
Der Klimawandel treibt nicht nur die Temperaturen in die Höhe, sondern hat auch diverse andere Auswirkungen auf das Klima. Am Herbst 2024 lassen sich die Veränderungen gut ablesen.
Denn dieser war der fünftwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und reiht sich als 14. wärmerer Herbst in Folge ein. Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärt, dass dies angesichts der bisherigen Entwicklung der Jahreszeiten nicht überraschend war. Im Vergleich zur Referenzperiode von 1961 bis 1990 waren in diesem Jahr bisher alle Jahreszeiten wärmer.
Darüber hinaus zeigt die Phänologische Uhr schon länger eine Verschiebung der Jahreszeiten: Die Winter werden kürzer, während die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst länger werden. Diese Veränderung war auch in diesem Herbst sichtbar: "Zum Beispiel verlor die Eiche ihre Blätter vier bis fünf Tage später als im vieljährigen Mittel", sagt Walter.
Ungewöhnlich hohe Temperaturen mit weitreichenden Folgen
Doch nicht alles war an dem diesjährigen Herbst erwartbar. "Ungewöhnlich waren die regional hohen Temperaturen von 35 Grad im September" sagt Walter. Verantwortlich für die Hitzewelle im September war ein blockierendes Hochdruckgebiet. Dieses leitete Tiefdruckausläufer an seinen Flanken um, während gleichzeitig milde Luft aus dem Südwesten nach Mitteleuropa strömte. Diese Konstellation sorgte für die hochsommerlichen Temperaturen im Herbst.
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Bemerkenswert fand der Meteorologe zudem die Messwerte auf den Bergen. "Auf der Zugspitze wurde in der ersten Novemberdekade ein Temperaturmittel von 8,9 Grad gemessen – auf 3000 Metern, das muss man sich mal vorstellen." Noch auffälliger sei allerdings das Temperaturminimum von 9,9 Grad auf dem berühmten Gipfel. Es war das höchste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. "Solche Werte lassen sich aber auch an anderen Messstationen in den Alpen beobachten und sie zeigen, dass sich die Atmosphäre in der Höhe teils überproportional erwärmt", erklärt Walter.
Die Folgen seien vielfältig und bedenklich. So können durch wiederholtes Auftauen und Gefrieren Frostsprengungen auftreten, die Erdrutsche auslösen können. Auch die Vegetation, etwa die kälteliebende Fichte, ist betroffen. Sie muss höhere Lagen aufsuchen, was jedoch nicht unbegrenzt möglich ist. Ohne stabilisierende Wurzelsysteme steigt auch hierdurch das Risiko für Erdrutsche.
Mehr Niederschlag im Herbst
Die Herbstbilanz 2024 zeigt, dass die Jahreszeit nicht nur wärmer, sondern auch nasser war als gewohnt. Der Klimaexperte Walter kennt den Grund dafür: "Durch die steigenden Temperaturen hält die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit. Zusätzlich trugen die Rekordtemperaturen der Meeresoberflächen zu einer höheren Verdunstung bei. Diese Feuchtigkeit kondensiert mit den kühlenden Temperaturen im Herbst und führt zu verstärktem Regen."

Interessanterweise bedeute mehr Niederschlag aber nicht automatisch durchgehend graues und trübes Wetter im Herbst. "Regen und Sonnenschein schließen sich nicht aus", betont Walter. Das zeigt auch die Bilanz der Sonnenscheindauer, die keine Abweichung von der Norm aufweist. Zwar fiel der goldene Oktober in diesem Jahr zwar kurz aus, künftig könne es solche Phasen aber auch weiterhin geben.
Jahreszeitenbilanzen sollen aufrütteln
Jahreszeitenbilanzen spielen eine entscheidende Rolle in der Klimaforschung. "Der Klimawandel ist real und mittlerweile auch in Deutschland spürbar", sagt Walter. Als Wissenschaftler sehe er als seine Aufgabe, die Öffentlichkeit wachzurütteln und mit belegten Fakten zu konfrontieren.
Noch könne ein Teil des Klimawandels abgemildert werden, so Walter. "Jedes Zehntelgrad Erderwärmung weniger zählt." Der andere Teil, den wir nicht mehr verhindern können, erfordere Anpassungsmaßnahmen. Beispielsweise müssten Wälder bereits heute mit hitzeresistenteren Baumarten umgebaut werden, um auch in Jahrzehnten noch stabil zu sein. "Die Zeit drängt und wir müssen heute schon aktiv werden", betont der Meteorologe.