„Unglaubliches Ereignis“: Experten rätseln über Mega-Eruption des Südsee-Vulkans | Weather.com

„Unglaubliches Ereignis“: Experten rätseln über Mega-Eruption des Südsee-Vulkans

dpatopbilder - HANDOUT - 13.01.2022, Tonga, Hunga Ha·apai: Mitarbeiter des Geologischen Dienstes von Tonga beobachten und überwachen den Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai aus sicherer Entfernung. Nach der gigantischen Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai in der Südsee sind weite Teile des Inselreichs Tonga weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Ob es Tote oder Verletzte gab ist ebenso unklar wie das Ausmaß der Schäden. Foto: Tonga Geological Services/ZUMA Press Wire/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Mitarbeiter des Geologischen Dienstes von Tonga beobachten und überwachen den Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai aus sicherer Entfernung. Das Bild wurde am 13. Januar aufgenommen, zwei Tage vor der Mega-Eruption.
(Tonga Geological Services/ZUMA Press Wire/dpa )

Der Ausbruch des Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai im Pazifik gibt Vulkanologen Rätsel auf. Derart folgenschwere Eruptionen eines Untersee-Vulkans sind selten - und noch seltener sind durch Feuerberge ausgelöste Tsunamis.

Der Pazifische Feuerring mit seinen vielen gefährlichen Vulkanen ist immer für eine Überraschung gut. Die Mega-Eruption des unterseeischen Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai in der Südsee am vergangenen Wochenende hat aber selbst Wissenschaftler überrascht. „Das war ein unglaubliches Ereignis, und sich in der Schusslinie des Ausbruchs zu befinden, wäre absolut furchterregend gewesen“, sagt Emily Lane, Expertin für Hydrodynamik am neuseeländischen Institut für Wasser- und Atmosphärenforschung. Auch aus wissenschaftlicher Sicht sei diese Naturkatastrophe „überwältigend“.

Was ist vom Vulkan übriggeblieben?

Eine Frage beschäftigt nun die gesamte Fachwelt: Was ist von dem einst 1800 Meter hohen und 20 Kilometer breiten Feuerberg, der nur 65 Kilometer nördlich der Hauptstadt des polynesischen Königreichs Tonga mitten im Ozean liegt, noch übrig? Vor dem Ausbruch lag der Rand der Caldera - also des ringförmigen Kessels - nur knapp unter der Wasseroberfläche, ihr Zentrum befand sich laut Lane in gerade einmal 200 Metern Tiefe.

Diese Satellitenbilder zeigen Hunga Tonga Hunga Ha'apai vor dem Ausbruch am 10. April 2021 (links), am 6. Januar 2022 (Mitte) und was nach der Eruption übrig blieb am 18. Januar 2022 (rechts). Foto: Maxar Technologies via AP
Diese Satellitenbilder zeigen die unbewohnte Vulkaninsel Hunga Tonga Hunga Ha'apai vor dem Ausbruch am 10. April 2021 (links), am 6. Januar 2022 (Mitte) und was nach der Mega-Eruption am 18. Januar 2022 übrigblieb (rechts).
( Maxar Technologies via AP)

Aber wie sieht der Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai jetzt aus? „Wir werden erst wissen, was mit dem Vulkan passiert ist, wenn wir Leute dorthin schicken können, um ihn zu kartografieren“, erklärte Lane im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Im Grunde wissen wir mehr über die dunkle Seite des Mondes als über den Ozean.“ Tatsächlich gibt es unzählige Unterwasser-Vulkane auf der Erde, die meisten aber in großer Tiefe. Wenn sie ausbrechen, wird das meist kaum wahrgenommen.

Suche nach den Ursachen der Eruption

Was genau zu der gigantischen Eruption im Pazifik geführt hat, könne ebenfalls erst dann geklärt werden, wenn Experten vor Ort seien, so Jonathan Hanson vom geologischen Institut GNS Science in Neuseeland. „Wegen der Aschewolken und der eingeschränkten Kommunikation mit Tonga können wir uns derzeit nicht sicher sein.“

The Pacific island nation of Tonga experienced significant damage following a huge undersea volcanic eruption and tsunami.
Forscher wissen noch nicht, was den stärksten Vulkanausbruch, den die Welt in den vergangenen 30 Jahren erlebt hat, ausgelöst hat
(NOAA cia AP)

Die Nähe des Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai zur Oberfläche war jedoch entscheidend. „Wenn hier Magma auf Wasser trifft, verdampft es, das Meerwasser wird erhitzt, und es entsteht Wasserdampf“, zitierte die „Fuldaer Zeitung“ den Vulkanologen Thomas Walter vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ). Zu einer so starken Explosion könne es kommen, wenn neu gebildeter Wasserdampf eingeschlossen wurde. „Das Volumen dehnt sich bei dem Verdampfungsprozess aus, aus einem Liter Wasser entstehen beinahe 1000 Liter Wasserdampf.“

Gigantische Aschewolke 20 Kilometer in die Höhe geschleudert

Die Folge: Am vergangenen Samstag schleuderte der Vulkan eine gigantische Wolke aus Asche, Dampf und Gas bis zu 20 Kilometer in die Höhe. Die Satellitenbilder sind spektakulär - wie ein Atompilz breitete sich das Gemisch ringförmig bis in die Stratosphäre aus. Die dadurch entstandenen Druckwellen konnten sogar in Deutschland gemessen werden.

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Der Knall war Tausende Kilometer weit bis nach Neuseeland und Fidschi zu hören. Ein anschließender Tsunami mit bis zu 15 Meter hohen Wellen verwüstete Teile von Tonga und erreichte auch weit entfernte Küsten etwa in Japan, Alaska und Südamerika.

Weitere Eruptionen nicht ausgeschlossen

Lane zufolge handelte es sich um den ersten durch einen Vulkanausbruch ausgelösten Pazifik-weiten Tsunami seit der verheerenden Eruption des Krakatau in Indonesien im Jahr 1883. Bei einer der gewaltigsten Eruptionen der jüngeren Menschheitsgeschichte waren dort mehr als 36.000 Menschen gestorben. Die darauffolgende gigantische Flutwelle wurde bis nach Europa registriert. „Von Vulkanen provozierte Tsnamis sind lange nicht so häufig wie solche, die von Seebeben ausgelöst werden“, betonte Lane. „Nur etwa fünf Prozent der historischen Tsunamis wurden durch Vulkane verursacht.“

This combination of the satellite images provided by Maxar Technologies shows homes and buildings in Tonga on Dec. 29, 2021, above, and on Jan. 18, 2022. (Satellite image ©2022 Maxar Technologies via AP)
Vorher-Nachher-Bild: Diese Satellitenaufnahme zeigt die Hauptstadt Tongas vor der Eruption am 29. Dezember 2021 (links). Das rechte Bild vom 18. Januar 2022 zeigt, dass die Stadt komplett unter einer Ascheschicht vergraben liegt.
(Satellite image ©2022 Maxar Technologies via AP)

Während Vulkanforscher rund um den Globus Daten auswerten und versuchen, die Geheimnisse des Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai zu enträtseln, scheint eines bereits klar: Die Eruption hat zumindest Teile des Feuerbergs zerstört. So ist eine erst 2015 bei einem monatelangen Ausbruch des Vulkans entstandene, zwei Kilometer lange Insel plötzlich verschwunden, wie Satellitenaufnahmen belegen.

Wird der seit Dezember aktive Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai nun weiter brodeln oder gibt er zunächst Ruhe? „Das einzige, was wir sicher sagen können, ist, dass der Vulkan jetzt ausgebrochen ist. Also ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich darunter noch viel mehr Magma befindet“, sagte der Geochemiker Oliver Nebel von der renommierten Monash University in Melbourne zuletzt. Jedoch sei das keine Garantie: In der Vergangenheit habe es auch schon mehrere schwere Ausbrüche eines Vulkans in Folge gegeben.

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