Warum das Weihnachtstauwetter immer wahrscheinlicher wird | Weather.com
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Warum das Weihnachtstauwetter immer wahrscheinlicher wird

Milde Temperaturen statt Schneeflocken? Das sogenannte Weihnachtstauwetter tritt statistisch in bis zu 70 Prozent der Jahre auf – und wird durch den Klimawandel noch begünstigt.

Sonnenstrahlen treffen auf einen Tannenbaum.
Was hinter dem Weihnachtstauwetter steckt und ob in diesem Jahr Chancen auf weiße Weihnachten bestehen.
(GettyImages)

Das Weihnachtstauwetter gilt als klassische Singularität, also als „ein Witterungsereignis, das mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftritt“, sagt Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst (DWD) – ähnlich etwa wie die Eisheiligen im Mai oder die Schafskälte im Juni.

Wie oft tritt das Wetterphänomen auf?

Laut DWD tritt das Weihnachtstauwetter in sieben von zehn Jahren auf. Walter erklärt, dass Singularitäten nicht zwingend jedes Jahr auftreten müssen, um als solche zu gelten. Bei manchen sei es sehr wahrscheinlich, dass sie kommen und andere – wie etwa El Niño – kämen nur alle paar Jahre vor.

Rückblick: Wenig weiß und viele milde Feste

Der Name des Weihnachtstauwetters kann durchaus irreführend sein, denn laut Walter ist „diese Wetterlage ziemlich regelmäßig, kann sich aber um ein bis zwei Wochen verschieben – manchmal landet das Weihnachtstauwetter daher auch im Januar“.

Wer auf weiße Weihnachten hofft, braucht dennoch etwas Glück, denn beim Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt sich, dass das Weihnachtsfest in Deutschland selten von Schnee geprägt war. Walter betont, dass 2010 das letzte Jahr mit deutschlandweit winterlichen Bedingungen war. Zuvor lag 2007 vielerorts Schnee. „Sonst gab es eher milde Weihnachtstemperaturen“, sagt er.

Was Jetstream und Tiefdruckgebiete mit weißen Weihnachten zu tun haben

Meteorologisch gibt es mehrere Gründe, warum pünktlich zu Weihnachten oft Tauwetter einsetzt. Vor allem der Jetstream beeinflusst maßgeblich, welche Luftmassen im Dezember nach Mitteleuropa gelangen – und damit auch, ob sich typisches Weihnachtstauwetter einstellt. Verläuft er eher gerade und westlich ausgerichtet, steuert er milde, feuchte Atlantikluft nach Deutschland und begünstigt so Tauwetter an den Feiertagen.

Andreas Walter vom DWD sagt: „Der Jetstream wird angetrieben durch Temperaturgegensätze, die im Winter geringer sind.“ Weil der Temperaturkontrast zwischen Arktis und mittleren Breiten im Winter oft kleiner ist, kann der Jetstream schwächer und damit labiler werden. Doch genauso wie sich dadurch vorübergehende Kaltluftvorstöße einstellen können, kann es auch zu milden Westwindlagen kommen. Wie der Jetstream jeweils verläuft, entscheidet daher wesentlich darüber, ob Weihnachten eher mild oder frostig ausfällt.

Erst kalt, dann warm – und warum das typisch im Dezember ist

„Gar nicht so selten fällt der erste Schnee bereits Ende November – und danach kommen milde Temperaturen“, sagt Walter. Es sei typisch, dass diese kurzen Kaltlufteinbrüche im Dezember dann durch Westwindlagen „weggeräumt“ werden. Das hänge auch mit der Zirkulation von Tiefdruckgebieten in der Nordhemisphäre zusammen. Walter erklärt: „Tiefs drehen sich gegen den Uhrzeigersinn und führen damit wärmere Luft zu uns.“

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Um längere Frostphasen zu bekommen, bräuchte es im Winter vielmehr ein blockierendes Hochdruckgebiet – das Pendant zu einem sommerlichen Omega-Hoch. Solche blockierenden Wetterlagen seien im Winter jedoch seltener und weniger beständig, sagt Walter.

Regionale Unterschiede: Norden besonders mild

In den vergangenen Jahren präsentierten sich selbst die deutschen Mittelgebirge und süddeutschen Skigebiete häufig grün. Laut Walter steigt die Schneefallgrenze durch den Klimawandel stetig an.

Der Norden und Westen Deutschlands würden zusätzlich durch die erwärmten Nordseegewässer beeinflusst. „Die Nordsee ist aktuell über drei Grad wärmer als im langjährigen Mittel“, sagt Walter. Das erwärme die Luft an den Küsten „überproportional“. Statistisch sei deshalb in Nordwestdeutschland weniger Schnee zu erwarten als andernorts in Deutschland.

Klimadaten des DWD zeigen, dass Frost- und Schneetage in ganz Deutschland langfristig abnehmen. Walter sagt deutlich: „Es gibt bald nichts mehr zu tauen.“

Der Trend gehe dahin, dass Weihnachten nicht mehr durch Tauwetter, sondern schlicht durch „mildes Weihnachtswetter“ geprägt sei, teilweise mit Temperaturen um die zehn Grad.

Prognose: Noch zu früh für ein klares Ja oder Nein

Ende November kam es vielerorts zu einem kurzen Kälteeinbruch mit Schneefall. Doch auch in diesem Jahr dominieren zu Beginn der Weihnachtszeit Tiefdruckausläufer mit milder Luft und Niederschlägen das Wettergeschehen in Deutschland. „Das kann schon in Richtung Tauwetter gehen“, so Walter – doch sichere Aussagen zu einem weißen oder warmen Weihnachtsfest seien noch nicht möglich.

Saisonale Klimaprojektionen deuten jedoch laut DWD darauf hin, dass der Winter wärmer und etwas trockener als üblich ausfällt. Schnee ist in den Modellen derzeit also nicht in Sicht.

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