Rekord bei tödlichen Badeunfällen in Deutschland | Weather.com

Erneut tödliches Bade-Wochenende – DLRG warnt vor doppelter Gefahr

Badetote auf Rekordniveau: DLRG warnt vor Hitze, Selbstüberschätzung und offenen Gewässern

Notrufsäule der DLRG am Ufer eines Badesees in Moormerland, Niedersachsen, mit klarem Hinweistext für Notfälle. Die Notrufsäule steht auf einem Pfad am Wasser, umgeben von grüner Natur und dient als Sicherheitsmaßnahme zur schnellen Alarmierung bei Badeunfällen. Das Bild entstand am 3. Juli 2021 und thematisiert tödliche Badeunfälle in Deutschland.
Auch am vergangenen Wochenende ereigneten sich viel zu viele tödliche Badeunfälle in Deutschland. Im Bild eine Notrufsäule der DLRG am Ufer eines Badesees in Moormerland, Niedersachsen, mit klarem Hinweistext für Notfälle (Symbolbild)
(dpa)

Erneut hat ein Wochenende in Deutschland mehrere tödliche Badeunfälle gefordert: Am Samstag ist ein 25-Jähriger im Bodensee vor den Augen seiner Freunde untergegangen. Ein 79-Jähriger ertrank im Sylvensteinspeicher. In Baden-Württemberg kam eine Frau in einem Baggersee ums Leben, ein Mann wird weiterhin vermisst. In Berlin-Schmöckwitz ertrank ein Mensch im Zeuthener See, bei Bornheim wurde ein 51-Jähriger nach stundenlanger Suche tot aus einem Weiher geborgen. Die Wasserwacht spricht auch im Hinblick auf das Wochenende zuvor mit 15 Badetoten von einem erschreckenden Auftakt in die Badesaison. Allein in Bayern gab es bislang mindestens 16 Todesfälle.

Jedes Jahr mehr Badetote

Eine dramatische Entwicklung, denn die Zahl der Badetoten in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) starben im vergangenen Jahr 411 Menschen durch Ertrinken, im Jahr 2021 waren es noch 299. „Ob in 2025 mit einem weiteren Anstieg zu rechnen ist, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen“, teilte ein Sprecher mit. Das Wochenende 21. und 22. Juni war laut DLRG jedenfalls das tödlichste dieses Jahres und eines der schlimmsten der letzten zehn Jahre.

Warum ist Baden so gefährlich geworden?

Die DLRG sieht vor allem zwei zentrale Ursachen: Zum einen unterschätzen viele Menschen die Gefahren im Wasser – etwa durch Temperaturunterschiede oder Strömungen. Zum anderen überschätzen sie ihre eigenen Schwimmfähigkeiten, was gerade bei ungeübten Schwimmern fatale Folgen haben kann.

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Ein Sprung nach dem Sonnenbaden direkt ins kalte Wasser kann Kreislaufschocks auslösen, selbst bei gesunden Menschen. Mit Alkohol im Blut steigt das Risiko zusätzlich. Besonders an Baggerseen sei laut DLRG besondere Vorsicht geboten: Nach flachen Uferzonen könne es plötzlich mehrere Meter in die Tiefe gehen – mit Wassertemperaturen um 7 Grad. Das kann zu Krämpfen oder einem plötzlichen Kollaps führen.

Gefahren auch für erfahrene Schwimmer

Auch geübte Schwimmer sind nicht gefeit: Strömungen in Flüssen, Sogwirkungen von Schiffen, Kopfsprünge in unbekannte Gewässer oder fehlende Schwimmwesten bei Wassersportlern zählen zu den häufigsten Unfallursachen. Viele der Todesfälle wären laut Wasserwacht vermeidbar – durch mehr Achtsamkeit und Risikobewusstsein.

Klimawandel und Bäderschwund verschärfen das Problem

Längere, heißere Sommer durch den Klimawandel treiben mehr Menschen an offene Gewässer. Und viele davon sind unbewacht. Gleichzeitig wurden in den vergangenen Jahren hunderte Schwimmbäder geschlossen, was den Trend hin zu freien Badestellen verstärkt. Besonders gefährlich: 76 Prozent der Badetoten sind männlich, häufig über 55 Jahre alt. Während bei Jüngeren Leichtsinn, Alkohol und Übermut dominieren, spielen bei Älteren oft unerkannt gesundheitliche Probleme eine Rolle.

Was fordert die Wasserwacht?

„Die Wasserwacht ist keine Vollkasko-Versicherung“, warnt der bayerische DLRG-Landesvorsitzende Thomas Huber. Die Retter fordern mehr Eigenverantwortung: Nie allein schwimmen gehen, parallel zum Ufer bleiben, Kinder nie aus den Augen lassen und eine Boje mitführen, an der man sich im Notfall festhalten kann. Präsidentin Angelika Schorer betont: „Der beste Einsatz ist der, der gar nicht erst stattfinden muss.“

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