Was ist der Unterschied zwischen Hochwasser und Flut? | Weather.com
Advertisement
Advertisement

Wetterlexikon

Überschwemmungen: Was ist der Unterschied zwischen Hochwasser und Flut?

ARCHIV - 20.09.2024, Sachsen-Anhalt, Wittenberg: Die Elbe bei Wittenberg ist weit über ihre Ufer getreten und hat die Elbwiesen weiträumig überflutet (Drohnenfoto). Vom aktuellen Pegel geht aber für die Stadt derzeit keine Gefahr aus. (zu dpa: «Weitere Hochwasser-Alarmstufen fallen») Foto: Heiko Rebsch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Handelt es sich hier um ein Hochwasser oder um eine Flut?
(Heiko Rebsch/dpa)

Auf einen Blick

  • Kommt es zu extremen Wassermassen, fallen häufig Begriffe wie Hochwasser und Flut – und bezeichnen nicht immer korrekt, was genau passiert ist.

Grundsätzlich sind Hochwasser und Flut beides natürliche Ereignisse, die es schon seit jeher gegeben hat. Laut Umweltbundesamt (UBA) sind sie "fester Bestandteil des Abflussgeschehens". Da verstärkte Wassermassen aber auch verheerende Auswirkungen haben können und Extremereignisse in Zusammenhang mit Wasser klimawandelbedingt zunehmen, sind die Begriffe 'Hochwasser' und 'Flut' genau wie 'Überschwemmungen', 'Sturmflut' oder 'Sturzflut' immer häufiger in aller Munde und werden dabei nicht immer richtig verwendet.

Flut und Hochwasser sind natürliche, meist ungefährliche Ereignisse

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Flut und Hochwasser: Flut bezeichnet den Vorgang, Hochwasser den Zustand.

  • Flut: Das Wort Flut bezeichnet das Steigen eines Wasserstandes als Folge der Gezeiten im Meer. "Ebbe (ablaufendes Wasser) und Flut (auflaufendes Wasser) sind Zeiträume (Vorgänge), während Hoch- und Niedrigwasser die dazwischen liegenden Zeitpunkte bezeichnen (höchster bzw. niedrigster Wasserstand)", heißt es etwa beim Nationalpark Wattenmeer.
  • Hochwasser: Von Hochwasser spricht man hingegen, wenn der Wasserstand eines Gewässers deutlich über dem Pegelstand seines Mittelwassers liegt. Das Climate Service Center Germany erklärt: "Nach der gesetzlichen Definition ist Hochwasser die zeitlich begrenzte Überschwemmung von normalerweise nicht mit Wasser bedecktem Land durch oberirdische Gewässer oder in Küstengebieten durch Meerwasser." Unterschieden wird dabei zusätzlich zwischen Flusshochwasser und Küstenhochwasser.

Im Normalfall sind sowohl Flut als auch Hochwasser laut UBA für Mensch und Natur ungefährlich und sogar notwendig. Wie die Behörde betont, sind Hochwasser in Bächen und Flüssen ein wichtiger Strukturgeber der Landschaft; Tiere und Pflanzen seien an den ständigen Wechsel von Überflutung und Austrocknung angepasst und sogar auf die Lebensräume angewiesen, die durch die sich ständig ändernden Wasserstände entstehen. Zum Problem wird Hochwasser immer dann, wenn die Wassermassen nicht schnell genug abfließen können und Tier- und Menschenleben bedrohen oder Siedlungen überschwemmen. Man spricht dann von urbanem Hochwasser.

Sturm- und Sturzfluten bedeuten extreme Wasseraufkommen

Wenn es im Zusammenhang mit dem Element Wasser zu Extremereignissen oder Naturkatastrophen kommt, werden häufig zudem die Wörter „Sturmflut“ oder „Sturzflut“ verwendet, die sich ebenfalls grundsätzlich unterscheiden:

  • Sturmflut: Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) versteht man unter einer Sturmflut ein ungewöhnlich hohes Ansteigen des Wassers an Meeresküsten und Tidenflüssen. Verursacht von Sturmwetterlagen werden dabei Wassermassen in einem großen Winkel auf die Küstenlinien zugetrieben. Eine Sturmflut steht demnach immer in Verbindung zum Meer.
  • Sturzflut: Eine Sturzflut hingegen beschreibt der DWD so: "Eine Sturzflut ist eine plötzlich auftretende Überschwemmung von relativ zur Umgebung tief gelegenem Terrain, beispielsweise von Flusstälern oder Muldenlagen, als Folge heftiger Starkregenfälle." Auch Schmelzwasser könne Sturzfluten verursachen. Bei Sturzfluten gebe es keine geographische Einschränkung.

Wer warnt vor Hochwasser, Sturm- und Sturzfluten?

Welche Stellen vor Hochwasser, Sturm- und Sturzfluten warnen, ist unterschiedlich geregelt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor extremen Wetterereignissen wie Sturmfluten an den Küsten oder Starkregen, der zu Sturzfluten führen kann.

Für Hochwasserwarnungen an Flüssen und Seen sind die Bundesländer zuständig, die jeweils eigene Hochwassernachrichtendienste eingerichtet haben. "Dieser sammelt Wasserstands-, Abfluss- und Niederschlagsdaten, wertet sie aus, hält Einsatzpläne für den Hochwasserfall bereit und warnt Betroffene", erklärt Natalie Stahl-van Rooijen, Referatsleitung im Hochwassernachrichtendienst Bayern, der im dortigen Landesamt für Umwelt untergebracht ist.

Advertisement

"Die Gefahren werden in ihrer Auswirkung über die Meldestufen von Messstellen an den Gewässern beschrieben und dienen der unmittelbaren Gefahrenabwehr und Vorsorge im akuten Hochwasserfall." Die Wasserstands- und Abflussvorhersagen werden auch im Internet für alle zugänglich bereitgestellt.

16.09.2024, Bayern, Cham: Ein Schild warnt vor dem Hochwasser des Flusses Regen. Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Für das Warnen vor Hochwasser sind die Länger zuständig,

Für Starkregenereignisse, die etwa eine Sturzflut auslösen, warnen die Kommunen anstelle der Bundesländer beziehungsweise der Hochwassernachrichtendienste. Der Grund: Ein solches Ereignis können grundsätzlich an jedem Ort auftreten – und auch fernab von Gewässern Schäden anrichten. "Daher spricht man gerade im letzten Fall häufig von kommunalen Starkregen- oder auch Sturzflutereignissen", sagt Stahl-van Rooijen.

Kommt es an den Küsten zu Sturmfluten, warnt wiederum das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie.

Gut zu wissen:
Bürgerinnen und Bürger finden all diese Warnungen gebündelt bei offiziellen Warnapps wie etwa NINA, die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) betreibt.

Der beste Schutz: Informiert bleiben und Vorkehrungen treffen

Neben Frühwarnsystemen sind auch Starkregenkarten, die potenzielle Fließwege aufzeigen, wichtig für eine funktionierendes Risikomanagement. Einige Bundesländer haben bereits Starkregenkarten veröffentlicht. In Hamburg etwa können Bewohnerinnen und Bewohner sogar das Gefährdungspotential einzelner Häuser und Straßen abschätzen. Derzeit arbeitet das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) an einer bundesweiten Gefahrenkarte.

Gegen die Gefahren von Sturz- und Sturmfluten oder von Hochwasser können Privatpersonen zudem selbst Vorkehrungen treffen. Sie können etwa das eigene Zuhause durch Bodenschwellen, Aufkantung von Kellertreppen oder Lichtschächten, sowie Rückstauklappen in der Abwasserleitung schützen. Und besonders wichtig: Das Haus, Hab und Gut gegen die Schäden ausreichend versichern.

Advertisement
Hidden Weather Icon Masks
Hidden Weather Icon Symbols