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Orkane: So zerstörerisch wie Hurrikane | Weather.com
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Wetterlexikon

Orkane: Europas stärkste Stürme sind so zerstörerisch wie Hurrikane

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Auf einen Blick

  • Orkane sind die stärksten Stürme, die Europa heimsuchen.
  • Ihre Zerstörungskraft kann sich mit denen tropischer Wirbelstürme messen.
  • Zwei Faktoren machen Orkane so gefährlich.

Wenn die kalte Jahreszeit einsetzt, beginnt die Zeit der starken Stürme in Europa. Anders als Hurrikane, Taifune und Zyklone, bei denen es sich um tropische Wirbelstürme handelt, liegt die Geburtsstätte der Orkane über dem Nordatlantik. Sie entstehen durch einen Kampf der Luftmassen, der vor allem im Herbst und Winter den gefährlichen Stürmen als Auslöser dient.

Zwar können sich auch im Sommer bei starken Gewittern mal Orkanböen ausbilden, doch diese sind viel kleinräumiger als die Sturmtiefs, die im Herbst und Winter in unseren Breiten wüten. Grund dafür sind Temperaturunterschiede zwischen den Polargebieten und den Subtropen, die im Winter am größten sind.

In der kalten Jahreszeit strömt kalte Luft vom Nordpol nach Süden, während warme Luft aus den Tropen nach Norden fließt. Dort, wo die beiden Luftmassen aufeinandertreffen, setzt eine Tiefdruckentwicklung ein, aus der ein Orkan hervorgehen kann. Je größer die Temperaturunterschiede sind, desto stärker und zerstörerischer können die Stürme werden.

Orkane können riesiges Windfeld entwickeln

Die Windgeschwindigkeiten, die Orkane entwickeln, kommen zwar bei weitem nicht an die tropischer Wirbelstürme heran. Diese entwickeln Spitzenböen von über 300 km/h. Dennoch können sich Orkane mit der Zerstörungskraft von Hurrikanen oder Taifunen messen. Und das liegt nicht nur daran, dass sich manche Orkane unberechenbar zeigen, weil sie kurzfristig entstehen und sich dann explosionsartig verstärken.

Große Orkane können ein riesiges Windfeld entwickeln, das sich über 1000 Kilometer erstreckt und so weite Teile von Europa erfasst. Anders als etwa Hurrikane, die sich oft bei einer Geschwindigkeit von etwa 15 km/h fortbewegen, sind Orkane in der Lage, große Strecken an einem Tag zurückzulegen. Für die dicht besiedelten Gebiete in Europa stellt das eine große Gefahr dar. Das zeigt sich am Beispiel des Jahrhundertsturms Kyrill im Jahr 2007, der in halb Europa wütete. 13 Menschen verloren in Deutschland ihr Leben, europaweit gab es mehr als 29 Todesopfer.

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Durch die angerichteten Schäden in Höhe von über 4,5 Milliarden Euro wurde Kyrill zu einem der teuersten Stürme, die in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten gewütet haben.

Jahrhundertsturm Kyrill

Kyrill bildete sich als Sturmtief am 16. Januar 2007 vor Neufundland und entwickelte sich zu einem sogenannten Schnellläufer. Binnen zwei Tagen überquerte der Wintersturm den Atlantik und legte dabei eine Strecke von weit über 4000 Kilometern zurück.

Am Morgen des 18. Januars hatte Kyrill Nordirland erreicht. Am Mittag wehten bereits Orkanböen von England bis nach Ostfriesland. Im Laufe des Tages wurde ganz Deutschland von dem Windfeld erfasst. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde mit mit 225 km/h an der Konkordiahütte am Aletschgletscher in der Schweiz gemessen. In Deutschland erreichte Kyrill Windstärken von 202 km/h auf der mittlerweile geschlossenen Wetterwarte Wendelstein, die in 1838 Metern Höhe südöstlich von München liegt. Auch im Tiefland wüteten landesweit zerstörerische Orkanwinde. Der Deutsche Wetterdienst meldete in Köln 130 km/h, im bayerischen Mühldorf 137 km/h.

Kyrill riss alles auf seinem Weg nieder: Dächer wurden abgedeckt, Strommasten knickten wie Streichhölzer um und Wälder wurde regelrecht kahl rasiert. Am späten Nachmittag des 18. Januars stellte die Deutsche Bahn erstmals seit ihrem Bestehen im ganzen Land den Fernverkehr ein. Besonders zerstörerisch wirkte sich das Unwetter auf die Natur aus. Rund 50 Millionen Bäume wurden von den Orkanwinden umgerissen. Die Waldschäden waren auch noch zehn Jahre nach dem Unwetterereignis zu erkennen.

Chronik der schlimmsten Orkane der vergangenen 50 Jahre in Deutschland

  • Der sogenannte Niedersachsen-Orkan (12./13.1.1972) erreichte Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 245 km/h. Alleine in Deutschland starben 37 Menschen.
  • Orkan Capella (2. bis 4.1.1976), bis zu 145 km/h. Betroffen war vor allem Norddeutschland. Es entstand umgerechnet rund eine halbe Milliarde Euro Schaden.
  • Orkan Wiebke (28.2./1.3.1990), der stärkste von mehreren Orkanen, die zwischen Ende Januar und Ende Februar tobten. Spitzengeschwindigkeiten bis zu 285 km/h hatten enorme Forstschäden zur Folge.
  • Orkan Lothar (26./27.12.1999), wütete in Europa und Südwestdeutschland. Der wirtschaftlich wohl teuerste Orkan. Der volkswirtschaftliche Schaden wird wurde insgesamt auf über 11 Milliarden Euro beziffert. Lothar erreichte Windspitzen bis zu 272 km/h.
  • Orkan Kyrill (18./19.1.2007), bis zu 225 km/h in Europa und 202 km/h in Deutschland. 13 Menschen starben allein in Deutschland.

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