Thermo-Anzug, Schlafgemeinschaften: So überleben Vögel frostige Winter | The Weather Channel
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Thermo-Anzug, Schlafgemeinschaften: So überleben Vögel frostige Winter

Hoher Kalorienverbrauch bei Kälte: Eine eisige Nacht zu überstehen, kostet Vögel 10 Prozent ihres Körpergewichts.
(dpa)

Eisige Kälte, heftige Stürme und an manchen Orten viel Schnee, der das Futter bedeckt: Für Vögel ist der augenblickliche Wintereinbruch eine harte Zeit. Die meisten Vögel fliehen vor der Kälte, dem Futtermangel und den zugefrorenen Gewässern. Sie verlassen uns im Herbst, um im Süden zu überwintern.

Vögel aus Skandinavien überwintern bei uns

Doch es gibt auch Vögel, die kommen aus dem hohen Norden, für die sind wir der Süden. Zum Beispiel die nordischen Wacholderdrosseln. "Sie brütet zwar bei uns, doch sind die Trupps, die auf den Feldern umherstreifen, meist Vögel aus Skandinavien, die hier rasten oder überwintern", sagt Ornithologe Ingo Ludwichowski vom Naturschutzbund Nabu.

Körpertemperatur liegt zwischen 38 und 42 Grad

"Die Vögel versuchen so viel Energie wie möglich zu sparen", erklärt Michael Tetzlaff von der Deutschen Wildtierstiftung (DWS). "Der Weiterflug in südlichere Gebiete wird daher so lange wie möglich vermieden."

Federn wirken wie Thermo-Anzug

Vögel müssen sich ebenso wie wir Menschen vor Kälte schützen. Um nicht zu erfrieren, müssen sie ihre Körpertemperatur aufrecht erhalten, die zwischen 38 und 42 Grad Celsius liegt. Im Kampf gegen Frostbeulen zieht zum Beispiel das Rotkehlchen beim Sitzen den Kopf ein, legt die Flügel eng an, und plustert sein Gefieder auf. Ihre Daunenfedern wirken wie ein Thermo-Anzug. Sie sind so fein verästelt, dass sie ein isolierendes Luftpolster am Körper festhalten können, das der Vogel aufheizt.

Schlafgemeinschaften und Kuscheln gegen Kälte

Und wenn es doch einmal zu kalt wird, rücken einige Vogelarten etwas enger zusammen. So bilden Zaunkönige nach Angaben des Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) bei Kälte Schlafgemeinschaften, "Wintergoldhähnchen - die kleinsten heimischen Vögel - kuscheln im Winter oft auf Fichtenästen", sagt Ludwichowski. Als "Kuschelweltmeister" bezeichnet der Nabu jedoch die Gartenbaumläufer. Bis zu zwanzig Tiere können sich in einer Baumhöhle zusammendrängen.

Bei extremer Kälte: Verfallen in Starre

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Und wenn das alles nichts hilft? "In besonders kalten Nächten können Vögel ihre Körpertemperatur auch künstlich herunterfahren. Sie fallen dann in eine Art Starre, die den Stoffwechsel und damit den Energieverbrauch erheblich reduziert", ergänzt Biologe Ludwichowski.

Warm bleiben über Nacht kostet 10 Prozent des Körpergewichts

Laut LBV verlieren unsere Gartenvögel in einer kalten Nacht bis zu zehn Prozent ihres Körpergewichts, um sich warm zu halten. "Morgens haben sie dann vor allem eines: und zwar Hunger."

Im Winter werden viele zu Vegetariern - außer Greifvögeln

Meisen und andere Vögel, die eigentlich Insektenfresser sind, werden im Winter zu Vegetariern. Auf ihrem Speiseplan stehen dann auch Samen, Nüsse und Körner - eine fettreiche und damit energiereiche Nahrung.

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Das können Greifvögel nicht. Mäusejäger wie Mäusebussard, Turmfalke, Waldkauz oder Raufußkauz kämpfen in strengen Wintern ums Überleben, weil die geschlossene Schneedecke ihnen die Sicht auf ihre Beute versperrt.

Eisvogel und Bartmeise besonders kältesensibel

Letztendlich sei ein strenger Winter aber auch ein Auswahlmechanismus der Natur, sagt Ludwichowski: "Schwache Tiere einer Population, die den Winter nicht überstehen, machen Vögeln von anderswo Platz, die widerstandsfähiger sind und sich erfolgreich fortpflanzen können." Dann könne es beispielsweise beim Eisvogel oder der Bartmeise passieren, dass so viele Tiere sterben, dass die Bestände Jahre brauchen um sich wieder zu erholen.

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