Essbare Wildkräuter in der Stadt: Was Sie vor dem Pflücken wissen sollten | Weather.com

Essbare Wildkräuter in der Stadt: Was Sie vor dem Pflücken wissen sollten

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Kordula Müller ist zertifizierte Wildkräuterexpertin und immer wieder erstaunt, wie viele Wildkräuter in der Stadt wachsen. „Ich selbst wohne auf dem Land und finde in der Stadt mehr essbare Wildkräuter als bei mir in der Gegend“, sagt sie. „Das liegt vor allem daran, dass in der Stadt oft weniger gemäht und mehr stehengelassen wird. Auf dem Land wird viel intensive Landwirtschaft betrieben und entsprechend zu oft gemäht.“

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Die Liste von essbaren Wildkräutern in der Stadt – also wildwachsenden heimischen Pflanzen – ist lang. Müller listet die gängigsten Beispiele nach Jahreszeiten auf: Im Frühling geht es unter anderem los mit Bärlauch, Brennnessel, Spitzwegerich, Gänseblümchen, Löwenzahn, Giersch und Schafgarbe. Im Sommer lassen sich dann Beifuß, Linden- und Holunderblüten und Wildrosen sammeln und verarbeiten und im Herbst kommen Wildfrüchte wie Hagebutten und Kornelkirschen dazu.

Nur mitnehmen, was auch bekannt ist

Da die Wildkräuter sich ihren Lebensraum selbst suchen und sich oft in die kleinsten Ritzen zwängen, rät Müller dazu, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen. Die wichtigste Regel beim Sammeln: Nur das mitnehmen, was man wirklich kennt. „Bei Unsicherheiten sollten die Kräuter an Ort und Stelle belassen werden. Denn während Gänseblümchen oder Löwenzahn eindeutig zuzuordnen sind, haben einige essbare Wildkräuter giftige Zwillinge – beispielsweise sieht das Maiglöckchen dem Bärlauch sehr ähnlich“, so die Kräuterexpertin.

W​issen, was vor der Haustüre wächst

Um sich in der Kräuterwelt besser auszukennen, können laut Müller für den ersten Einstieg geführte Kräuterwanderungen gebucht werden. Sie selbst bietet solche an – mittlerweile sind ihre Termine stets ausgebucht. „Das Interesse steigt stetig. Ich habe viele junge Teilnehmer, die sich zunehmend dafür interessieren, was vor ihrer Haustüre wächst“, sagt sie. Neben einer Kräuterwanderung können auch Pflanzenbestimmungsbücher oder Apps helfen, nicht zum falschen Kraut zu greifen – etwa die kostenfreie App „Flora incognita“, die staatlich gefördert wird. „Trotzdem rate ich bei den Apps zur Vorsicht. Für eine erste Bestimmung sind sie hilfreich, aber hundertprozentig sicher sind sie nicht“, sagt sie.

Handstraußregel gilt auch für Wildkräuter

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Bezüglich der Menge, die gepflückt oder geerntet werden darf, gilt in der Stadt – wie überall im öffentlichen Raum – die sogenannte Handstraußregel. „Im Bundesnaturschutzgesetzt ist geregelt, dass man nur geringe Mengen und nur für den persönlichen Bedarf sammeln darf“, sagt Müller. Grundsätzlich appelliert sie aber an alle Sammler mit Augenmaß zu pflücken. „Wenn etwa nur noch eine Pflanze steht und klar ist, dass ohne sie kein Aussamen mehr möglich ist, sollte sie bitte stehengelassen werden.“ Außerdem stünden manche Pflanzen unter Naturschutz und dürften gar nicht mitgenommen werden. Wer Kräuter auf privaten Flächen entdeckt, etwa am Rand von Schrebergärten und Co., der soll laut der Kräuterexpertin gerne bei den Besitzern nachfragen – oft seien die froh, wenn ihnen ein paar Kräuter abgenommen werden.

Die Verarbeitungsmöglichkeiten der Wildkräuter sind vielfältig: Gänseblümchen schmecken vielen etwa im Salat oder auf dem Brot. Löwenzahn kann ebenfalls direkt im Salat gegessen oder die Blüten zu sogenanntem Löwenzahnblütenhonig eingekocht werden. Aus Bärlauch lässt sich unter anderem Pesto zubereiten und viele Kräuter eigenen sich getrocknet für Tees.

Brennnessel ist die Königin der Wildkäuter

Die Königin unter den Wildkräutern ist für Müller die Brennnessel. „Sie wird völlig zu Unrecht als Unkraut bezeichnet. Sie enthält jede Menge Nährstoffe und hat etwa 6-mal mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte.“ Nach dem Aufkochen können die Brennnessel beispielsweise als Spinatersatz gegessen werden, sie eigenen sich für ein Pesto, als Salatverfeinerung, als Suppe oder als Tee.

Viele der Wildkräuter enthalten auch ätherische Öle, die eine gesundheitsfördernde und heilende Wirkung haben können. Dazu zählt der Gundermann oder die Kamille.

Wichtig dabei: Der perfekte Zeitpunkt, um Kräuter zu sammeln ist bei sonniger und trockener Wetterlage. Denn bei Regen kommen die Aromen der Wildkräuter nicht zur Geltung. Zum Sammeln rät Müller: einen Korb oder einen Stoffbeutel, ein kleines Messer oder eine Schere und für die Brennnesselernte auch mal Handschuhe.

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