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Nehmen Sturmfluten aufgrund des Klimawandels zu?

Sturmflut an der Nordsee
(dpa)

Auf einen Blick

  • Im Zuge des Klimawandels steigt der Meeresspiegel an.
  • Heißt das auch, dass wir in Zukunft mit häufigeren Sturmfluten rechnen müssen?
  • Experten haben eine klare Tendenz.

Eine Sturmflut ist eine durch Sturm erhöhte Flut. Dann steigen die Wasserstände an den Küsten um einen bestimmten Betrag an. „Aber nicht jeder Sturm hat auch eine Sturmflut zur Folge“, sagt der Meteorologe Dr. Peter Hoffmann, der am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zu "hydroklimatischen Risiken" forscht.

Auslöser: Hohe auflandige Windgeschwindigkeiten

Die Auslöser für Sturmfluten seien in der Regel hohe auflandige Windgeschwindigkeiten über eine längere Zeit. Der dadurch entstehende Druck kann auf das Wasser übertragen werden. Die atmosphärischen Bedingungen, die Sturmfluten auslösen können, sind auch von den jeweiligen örtlichen Küstengegebenheiten abhängig.

V​erdoppelung in den vergangenen 100 Jahren

An der deutschen Nordseeküste lässt sich bereits eine Zunahme der Sturmfluthäufigkeit erkennen. „Die Sturmfluthäufigkeit in Cuxhaven hat sich beispielsweise in den letzten 100 Jahren verdoppelt“, erklärt Dr. Insa Meinke, Leiterin des Norddeutschen Küsten- und Klimabüros am Helmholtz-Zentrum Hereon.

Während in den 1920ern durchschnittlich zwei Sturmfluten pro Jahr verzeichnet wurden, seien es in den 2020er-Jahren vier bis fünf Sturmfluten pro Jahr. „Zudem laufen Sturmfluten heute etwa um den Betrag des Meeresspiegelanstiegs höher auf“, sagt Meinke. Der Grund: Durch den Klimawandel haben Sturmfluten ein höheres Ausgangsniveau, weil der mittlere Meeresspiegel durch die thermische Ausdehnung des Meerwassers und durch das Abschmelzen der Eisschilde und Gletscher angestiegen ist. Insa Meinke: „Durch dieses höhere Ausgangsniveau ist weniger Wind notwendig, um Wasserstände auf Sturmflutniveau anzuheben.“

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Einen Blick in die Zukunft wagt der Meteorologe Dr. Peter Hoffmann vom PIK: „Das Zusammenspiel von Meeresspiegelanstieg, höheren Meeresoberflächentemperaturen, der Zunahme von Starkregen und veränderten Windverhältnissen wird so langfristig das Risiko für Sturmfluten in vielen Küstenregionen erhöhen.“

Weniger Treibhausgase, weniger Sturmfluten?

Bis 2040 sollen nach Bestreben der EU-Kommission die Treibhausgase um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden, bis 2050 soll Europa klimaneutral sein. Wirken sich niedrige CO2-Werte positiv auf Sturmfluten aus? „Ja,“, sagt Insa Meinke vom Helmholtz-Zentrum Hereon.

N​ordsee steigt bis zu einem Dreiviertelmeter an

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„Aber selbst bei sehr niedrigen Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahrzehnten, ist mit einem Meeresspiegelanstieg – etwa in der Nordsee – von 30 bis 75 Zentimetern bis Ende des Jahrhunderts im Vergleich zu heute zu rechnen.“ Das habe laut Insa Meinke zur Folge, dass Nordseesturmfluten künftig deutlich häufiger vorkommen und höher auftreten können – auch wenn wir Treibhausgasemissionen stark reduzieren. „Der Ozean ist ein sehr träges System“, sagt die Forscherin.

Das bedeute allerdings nicht, Klimaschutzmaßnahmen bringen nichts. Denn schreite der Klimawandel auf dem bisherigen Niveau voran, bestehe die Gefahr, dass bis Ende des Jahrhunderts Sturmfluten in der Nordsee sogar bis zu 1,50 Meter höher auflaufen. „Je weniger Treibhausgase künftig in die Luft abgestoßen werden, desto schwächer fällt also die globale Erwärmung und der Meeresspiegelanstieg aus“ – und damit auch das künftige Höhenniveau von Sturmfluten.

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