Garten wetterfest machen: So geht’s | Weather.com

Wetterfeste Gärten: So machen Sie Pflanzen und Böden fit für Klimastress

Gibt es die eierlegende Wollmilchsau unter den Pflanzen, die sowohl Dürreperioden als auch Starkregen verkraftet? Schwierig, sagt ein Gartenexperte. Wo der wichtigste Hebel liegt, damit ein Garten auch Wetterextremen standhalten kann.

Purple lavender bushes grow on a flower bed in the garden on a sunny summer day
Lavendel gehört zu den robusten Gartenpflanzen – worüber sich auch Bienen freuen
(GettyImages)

Auf die Frage nach wetterfesten Gärten und Pflanzen, stellt Hubert Siegler von der Bayerischen Gartenakademie gleich zu Beginn klar: „Das ist ein kompliziertes Thema, da die Pflanzen und Gärten ja zunehmend Extreme aushalten müssen: Zum einen sind das lange Trockenphasen mit Dürre und Schäden an den Früchten, sowie Verbrennungen an Zierrasen durch die zunehmende UV-Strahlung. Hinzu kommen extreme Niederschläge in kurzer Zeit, die zu Überschwemmungen und Erosionen führen.“ Ein drittes Problem, das den Pflanzen zusetze, sei der Umstand, dass die Obstblüte mittlerweile deutlich früher beginne und häufig die Nachtfröste nicht überstehe.

Der Boden muss am meisten aushalten

Damit ein Garten und die Pflanzen trotzdem bestmöglich gegen die Wetterextreme gewappnet sind, gibt es laut Siegler eine Reihe von Maßnahmen. Die wichtigste beginnt mit dem Boden: „Der Boden ist das Medium, das sowohl Trockenheit als auch Feuchtigkeit und Überschwemmungen aushalten muss“, erklärt er. „Dazu ist eine gute Bodenstruktur besonders wichtig, die nicht nur mit wenig Wasser auskommt, sondern dieses auch aufnehmen kann und nicht erodiert.“ Um das zu erreichen, muss der Gärtner zunächst wissen, ob der Boden eher sandig oder eher schwer ist. „Bei einem sandigen Boden, der kaum Wasser und Nährstoffe halten kann, sollte man organische Substanzen wie Kompost oder auch verrotteten Stallmist einbringen, damit sich Humus aufbaut und dieser dann Wasser und Nährstoffe speichert und wie ein Schwamm wieder abgeben kann.“

Schwerer Boden muss luftig werden

Wer einen schweren, dichten Boden hat, muss dafür sorgen, dass dieser wieder luftig wird, damit sich das Wasser nicht staut. Dazu sollen laut Gartenexperte grobe mineralische Bestandteile wie Lava, Kies, Split oder Blähton oder auch Holzfaser, Zweige oder Stängel aus Häckselgut eingearbeitet werden. Damit der Boden auch im Sommer die Feuchtigkeit besser halten kann, rät Siegler zum rechtzeitigen Mulchen: „Je weniger freie Stellen es auf dem Boden gibt, desto weniger Wasser kann verdunsten und desto weniger erodiert der Boden bei Starkregen. Dazu kann man gerne Rasenschnitt oder Häckselgut verwenden. Doch Vorsicht: Nicht zu dick auftragen, da sich unter Mulch auch Schnecken und Mäuse sehr wohl fühlen.“

Ein weiterer Tipp: Immer mal wieder mit einer Hacke den Boden auflockern. „Nicht umsonst gilt das Sprichwort: Einmal Hacken erspart zweimal Giesen“, sagt der Gartenbauingenieur. Außerdem sollten Gartenbesitzer bei Nässe und nach der Schneeschmelze den Boden nicht betreten, um diesen nicht durch das eigene Gewicht zu verdichten.

Auch Gründüngung verbessert Boden

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Wird ein Garten bei einem Neubau komplett neu angelegt, rät Siegler, den Boden nochmal aufzureißen. „Gerade nach Baustellen sind die Böden oft sehr verdichtet, da die Maschinen drübergefahren sind. Oft ist die Qualität der Erde schlecht und man sollte sich überlegen, den Boden komplett neu aufzutragen“, sagt er. Auch mit der richtigen Pflanzung – unter dem Schlagwort „Gründüngung“ – lässt sich der Boden verbessern. „Tiefwurzler wie Ölrettich oder Luzern lockern den Boden natürlich auf. Im ersten Gartenjahr könnten auch Kartoffeln oder Zuckermais gepflanzt werden – diese gehen ebenfalls in die Tiefe.“

Standort ist entscheidend

Was die Pflanzen selbst angeht, gibt es laut Siegler nicht „die Eine, die alle Beleidigungen verträgt“. Für die meisten Pflanzen sei der richtige Standort entscheidend. Bei Stauden etwa, sei der Lebensbereich in sonnig, halbsonnig und schattig, sowie in trockene, feuchte oder frische Böden eingeteilt. „Wer damit überfordert ist, kann sich in Gärtnereien oder beim Bund deutscher Staudengärtner Hilfe holen“, rät der Gartenbauingenieur. „Hier gibt es auch jede Menge Informationen über Staudenmischungen, die für gewisse Standorte gut kombinierbar sind.“ Gartenakademien bieten kostenfrei ihre Hilfe an.

Mit wenig Wasser kommen vor allem gut eingewachsene Pflanzen mit tiefen Wurzeln wie Rosen, Heckenpflanzen, Obstbäume oder Johannissträucher aus. „Wenn die Bodenstruktur stimmt, machen denen dann auch mal viele Liter Starkregen nix aus“, weiß der Experte.

Allrounder sind robuster

Auch wenn es die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt, hat Siegler eine Liste mit Allroundern in petto, die einiges vertragen: Bei den Stauden sind das etwa Storchschnabel, Prachtkerze, Steppensalbei, Fetthenne und Schafgarben; dazu kommen Pflanzen wie Pfingstrosen, Taglilien oder Bartiris, die Rhizome, also unterirdische Sprossachsen, bilden und so für schlechte Zeiten besser versorgt sind.

Auch mediterrane Kräuter halten einiges aus, darunter Thymian, Lavendel, Salbei und Rosmarin. „Bei den Gehölzen kommen vor allem gut eingewachsene Pflanzen mit Trockenphasen zurecht, etwa der Ginster und Fünffingerstrauch“, sagt Siegler. „Auch bei Hecken gibt es geeignete Sträucher wie Hainbuche, Liguster, Haselnuss, Hartriegel, Kornelkirschen oder auch Wildrosen.“

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