UV-Strahlung nimmt stark zu | Weather.com
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UV-Strahlung steigt: Warum Klimawandel, Ozon und Wolken eine gefährliche Mischung sind

Die UV-Strahlung in Mitteleuropa hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Wie der Klimawandel daran beteiligt ist, was der UV-Index besagt – und warum guter Sonnenschutz nicht nur am Strand nötig ist.

Sun shining through white clouds in blue sky
Weniger Wolken, mehr Sonnenscheinstunden macht im Sommer viel mehr UV-Strahlung am Boden. Und die ist für den Menschen gefährlich.
(GettyImages)

Wer dachte, UV-Strahlung sei ein konstantes Naturphänomen, irrt: Laut einer aktuellen Langzeitanalyse des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) ist die UV-Strahlung in Teilen Mitteleuropas seit den späten 1990er-Jahren messbar angestiegen. Zwischen 1997 und 2022 registrierten die Forschenden etwa in Dortmund einen Zuwachs von über zehn Prozent, in Brüssel waren es sogar fast 20 Prozent. Besonders überraschend: Die tatsächlichen Werte lagen über den ursprünglichen Erwartungen und sind womöglich klimawandelbedingt.

Warum haben wir heute mehr UV-Strahlung?

Als Hauptursache gilt laut Studie der Rückgang der Bewölkung, der womöglich klimawandelbedingt ist. Weniger Wolken bedeuten mehr Sonnenscheinstunden – und damit mehr UV-Strahlung am Boden.

„Das wirkt sich vor allem in den Sommermonaten aus“, erklärt der Physiker Dr. Sebastian Lorenz vom BfS. Gerade dann sei die Strahlung wegen des hohen Sonnenstands ohnehin besonders intensiv.

Auch der Jahresverlauf der Ozonschicht spiele bei der zunehmenden UV-Strahlung eine wichtige Rolle: „Denn wenn die Wolken fehlen, ist es die Dicke der Ozonschicht, die darüber entscheidet, wie viel UV-Strahlung tatsächlich den Boden erreicht“, sagt Lorenz. „Aktuelle Daten zeigen hierbei einen überraschenden Trend: Zwischen 1997 und 2022 ist die Ozonschicht in den Sommermonaten über Deutschland insgesamt etwas dünner geworden.“

Die Effekte von weniger Bewölkung und einer dünneren Ozonschicht verstärken sich somit besonders im Sommer – mit Folgen für die Strahlungsintensität. Für Kollegin Dr. Cornelia Baldermann vom BfS steht fest: „Klimaanpassung bedeutet UV-Schutz.“ Das BfS setzt daher auf Informationskampagnen, um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen.

Welche Frühwarnsysteme für Sonnenbrand gibt es?

Um einzuschätzen, wie stark die UV-Strahlung an einem Tag ist, hat die WHO vor rund dreißig Jahren einen weltweit einheitlichen UV-Index etabliert, der auf einer Skala von 1 bis 11 und höher die Intensität der Sonnenstrahlung angibt. In Deutschland erreicht der UV-Index im Sommer im Flachland Höchstwerte zwischen sieben (Norddeutschland) und neun (Süddeutschland), auf der Zugspitze sogar bis zu zwölf. Abrufbar ist dieser etwa über den Deutschen Wetterdienst und auch viele Wetterapps, geben den tagesaktuellen UV-Index an.

„Der UV-Index gibt den Tageshöchstwert bei vorhergesagter Bewölkung an“, erklärt Baldermann. Ab einem Wert von drei – der bereits im Februar auftreten könne – empfiehlt die WHO erste Schutzmaßnahmen wie Schatten und passende Kleidung. „Das heißt nicht, dass man im Frühjahr etwa sofort komplett verhüllt sein muss“, sagt sie. „Aber mit steigenden UV-Werten sollte auch der Schutz zunehmen.“ Ab einem Index von acht sei konsequenter Schutz unverzichtbar.

Was sind verbreitete Irrtümer über UV-Strahlung?

Ein verbreiteter Irrtum sei es, dass nur heiße Tage mit Sonnenschein gefährlich seien. „Viele Menschen unterschätzen UV-Strahlung, weil man ihre Wirkung erst spüren kann, wenn es zu spät ist und sie einen Sonnenbrand haben“, sagt Baldermann. Oft werde die Hitze auf der Haut fälschlich mit UV-Strahlung gleichgesetzt. „Doch UV-Strahlung wirkt auch bei Bewölkung, Nebel oder kühlem Wind – lange bevor man etwas merkt.“

Ein weiterer folgenreicher Trugschluss: Eincremen sei ein Freifahrtschein für stundenlanges Sonnenbaden. „Die Schutzzeit ist begrenzt, oft werden Stellen vergessen.“ Auch Schatten sei kein vollständiger Schutz, da UV-Strahlen nicht nur im direkten Sonnenlicht sind, sondern überall – etwa unter Bäumen.

Kann die Haut Sonnenschäden reparieren?

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UV-Schutz sei vor allem deshalb besonders wichtig, da die Haut nichts vergesse, so Baldermann. UV-Strahlung dringt in Augen und Haut ein und schädigt das Erbgut. Zwar verfügt der Körper über Reparaturmechanismen – doch die sind begrenzt. „Es gibt keine Faustformel, wann es zu viel ist und es zu bleibenden Zellveränderungen kommt“, sagt Baldermann. Das Gefährliche daran: „Man merkt lange nichts“ – und trotzdem könne irgendwann Hautkrebs diagnostiziert werden.

Mit steigendem Alter, hormonellen Veränderungen oder bestimmten Medikamenten sinke zudem die Widerstandskraft der Haut. Baldermann ist sich sicher: „Die Gefahr ist für jeden von uns hoch, irgendeine Form von Hautkrebs zu entwickeln – von ungefährlich hellem Hautkrebs bis hin zum malignen Melanom, besser bekannt als Schwarzer Hautkrebs.“

Wie sieht der beste UV-Schutz aus?

Um die Gefahren der UV-Strahlungen zu minimieren, empfiehlt das BfS einen einfachen, aber wirksamen Dreiklang:

* Vermeiden: „Von elf bis drei ist sonnenfrei“, rät Baldermann, da die Strahlungsintensität hier am höchsten sei. Besonders ausgedehnte Sonnenbäder, solle man grundsätzlich vermeiden.

* Bekleiden: Dicht gewebte oder ausgewiesene UV-Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrille mit UV-400-Schutz schützen zuverlässig. Schon einfache Kunststoffmodelle aus der Drogerie seien ausreichend – entscheidend sei hier die entsprechende die Kennzeichnung.

* Eincremen: „Lichtschutzfaktor 50 ist nicht nur am Strand sinnvoll, sondern auch bei der Arbeit im Freien, beim Sport und ganz alltäglichen Situationen wie dem Plausch mit dem Nachbarn am Gartenzaun“, sagt sie.

Unnötig sei es hingegen, Sonnenschutz schon im Winter zu verwenden, sagt Baldermann. „Die Strahlungsintensität bei einem UV-Index unter drei sei schlicht zu gering, um die Haut zu schädigen – mit einer Ausnahme: Auf der Skipiste sind Sonnencreme und Sonnenbrille unerlässlich“, betont sie. Frisch gefallener Schnee reflektiere bis zu 90 Prozent der UV-Strahlung und intensiviere sie erheblich.

Wird die UV-Strahlung in Zukunft noch gefährlicher?

Zwar lassen sich zukünftige Entwicklungen der UV-Strahlung nicht exakt vorhersagen – aber Sebastian Lorenz sieht derzeit keinen Grund zur Entwarnung: „Klimaveränderungen werden nicht plötzlich aufhören, und auch die Ozonschicht wird nicht von heute auf morgen wieder dicker.“

Hinzu kommt laut Cornelia Baldermann, dass die Menschen heute durch häufigeren Sonnenschein und angenehme Temperaturen mehr Zeit draußen verbringen – oft leicht bekleidet. Das steigere die eigene UV-Belastung.

Die gute Nachricht: „Wie wir uns verhalten, bestimmt maßgeblich, wie gefährlich UV-Strahlung für uns wird“, sagt Baldermann. Wer sich informiert und die drei Schutzmaßnahmen kombiniert, kann sich langfristig effektiv vor gefährlicher UV-Strahlung schützen.

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