über mögliche Ursachen entfacht worden. Izmirs Gouverneur Süleyman Elban erklärte, mehrere Brände seien durch Funkenflug von Stromleitungen ausgelöst worden. Das zuständige Energieunternehmen wies dies zurück und erklärte, es gebe keine konkreten Beweise für einen Zusammenhang mit der Strominfrastruktur. Die Elektoingenieurskammer (EMO) verwies in einem Interview mit BBC Türkce auf frühere brandbedingte Vorfälle durch Stromleitungen in der Region und kritisiert mangelnde Wartung infolge der Privatisierung des Stromnetzes.

Die Klärung der Brandursache steht in vielen Fällen noch aus. Bisher wurden 44 Verdächtige im Zusammenhang mit verschiedenen Bränden festgenommen, zehn davon wurden verhaftet, wie Innenminister Ali Yerlikaya auf der Plattform X schrieb. Im Bezirk Buca in Izmir etwa sei der Brand durch Schweißarbeiten ausgelöst worden, in anderen Fällen seien zunächst Wald- oder Feldarbeiten als Ursache ausgemacht worden.

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