Trockenheitsresistente Pflanzen - Gärten im Klimawandel | Weather.com
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Klimawandel: Trockenheitsresistente Pflanzen für den Garten

14.07.2023, Hessen, Bad Nauheim: Sempervivum wachsen im Garten von Andreas Homrighausen. Mit dem Fortschreiten des Klimawandels gewinnen trockenheits- und hitzeresistente Pflanzen auch in heimischen Gärten an Bedeutung. (Zu dpa "Feigen und Lavendel statt - Gärten im Klimawandel" vom 23.07.2023") Foto: Tim Würz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Mit dem Fortschreiten des Klimawandels gewinnen trockenheits- und hitzeresistente Pflanzen auch in heimischen Gärten an Bedeutung - wie Sempervivum
(Tim Würz/dpa)

Mildere Winter, mehr Hitzetage im Sommer und weniger Regen - der Klimawandel ändert auch die Bedingungen für die Bepflanzung von Gärten und Grünflächen. Dafür sollten heute andere Pflanzen ausgewählt werden, als noch vor 20 Jahren, sagte Thomas Södler von Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen.

O​hne regelmäßige Bewässerung

Wer sich für die Auswahl Zeit nimmt und Rat von Fachleuten einholt, könne aber seinen Garten auch unter heutigen klimatischen Bedingungen noch mit blühender Vielfalt schmücken - und müsse ihn nicht einmal regelmäßig bewässern.

Trockenresistenz statt winterhart

Während Hobbygärtner früher beim Bestücken ihrer Beete vor allem darauf achteten, ob Pflanzen winterhart sind, stehe heute die Trockenresistenz im Vordergrund, sagt Södler. Garten-Klassiker wie die üppig blühenden Rhododendren, die vor allem im Halbschatten oder Schatten in leicht feuchten Böden gut gedeihen, kommen damit weniger gut zurecht. Dafür setzen Gärtner nun beispielsweise stärker auf Lavendel, auf Sukkulenten wie die Fetthenne oder Naturformen des Sonnenhuts. Auch der Flieder ist für Trockenheit gut gewappnet.

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Sowohl Feuchtigkeit im Winter als auch Wärme und Trockenheit im Sommer vertragen zudem viele Steppen- und Präriepflanzen. Wofür auch immer sich Gartenbesitzer entscheiden - die Bodenbeschaffenheit sollten sie dabei immer im Blick behalten, sagt Södler. Nicht jede Lavendel-Art beispielsweise mag jeden Untergrund, idealerweise sollte dieser trocken, sandig und nährstoffarm sein.

Sonnenhungriges Dickblattgewächs

Auf die rosettenförmigen Sempervivum hat sich Andreas Homrighausen von Grünzeux spezialisiert. Der studierte Geograph mit Schwerpunkt Geobotanik hat eine stattliche Sammlung von rund 800 Arten dieser sonnenhungrigen Dickblattgewächse zusammengetragen, in seinem heimischen Garten in Schöneck-Büdesheim (Main-Kinzig-Kreis) kann man viele davon bewundern. Homrighausen entwickelt Deko-Ideen, kultiviert und verkauft die Pflanzen auch - auf Märkten beispielsweise. Außerdem veranstaltet er Workshops und Seminare.

Rosettenförmiges Sempervivum wächst aus alten Kochtöpfen

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In seinem Garten wachsen Semperviva in Mauerritzen, alten Emaileimern, ausgedienten Kochtöpfen und Kuchenformen sowie selbstgemachten Pflanzschalen - mal grünsilbrig und kugelförmig, mal grün mit roten Blatträndern und dann wieder tiefrot. Sogar auf seinen Oberarm hat es ein Sempervivum geschafft - tätowiert von einem promovierten Biologen aus Göttingen, der neben seiner Leidenschaft für Pflanzen auch großes Zeichentalent besitzt und sich dem Tätowieren floraler Motive verschrieben hat.

Beliebter Standort: mit Schotter durchmischte Erde

Doch die vielfältigen, nestartig wachsenden Semperviva sind nur ein Teil des kleinen Paradieses, das Homrighausen gelegentlich auch Besuchern zeigt, die sich Inspirationen für ihre eigenen Gärten holen wollen. Hier gedeiht auch eine Vielzahl trockenresistenter Stauden, die für Sommer wie den aktuellen bestens geeignet seien. Blau leuchtende Kugeldisteln, pinke und gelbe Naturformen des Sonnenhutes, zartlila Staudensalbei, verschiedene Astern-Arten, Schwertlilien und Küchenschelle, Schafgarbe, Katzen- und Bergminze - die duftende Vielfalt in Homrighausens Garten ist groß und überall summt es von Wildbienen, Hummeln und anderen Insekten. Bei vielen dieser Pflanzen habe er seit dem Frühjahr noch nicht einmal mit Gießen nachhelfen müssen.

Als Standort mögen viele trockenresistente Pflanzen mit Schotter durchmischte Erde - nicht zu verwechseln mit der in Verruf geratenen Form der Schottergärten, bei denen das Erdreich unter dem Schotter mit Folie abgedeckt wird, um kein Grün mehr hochkommen zu lassen. Im Sommer entwickeln sie sich zu leblosen Steinwüsten, ihre Neuanlage wurde deshalb auch per Landesgesetz in Hessen verboten.

Selbstversorgergedanke erlebt Renaissance

Schon in Corona-Zeiten haben sich Gärten derweil für viele Menschen zu erweiterten Wohnzimmern entwickelt, in denen auch gekocht, gegrillt und gegessen wird. Auch der Selbstversorgergedanke mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Beet oder vom eigenen Obstbaum erlebte eine Renaissance, was sich in kollektiven Urban-Gardening-Projekten ebenso widerspiegele wie in privaten Gärten, sagt Södler. Tomaten, Kartoffeln oder Karotten beispielsweise, die schon lange ihre Stammplätze in Gemüsegärten hatten, bekämen jetzt mancherorts Gesellschaft von Feigenbäumen, die es sonnig und geschützt mögen - und mit ihrer schönen Blattform und den grün-violette Früchten Hingucker und Gaumenschmaus zugleich sind.

Und selbst Bananenstauden finden sich jetzt in manchen Gärten, wobei sich nicht alle Sorten für das Freiland eignen. Zudem brauchen die Stauden viel Wasser. Generell empfiehlt Södler Gartenbesitzern, Regenwasser in einer Tonne aufzufangen, um für das Gießen in trockenen Sommern möglichst wenig Trinkwasser zu verbrauchen.

D​er große Nachteil von Rollrasen

Wer seinen Garten derweil aus Sorge vor dem Pflegeaufwand lediglich mit Rollrasen auslegt und zur Begrenzung die typische Thuja- oder Kirschlorbeerhecke anlegt, bringt sich und die Natur um einiges, erklärt beispielsweise der Naturschutzbund (Nabu) Hessen. Idealerweise sollten Hecken aus vielen verschiedenen Sträuchern bestehen - "je größer die Vielfalt, desto mehr Arten profitieren", heißt es vom Nabu. Am besten seien Hecken, die ab Frühling mit blühenden Sträuchern sowohl den Insekten Nahrung böten als auch mit Früchten und Beeren den Vögeln bis in den Winter hinein einen gedeckten Tisch böten.

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