Klimakrise und Hitze führen zu Stress | Weather.com

Wetterstress: Wenn das Wetter Unwohlsein auslöst

Nicht nur Hitze und andere Wetterextreme lösen bei Menschen Stress aus – auch die Auseinandersetzung mit der Klimakrise hat mittlerweile auf viele Menschen Einfluss.

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Viele Menschen spüren die negativen Auswirkungen des Wetters – den sogenannten Wetterstress, zu dem auch der Klimawandel beiträgt
(GettyImages)

Offiziell definiert ist der Begriff „Wetterstress“ nicht – verwendet wird er hingegen immer häufiger. Zum einen immer dann, wenn das Wetter der Natur massiv zusetzt - beispielsweise spricht man bei Dürreperioden von Wasser- oder Hitzestress der Pflanzen. Und zum anderen sprechen auch Menschen von Wetterstress, die die negativen Auswirkungen des Wetters spüren: Sei es bei (Extrem-)Wetterereignissen, bei Wetterumschwüngen oder auch weil der Klimawandel selbst Sorgen auslöst.

Auslösende Faktoren sind Hitze, Kälte oder Wetterveränderungen

„Sehr, sehr viele Menschen beklagen heute, grundsätzlich gestresst zu sein“, erklärt Lea Dohm, Diplompsychologin bei der Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit – kurz KLUG. „Grundsätzlich meint Stress, dass wir durch einen Auslöser, der ganz unterschiedlich aussehen kann, eine körperliche, psychische oder soziale Belastung erfahren. Zu diesen auslösenden Faktoren gehören beispielsweise Hitze, Kälte oder Wetterveränderungen.“ Besonders belastend würden diese dann erlebt werden, wenn noch weitere Stressauslöser wie (Selbst-)Überforderung, Zeitdruck, Konflikte oder körperliche Beschwerden hinzukämen.

Blutdruck, Kopfschmerzen oder Verdauungsbeschwerden

Wie Dohm weiter erklärt, seien die unmittelbaren Folgen auf die Menschen unter anderem eine erhöhte Anspannung, gegebenenfalls zusammen mit körperlichen Symptomen wie erhöhtem Blutdruck, Kopfschmerzen oder Verdauungsbeschwerden. „Weitere Folgen finden sich auf gedanklicher Ebene, zum Beispiel wenn uns Gedanken durch den Kopf gehen, wie ‚Es wird mir alles zu viel‘, ‚Nicht das jetzt auch noch‘“, so die Psychologin.

Wetterfühligkeit keine Einbildung

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Was die sogenannte Wetterfühligkeit bei Menschen auslöst und wie viele Betroffene es gibt, hat der Deutsche Wetterdienst im Auftrag des Umweltbundesamt 2013 mit einer repräsentativen Studie untersucht: Demnach gab die Hälfte der Befragten an, dass das Wetter Einfluss auf ihre Gesundheit hat. Zu den häufigsten genannten Symptomen gehörten Kopfschmerzen und Migräne, Müdigkeit und Schlafstörungen. „Das Risiko wetterfühlig zu sein, ist bei Personen mit mindestens einer chronischen Erkrankung um das 2,7-fache im Vergleich zu Personen ohne Erkrankung erhöht“, resümieren die Autoren der Studie. „Dieses Ergebnis bestätigt die Vermutung, dass chronische Erkrankungen die Anfälligkeit für Wetterfühligkeit beeinflussen.“ Grundsätzlich gaben mit 57 Prozent der befragten Frauen und 42 der befragten Männer an, wetterfühlig zu sein. Am häufigsten wurde ein Temperaturrückgang als Grund für die Symptome genannt, gefolgt von stürmischem Wetter und einem Temperaturanstieg.

Auch die Klimakrise verursacht Stress

Neben den direkten Auswirkungen bestimmter Wetterlage auf die Menschen hat auch die Klimakrise und die Auseinandersetzung mit dem Thema immer größeren Einfluss auf das Wohlbefinden vieler Menschen. „Es kann beispielsweise Unwohlsein, Ärger, Sorgen oder Trauer auslösen, wenn wir uns mit den Folgen oder den Ursachen dieses Menschheitsproblems beschäftigen“, sagt Dohm. Durch klimabedingte Flucht und Migration oder ein Lebensraumverlust aufgrund des Klimawandels werde der Druck auf die Menschen weiter erhöht. „Das ist ein wichtiger Grund, weswegen viele Menschen die Auseinandersetzung vermeiden und sich lieber erfreulicheren Themen zuwenden mögen.“

Gegenmittel ist ambitionierter Klimaschutz

Für Dohm gibt es gegen diese Art von Wetterstress – sie nennt es auch Klimastress – nur eine Lösung: wirkungsvoller und ambitionierter Klimaschutz. „Nur wenn es uns gelingt, die Folgen der Klimakrise ausreichend abzubremsen, werden wir als Menschen die Chance haben, ihre Folgen in ausreichender Gesundheit und einem guten Miteinander zu bewältigen“, ist sie sicher. Am besten gelinge das, „wenn wir gemeinsam mit anderen aktiv werden, indem wir uns beispielsweise Gruppen anschließen, die bereits verschiedene konstruktive Lösungen für Nachhaltigkeitsprobleme anstreben. Mit anderen zusammen erhöhen wir unsere Wirksamkeit und auch das Erleben von Freude.“ Der positive Nebeneffekt: Ein solches Handeln wirke Stress mittelfristig entgegen.

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