Gefahr für Wald und Wasser: Klimawandel befeuert Ausbreitung invasiver Pflanzenarten | Weather.com
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Gefahr für Wald und Wasser: Klimawandel befeuert Ausbreitung invasiver Pflanzenarten

PRODUKTION - 12.07.2022, Rheinland-Pfalz, Mainz: Am Rheinufer bei Mainz-Weisenau w‰chst der urspr¸nglich in China beheimatete Gˆtterbaum (Ailanthus altissima) in groflen Best‰nden. Der Baum bildet sehr schnell neue Triebe aus und w‰chst daher in kurzer Zeit sehr hoch. Die invasive Art gef‰hrdet nach Einsch‰tzung der Forstverwaltung vor allem den Wald. (zu dpa: ´Kampf gegen Windm¸hlen - Invasive Pflanzenarten breiten sich ausª) Foto: Peter Zschunke/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Am Rheinufer bei Mainz-Weisenau wächst der ursprünglich in China beheimatete Götterbaum (Ailanthus altissima) in großen Beständen
(Peter Zschunke/dpa-Zentralbild/dpa )

Der Götterbaum wächst so schnell, dass man ihm fast dabei zuschauen kann. Bereits im Jahr der Keimung erreicht er eine Höhe von ein bis zwei Metern. In einer Übersicht des Landesamts für Umwelt (LfU) Rheinland-Pfalz zu invasiven Arten ist der ursprünglich aus China und dem nördlichen Vietnam stammende Götterbaum eine von 16 aufgeführten Pflanzenarten.

Heimische Flora und Fauna ist wehrlos

"Alle invasiven Arten sind sehr konkurrenzstark", sagt LfU-Abteilungsleiterin Vera Schmidt. "Sie passen eigentlich nicht hierher und verdrängen dann andere Arten." Die heimische Flora und Fauna habe den gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten meist nichts entgegenzusetzen, weil sie nicht darauf vorbereitet sei. Während Tierarten wie Nilgans oder Waschbär immer wieder in der Öffentlichkeit Thema sind, finden invasive Pflanzenarten weniger Beachtung.

Sieht schön aus, ist aber ein Killer

Zu ihnen gehört auch das in ganz Rheinland-Pfalz verbreitete Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), das im nördlichen Indien zu Hause ist. Diese "rosa blühende wunderschöne Pflanze" sei als Zierpflanze eingeführt worden und bilde auf feuchtem Boden überall Massenbestände aus, erklärt Schmidt.

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"Wir können gar keine Maßnahmen mehr zu ihrer Eindämmung umsetzen. Das ist wie gegen Windmühlen anzukämpfen, weil sie so stark verbreitet ist." Andere Pflanzenarten werden verdrängt.

Aquarienfreunde bringen gefürchtete Wasserpflanzen

Die Übersicht des Landesamts führt alle Pflanzen auf, die in einer EU-Liste invasiver Arten genannt sind und in Deutschland nachgewiesen sind. Bei sechs dieser 16 Arten sind bislang keine Vorkommen in Rheinland-Pfalz bekannt. Es gibt aber die Sorge, dass sich dies ändern könnte - etwa bei Wasserpflanzen, die von Aquarienfreunden in heimische Gewässer gebracht werden. Zu ihnen gehört etwa die 2019 im Landkreis Bad Kreuznach entdeckte Karolina-Haarnixe (Cabomba caroliniana). Dort wurde alles getan, um die Pflanze zu entfernen. "Wenn sie in die Nahe kommt, ist sie nicht mehr zu stoppen", sagte Schmidt.

Große Nachfrage nach Info-Broschüre

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Die ersten 1500 gedruckten Exemplare der LfU-Broschüre waren schnell vergriffen. Ein Nachdruck ist geplant. Die 64 Seiten starke Übersicht ist aber auch als PDF-Dokument im Internet verfügbar.

Mithilfe der Bevölkerung gefragt

Als invasiv werden gebietsfremde Arten bezeichnet, wenn sie problematisch werden, etwa für die Artenvielfalt, natürliche Kreisläufe, für die Wirtschaft oder für die Gesundheit, etwa als Auslöser von Allergien. Von den 66 invasiven Tier- und Pflanzenarten in den Ländern der EU kommen 29 in Rheinland-Pfalz vor. Zur Beobachtung der Ausbreitung invasiver Arten ist die Bevölkerung aufgerufen, Sichtungen von Pflanzen oder Tieren im Artenfinder-Portal des Landes zu melden.

Profiteure des Klimawandels

Der Götterbaum (Ailanthus altissima) profitiert vom Klimawandel, auf Frost reagiert er empfindlich. Hingegen ist er sehr widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und Schadstoffemissionen, weshalb er eine Zeit lang gezielt als Stadtbaum gepflanzt wurde.

Großes Problem für den deutschen Wald

"Für den Wald ist der Götterbaum ein richtiges Problem", sagt der Leiter der Landesforsten Rheinland-Pfalz, Jens Jacob. Diese Art gefährde auf Dauer die Vegetationsform Wald. Die Samen werden nach der Blüte von Wind verbreitet. Außerdem ist die vegetative Vermehrung durch Wurzelausläufer ein Problem. Und Bestandteile des Götterbaums sind allelopathisch - das bedeutet, dass sie durch chemische Substanzen das Wachstum benachbarter Pflanzen hemmen können.

Den Götterbaum mechanisch zu bekämpfen sei sehr schwierig, sagt Jacob. Es müsse aber das Bestreben sein, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

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