Wie der Klimawandel dem Weihnachtsbaum zusetzt | Weather.com
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Wie der Klimawandel dem Christbaum zusetzt

Weihnachten ohne „echten“ Christbaum? Für viele undenkbar. Aufgrund des Klimawandels dürfte diese Tradition aber künftig teurer werden. Denn vor allem lange Trockenperioden setzen den Bäumchen zu und machen den Anbau aufwendiger.

Weihnachtsbaum mit Beleuchtung
Jährlich werden 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland verkauft.
(GettyImages)

Alle Jahre wieder… findet sich bei vielen Menschen zur Weihnachtszeit ein Christbaum im Wohnzimmer. In vielen Fällen sind es Nordmanntannen – und das liegt an ihrer Figur. „Dem ‚Schönheitsideal‘ für einen Christbaum entsprechen sie am besten, weswegen die weit überwiegende Mehrzahl der in Deutschland verkauften Bäume heute Nordmanntannen sind“, erklärt Marcus Kühling, Gruppenleiter Wald und Holz bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). „Bis vor einigen Jahren war noch die Blaufichte ziemlich beliebt, die allerdings im Vergleich stark stechende Nadeln hat und diese auch schneller verliert.“

Andere übliche Waldnadelbäume wie Kiefer, Weißtanne, Fichte oder Douglasie können laut Kühling in der Regel von der Wuchsform her nicht mithalten und spielen deswegen kaum eine Rolle.

Jährlich werden bis zu 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft

Jährlich werden laut FNR 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume in Deutschland verkauft – 80 Prozent davon sind Nordmanntannen. „Damit das füllige, gleichmäßige Nadelkleid entsteht, werden die Bäume bei vollem Licht auf der Freifläche kultiviert“, sagt Kühling. Diese Flächen seien für den intensiven Ackerbau nicht geeignet. Laut Destatis werden in etwa 3300 Betrieben 19.100 Hektar solcher Flächen bewirtschaftet. Die wichtigsten Anbauregionen sind demnach Nordrhein-Westfalen (Sauerland), Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg.

Im Alter von 10 bis 14 Jahren werden die Bäume geerntet

Bis ein Baum das Wohnzimmer schmückt, vergehen viele Jahre. Erst im Alter von 10 bis 14 Jahren werden sie laut FNR geerntet – und sind während der Wuchszeit zunehmend Extremwetterereignissen wie Trockenperioden und übermäßigem Niederschlag ausgesetzt. „Auch Frostschäden – insbesondere durch Spätfröste – sind ein verbreitetes Problem im Weihnachtsbaumanbau“, sagt Kühling.

Die Schäden an jungen Trieben seien nachhaltig und hätten über mehrere Jahre Einfluss auf das Wachstum. „Ein probates Mittel ist die Beregnung in harten Frostnächten“, so der Gruppenleiter. Um die empfindlichen Neuaustriebe zu schützen, wird – wie etwa auch beim Obstbau – mit Beregnung eine Eisschicht um die Triebe gebildet. Innerhalb des Eispanzers schützt die sogenannte Kristallisationswärme dann die Triebe vor der Kälte.

Tröpfchenbewässerung im Sommer bei Trockenperioden

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Neben der Kälte setzt auch die Trockenheit den Pflanzen zu: „Mittlerweile bedrohen lange Trockenperioden im Sommer vor allem frisch gepflanzte Bäumchen“, sagt Kühling. „Deswegen werden mancherorts die Wasserreservoirs für den Frostschutz auch schon für Tröpfchenbewässerung im Sommer eingesetzt.“

Stürme hingegen seien im Zusammenhang mit Weihnachtsbäumen zu vernachlässigen. „Eher wären es noch Starkregenereignisse, bei denen es wichtig ist, dass sich zwischen den Baumreihen entsprechende Vegetation befindet, damit der Boden stabil bleibt“, so der Experte.

Aufzucht der Bäume wird aufwendiger und teurer

Die Konsequenz der klimawandelbedingten Herausforderungen: Es wird aufwändiger und teurer, die Bäume großzuziehen. Sollte sich die Sommertrockenheit verschärfen, könnte es Kühlings Ansicht nach zu Einschränkungen der Nutzung von Grund- oder Oberflächenwasser für den Anbau von Weihnachtsbäumen kommen. Er erwähnt aber auch einen positiven Nebeneffekt: „Die Erzeuger versuchen, die Gaben an teurem Mineraldünger möglichst zu reduzieren.“

Großteil des CO2-Ausstoßes entfällt auf den Transport

Wer einen möglichst nachhaltigen Weihnachtsbaum kaufen möchte, dem rät Kühling auf den Transportweg vom Anbau bis zum Verkaufstand zu achten. „Kurz gesagt: Mit einem regionalen Baum, der nicht weiter als maximal 100 Kilometer transportiert werden musste, macht der Kunde viel richtig. Ein Großteil des CO2-Rucksacks bei einem Weihnachtsbaum entfällt auf den Transport.“

Und: Wer seinen Baum daheim hell erstrahlen lassen möchte, der verursache mit batteriebetriebenen Lichterkerzen eine größere Umweltbelastung als mit Kerzen aus Paraffin oder Bienenwachs. Kühlings umweltfreundliche Empfehlung für die Weihnachtsbaumbeleuchtung lautet daher: LED-Lichterketten mit Netzanschluss – am besten betrieben mit Ökostrom.

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