Viehhüter im ausgedörrten Kenia suchen Hilfe unter der Erde | Weather.com
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Viehhüter im ausgedörrten Kenia suchen Hilfe unter der Erde

15.10.2022, Kenia, Samburu: Ein Esel, der aufgrund der D¸rre gestorben ist, liegt in der N‰he des Dorfes Kom im Bezirk Samburu. Generationen von Ostafrikanern haben das Grundwasser in der W¸ste genutzt um in der trockenen Umgebung zu ¸berleben. Die D¸rreperioden in der Region verschlimmern sich aufgrund des Klimawandels. Foto: Brian Inganga/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Esel, der aufgrund der Dürre gestorben ist, liegt in der Nähe des Dorfes Kom im Bezirk Samburu im Herzen Kenias
(Brian Inganga/AP/dpa )

Der kenianische Viehhüter Letoyie Leroshi war fünf Tage lang zu Fuß unterwegs, auf der Suche nach Wasser. Nach drei Jahren Dürre in seiner Heimat Samburu County waren alle Flüsse völlig ausgetrocknet.

F​euchter Sandfleck wird bejubelt

Dann entdeckte Leroshi im ausgedörrten Ewaso- Ng'iro-Flussbett einen leicht feuchten Flecken Sand und holte eine Gruppe anderer Viehhirten herbei, um zu graben. Die jungen Männer stießen auf Wasser, und begannen überglücklich zu singen.

K​ein Geld zum Anzapfen von Grundwasser

Wasser wird in Ostafrika und am Horn von Afrika zunehmend kostbar, eine Folge von verschärfter Dürre aufgrund des Klimawandels. Da könnte die Nutzung von Grundwasser eine enorme Hilfe sein. Aber in diesen Regionen wie insgesamt in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents fehlen die Mittel, um diese Ressource in großem Stil und effizient anzuzapfen.

G​rundwasser würde für fünf Dürrejahre reichen

Leroshi und andere kenianische Viehhüter stecken in einer verzweifelten Lage. "Wir hatten vor vier Jahren Tausende Rinder, und dann regnete es zu wenig", schildert der Kenianer. "Wir haben Hunderte verloren und sorgen uns jetzt, dass wir alles verlieren werden, wenn es wieder zu wenig Regen gibt." Und so tragen viele Viehhüter wie auch Leroshi Waffen bei sich, um sich gegen etwaige Viehdiebe verteidigen zu können.

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Den Organisationen WaterAid und British Geological Survey zufolge reicht das in Afrika vorhandene Grundwasser aus, um die meisten Länder auf dem Kontinent mindestens durch fünf Jahre Dürre zu bringen. "Grundwasser hat ein großes Potenzial in Sachen Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit", bestätigt auch Girma Ebrahim vom International Water Management Institute.

T​ansania, Südafrika und Äthiopien machen es vor

In Daressalam in Tansania zwang Dürre Einwohner bereits 1997 zur Nutzung von Grundwasser, und 20 Jahre später folgte Kapstadt in Südafrika dem Beispiel. Als Äthiopien 2015 und 2016 unter großer Trockenheit litt, erwiesen sich Brunnen mit Handpumpen als bestes Mittel zur Wasserversorgung.

B​runnen graben mit den bloßen Händen

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Afrika verfügt über 72 riesige Grundwasserleiter, die weitgehend ungenutzt sind, wie Wissenschaftler sagen. Einige Bauern- und Hirtengemeinden in den betreffenden Regionen stützen sich schon auf Brunnen, nutzen ihre Hände oder solarbetriebene Ausrüstung zum Graben. "Das ist eine bahnbrechende Neuerung", sagt Edwin Macharia, Programmdirektor der Einrichtung Mercy Corps in Äthiopien.

"Grundwasser ist keine Lösung der gegenwärtigen Trockenheit"

Aber es kommen auch Warnungen aus anderen Regionen der Welt, dass ein Missbrauch von Grundwasser alles noch schlimmer machen könne. "Nicht, dass man es nicht nutzen sollte", sagt Philip Wandera, früherer Direktor der kenianischen Behörde für Wildleben. Aber Grundwasser sei keine schnelle Lösung der gegenwärtigen Trockenheit. "Wenn du ein schlechter Manager von Oberflächenwasser gewesen bist, dann bedeutet das, dass du wahrscheinlich genauso mit Grundwasser umgehst."

4​00 Millionen Afrikaner haben kein sauberes Wasser

Den UN zufolge haben schätzungsweise etwa 400 Millionen Menschen auf dem Kontinent keinen Zugang zu sauberem Wasser. Nur drei Prozent des gesamten kultivierten Landes in Afrika südlich der Sahara sind bewässert, und wiederum nur fünf Prozent davon mit Grundwasser. Eine stärkere Nutzung ist ohne Finanzierung unmöglich. Viele Länder außerhalb von Afrika hatten genügend Geld, um in den späten 1980er Jahren Grundwasser-Datenbasen und hydrogeologische Landkarten zu schaffen.

M​anagement-Regeln für die Grundwasser-Förderung fehlen

Nach UN-Angaben hat sich der Klimawandel bislang wenig auf die Grundwasser-Ressourcen in Afrika ausgewirkt. Aber "Millionen Menschen haben nicht genug sicheres, sauberes Wasser für ihren täglichen Bedarf, geschweige denn, um die Klimakrise zu bewältigen", sagt Tim Wainwright von WaterAid, der britischen Organisation. Er meint, dass Regierungen gemeinsam mit dem privaten Sektor die derzeitige UN-Klimakonferenz in Ägypten dazu nutzen sollten, "um sich auf Investitionen in verantwortungsvolle Verwendung von Grundwasser und auf klare Management-Regeln für die Förderung zu verständigen".

3​0 Kühe in zwei Wochen verdurstet

Die Viehhüter in Samburu können nicht viel länger warten, viele stehen kurz vor dem Aus. "Ich habe im Laufe von zwei Wochen 30 Kühe verloren, und wenn das so weiter geht, werden wir viele mehr verlieren. Unsere Frauen und Kinder sind auch schwer betroffen", sagt der 30-jährige Lemerwas Limayo. "Dürre verheert alles, was lebt."

Kleink​inder leiden besonders

Der 54-jährige Lmeshen Lekoomet ist unlängst mit den wenigen ihm noch verbliebenen Tieren losgezogen, um Weideland und Wasser zu finden. Während seine Familie wartete, musste sein zweijähriges Kind wegen Dehydrierung und Unterernährung ins Krankenhaus gebracht werden. Lekoomet kehrte nie zurück.        

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