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Pegel: Wie und wo misst man ihn? | Weather.com
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Wetterlexikon

Was bedeutet Pegel und wie misst man ihn?

Scale to measure the water level in the dam of Thailand.
Die Begriffe Pegel und Wasserstand bedeuten nicht dasselbe
(Gettyimages)

Auf einen Blick

  • Wo Flüsse fließen, sind Pegel und Wasserstand nicht weit.
  • Wir erklären, was genau ein Pegel ist und sagen, wie und wo man ihn misst.

Deutschlands wohl bekanntester Fluss, der Rhein, ist mit einer Gesamtlänge von über 1300 Kilometern die verkehrsreichste Wasserstraße Europas. Hier werden Rohstoffe wie Chemikalien, Getreide, Mineralien, Kohle und Ölprodukte transportiert. Doch der Fluss droht immer weiter auszutrocknen.

Pegel versus Wasserstand: Das ist der Unterscheid

Kein Wunder also, dass im Zusammenhang mit dem Rhein oft die Begriffe Pegel, Pegelstand und Wasserstand fallen. Doch was genau bedeutet es, wenn man von Pegelstand spricht? „Der Begriff Pegelstand ist deckungsgleich mit Wasserstand“, erklärt Florian Krekel Fachbereichsleiter Schifffahrt des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein.

Allerdings werden ‚Pegel‘ und ‚Wasserstand‘ häufig synonym verwendet. „Das ist unsauber und führt mitunter zu Verwechslungen und Missverständnissen“, so Krekel. „Denn ein Pegel ist eine Messstation, an der der aktuelle Wasserstand eines Gewässers gemessen wird.“

Was genau ist ein Pegel?

Kernstück des Pegels ist eine fest installierte Messlatte, die in der Regel in zwei-Zentimeter-Schritten unterteilt ist. „Ergänzt wird die Messstation um automatische Mess-, Übertragungs- und gegebenenfalls Anzeigeeinrichtungen, die das automatisierte Erfassen des Wasserstandes erledigen“, so Krekel.

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Die Höhenlage des unteren Endes der Pegellatte – auch „Pegelnullpunkt“ genannt – wird durch Vermessung bestimmt. „Der Pegelnullpunkt ist willkürlich“, erklärt Krekel. Einige Pegel seien über 150 Jahre alt und der Pegelnullpunkt seitdem nicht verändert worden. „Beim Anbringen der Pegellatten richtete man sich dabei meistens nach Erfahrungswerten und nach den örtlichen Möglichkeiten.“

Ein Wasserstand von 0 Zentimetern ist nicht gleichbedeutend mit einem trockenen Flussbett. „Das bedeutet lediglich, dass die Pegellatte gerade nicht mehr ins Wasser taucht“, sagt Schifffahrtsexperte Krekel. Zeigt der Pegelstand beispielsweise 134 Zentimeter an, taucht die Pegellatte 134 Zentimeter tief ein. Die Angabe entspricht jedoch nicht der tatsächlichen Tiefe eines Gewässers, da jedes von Unebenheiten geprägt ist.

Pegel messen: Wo und wie?

Entlang des Rheins, wie auch an anderen Flüssen, Bächen und stehenden Gewässern, gibt es eine Reihe von Pegelstationen. Um dann den Wasserstand an einem Pegel in eine nützliche Information umzusetzen, werden Vergleichs- und/oder Bezugswerte benötigt. „Ohne Bezugswert ist der reine Wasserstand am Pegel nur von geringem Nutzen“, stellt Florian Krekel klar.

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So muss sich ein Hausbesitzer im überschwemmungsgefährdeten Gebiet darüber im Klaren sein welcher Pegel Veränderungen des Wasserspiegels „vor seiner Haustür“ am besten wiedergibt. Häufig ist das der nächstgelegene Pegel.

W​ann läuft es bei mir über die Türschwelle?

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Und ab welchem Wasserstand das Wasser beginnt „bei ihm über die Türschwelle zu laufen“. Diesen individuellen Wasserstand am relevanten Pegel sollten sich Anwohner merken, um bei Hochwasser-Gefahr rechtzeitig vorsorgen zu können.

Pegel messen in der Schifffahrt

In der Schifffahrt werden andere Werte benötigt, um aus dem Wasserstand an einem Pegel einen Mehrwert zu ziehen. Für den Rhein unterhalb der Staustufe Iffezheim liegt dieser Mehrwert vor allem in der aktuell zur Verfügung stehenden Fahrrinnentiefe. Die Fahrrinne ist der Bereich des Flusses, in dem eine Mindesttiefe garantiert ist. Weil sich die Wasserführung des Flusses ständig verändert, muss die Fahrrinnentiefe auf einen bestimmten Wasserstand bezogen werden. Dies ist der sogenannte Gleichwertige Wasserstand“ (GlW), der im statistischen Mittel an 20 eisfreien Tagen unterschritten wird – ein niedriger Wasserstand also. Alle zehn Jahre wird er neu festgelegt.

Der GIW ist für die Berufsschifffahrt wichtig, da die Beladungsmengen der Frachtschiffe auf ihm basieren. „An welchen Pegeln ein GlW definiert ist und dementsprechend auch veröffentlicht wird, ist von der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) in Straßburg festgelegt“, so Krekel. „Schiffer müssen die GlW-Werte an den schifffahrtsrelevanten Pegeln kennen.“

Die Fahrrinnentiefe in den verschiedenen Streckenabschnitten, die jeweils maßgebenden Pegel und die dortigen GlW-Werte erhält der Schiffer aus einem „schifffahrtspolizeilichen Hinweis“, den die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung herausgibt.

Formel: Wie tief ist die Fahrrinne?

Die Fahrrinnentiefe errechnet sich dann laut Experte Florian Krekel wie folgt:

    W + FRT – GlW
  • W= Wasserstand am Bezugspegel
  • FRT: die Fahrrinnentiefe unter GlW im betreffenden Streckenabschnitt
  • GIW: Gleichwertiger Wasserstand am Bezugspegel

Bevor ein Schiffer sein Schiff belädt, müsse er diese kleine Rechnung für alle Streckenabschnitte machen, die er durchfahren wolle und sich nach dem niedrigsten Wert richten, so Krekel. Um von der aktuellen Fahrrinnentiefe auf die mögliche Abladetiefe (und damit die Beladung seines Schiffes) zu kommen, muss der Schiffsführer noch einen Sicherheitsabstand abziehen. Das ist dann die sprichwörtliche „Handbreit Wasser unter dem Kiel“.

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