Sind Seniorenheime ausreichend vor Hitze geschützt? | Weather.com

Sind Seniorenheime ausreichend vor Hitze geschützt?

Experten sehen Handlungsbedarf, um die Gesundheit älterer Menschen bei hohen Temperaturen zu schützen. Das gilt nicht nur für bauliche Verbesserungen und Schulungen des Personals.

 Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ältere Menschen sind bei Hitze durch altersbedingte körperliche Veränderungen und Medikamente besonders gefährdet
( Jens Kalaene/dpa)

Der Hochsommer ist mit voller Wucht da. Der Sozialverband VdK kritisiert, dass viele Pflegeeinrichtungen in Deutschland noch nicht ausreichend auf extreme Hitze vorbereitet sind. Vor allem ältere Gebäude ohne Klimaanlagen heizen sich schnell auf und seien daher eine Gefahr, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Sie fordert bauliche Maßnahmen und Schulungen für das Personal. Auch der Bundesverband Volkssolidarität sieht Bedarf in der Förderung von Maßnahmen.

„Ein Hitzeschutzplan für Einrichtungen wie Pflegeheime, Krankenhäuser oder betreute Wohngemeinschaften ist essenziell, um die Bewohner und die Mitarbeitenden vor den gesundheitlichen Risiken extremer Hitze zu schützen. Solche Pläne sollten bauliche, organisatorische und personelle Maßnahmen umfassen und sowohl präventiv als auch reaktiv ausgerichtet sein“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Damit seien zum Beispiel das Einbauen von Rollos, Markisen und das Einrichten gekühlter Räume gemeint. Auch sollte das Personal regelmäßig geschult werden, um die Anzeichen von Hitzestress zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Systematische Erfassung gefährdeter Personen gefordert

Laut Marlene Mann vom Bundesverband Volkssolidarität verfügen die Seniorenheime zwar über ausreichend Hitzeschutzkonzepte, doch die Umsetzung sei oft nur schrittweise möglich. Förderprogramme seien begrenzt und schwer zugänglich. «Bis zur Umsetzung von Maßnahmen vergeht so viel Zeit, zumal ein umfangreicher Analyseprozess für jede Einrichtung erforderlich ist, der selbst etwa ein Jahr in Anspruch nimmt.» Und auch die identifizierten Maßnahmen seien oft nur anteilig beziehungsweise eingeschränkt förderfähig, beklagt Mann.

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Mann fordert zudem eine engere Zusammenarbeit mit den Behörden des kommunalen Katastrophenschutzes. „Hier sehen unsere Pflegeeinrichtungen - besonders im ambulanten Bereich - einen hohen Verbesserungsbedarf. Zum Beispiel werden Risikogruppen nicht systematisch erfasst.“

Risiko Hitze für Senioren

Ältere Menschen sind bei Hitze durch altersbedingte körperliche Veränderungen und Medikamente besonders gefährdet. „Das Fachpersonal muss lernen, frühe Anzeichen von Hitzestress zu erkennen – etwa Verwirrung, Muskelschwäche oder Kreislaufprobleme – und gezielt zu handeln, bevor es zu einem ernsten Zwischenfall kommt“, so VdK-Präsidentin Bentele. Nur so könne ein effektives Hitze-Monitoring etabliert werden, das Bewohner schützt und letztlich auch die Gesundheit des Personals sichert.

Trinkwasser und Schatten an Schulen

Mit Blick auf junge Menschen und Beschäftigte fordern auch Bildungsverbände mehr Hitzeschutz-Maßnahmen an Schulen. „Gründächer, entsiegelte und begrünte Schulhöfe, Schattenspender, Sonnensegel, Wärmeschutzverglasung und Jalousien müssen Standard werden“, sagte Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zudem brauche es flächendeckend kostenloses Trinkwasser und flächendeckend Erste-Hilfe- und Sicherheitsschulungen zum Umgang mit Hitze.

Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), sieht die Schulträger in der Pflicht, den Schulen die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. „Bestehende Schulbauten sind so auszustatten, dass das Lernen möglichst auch bei hohen Außentemperaturen gewährleistet werden kann. Funktionierende Rollos, ein Hausmeister, der früh am Morgen durchlüftet und ein grünes Klassenzimmer gibt es aber nicht überall“, sagte Brand dem RND. Auch außerschulische Lernorte sollten in der heißen Zeit des Jahres öfter genutzt werden, wenn es zu den Themen passe.

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